Rheinberg Der Mann für die bunten Stromkästen
Rheinberg · Julian Winkler aus Rheinberg ist Graffiti-Künstler und unterstützt die Aktion „Bunt statt grau“ des SV Budberg.
Zügig lässt Julian Winkler den Sprühkopf der Dose über den kleinen grauen Postkasten an der Von-Bülligen-Straße gleiten und trägt so eine gleichmäßige Schicht hellblauer Farbe auf. Und schon greift der 30-Jährige zur nächsten Dose und schüttelt diese kräftig, so dass die Mischkugel im Innern laut klackert. Nach einem Blick auf das auf DIN-A4-Größe ausgedruckte Motiv - Löwenzahn und Pusteblume - beginnt er damit, die Umrisse der gezahnten Blätter zu sprayen. Ohne Abmaße, ohne irgendwas vorzuzeichnen. Völlig freihändig.
„Mit der Farbdose schnell irgendetwas auf Wände, Mauern oder eben auch Stromkästen zu sprayen, das kann nun wirklich jeder“, ärgert sich Julian Winkler über Farbschmierereien. Bei der vom SV Budberg initiierten Säuberungs- und Malaktion für insgesamt 61 Strom- und Postkästen am Ort beweist der 30-Jährige, dass Grafitti eine Kunstform ist.
Eine erste Arbeitsprobe im Rahmen der ungewöhnlichen Aktion hat der Hobby-Künstler mit der Gestaltung des Kastens an der Ecke Rheinkamper-/von-Büllingen-Straße abgegeben. Auf dem prangen nun ein Fußball sowie das Logo des SV Budberg. Robert Meier, der in Budberg eine Einrichtung des Rheinberger Jugendzentrums Zuff leitet, hatte Winkler mit ins Boot geholt. „Er hat am Zuff diverse Graffiti-Workshops durchgeführt und konnte mit seiner Erfahrung schon beim ersten Treffen im Vorfeld der Aktion wichtige Tipps geben“, so Robert Meier.
Auf den drei Kästen an der Von-Bülligen-Straße sollen künftig ein Löwenzahnbild (auf den beiden kleinen Kästen) sowie eine Wespe auf Waben (auf dem großen Kasten) zu sehen sein. „Das zu sprühen, ist schon anspruchsvoller“, so Julian Winkler, der zwischen den Sprayvorgängen immer wieder die Motivvorlage betrachtet und Sprühköpfe austauscht. Sprayen ist also nicht gleich Sprayen? „Ein Maler benötigt auch verschiedene Pinsel“, so Winkler. So könne man mit dem Einsatz unterschiedlicher Sprühköpfe verschiedene Effekte wie Farbverläufe oder sehr schmale, feine Linien erzielen.
Rund drei Stunden kalkuliert Julian Winkler für die Arbeit an den drei Kästen ein. Wie viele Farbdosen dabei drauf gehen? „Das lässt sich schlecht schätzen, aber so einige“, sagt der Sprayer, der auf jeden Fall noch sechs weitere Kästen im Rahmen der „Bunt statt grau – hübsch statt hässlich“-Aktion verschönern möchte. Er hofft, dass die ansprechenden bunten Motive künftig illegale Sprayer von ihrem Tun abhalten. „Wer richtig sprayen lernen möchte, kann sich gerne bei mir melden und das ganz legal tun“, so Winkler, der in seiner Freizeit nicht nur Strom- und Postkästen gestaltet: Für einen Orsoyer Imker hat er unlängst einen Pkw künstlerisch aufgepeppt. Auf dem Lack sind - na klar - Bienen zu sehen.