Salzbergwerk von K+S in Rheinberg Im Salz rollen bald elektrische Pick-ups

Rheinberg · In allen Bergwerken von K+S, also auch im Salzbergwerk in Borth, sollen bald Elektrofahrzeuge die bisher dieselangetriebenen Fahrzeuge ersetzen. Getestet werden sie derzei in der Grube Hattorf-Wintershall in Werra.

Der Test mit den E-Autos läuft: Grubenmaschineningenieur Benjamin Symanzek beim Laden eines Fahrzeugs.

Der Test mit den E-Autos läuft: Grubenmaschineningenieur Benjamin Symanzek beim Laden eines Fahrzeugs.

Foto: K+S

Salzproduzent K+S testet den Einsatz von Elektromobilität in seinen Bergwerken. Neben der Alltagstauglichkeit und der Reichweite der Fahrzeuge werden derzeit in einer Grube des Verbundwerks Werra auch die Eignung der Ladeinfrastruktur und die Sicherheit unter Tage geprüft. Langfristig sollen in allen Bergwerken von K+S, also auch im Werk Borth, Elektrofahrzeuge die bisher dieselangetriebenen Fahrzeuge ersetzen.

„Ein elektrischer Fahrzeugbetrieb in einem Bergwerk hat besondere Herausforderungen“, erklärt Lars Rickfelder, Leiter Technik unter Tage im K+S-Zentralbereich Bergbau. Wegen der recht hohen Umgebungstemperaturen von bis 50 Grad Celsius, unebenen Fahrwegen und großen Steigungen müssten alle Fahrzeuge eine gute Geländegängigkeit haben. Das schlage auf den Stromverbrauch durch. Zudem seien viele der Geländewagen und Pick-ups ganztägig im Mehrschichtbetrieb unterwegs und legten dabei bis zu 100 Kilometer pro Schicht zurück.

Geladen werden können die Batterien immer nur kurzzeitig zwischendurch, wobei nicht überall in den Bergwerken Lademöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden könnten. „Das ist vergleichbar mit einem Taxi, das rund um die Uhr unterwegs ist“, sagt Rickfelder: „Sicherzustellen, dass die Fahrzeuge jederzeit einsatzbereit sind, ist daher keine triviale Aufgabe, schon gar nicht in einem Bergwerk.“

Das aktuelle Projekt zur E-Mobilität in der Grube Hattorf-Wintershall in Werra führt die bisher vereinzelten Tests von Elektrofahrzeugen in den K+S-Bergwerken zusammen. Zur elektrischen Kleinflotte für Handwerker und Revieraufsichten gehören sechs Pick-ups auf Basis eines bewährten Geländewagens. Anstelle des Dieselmotors hat ein Automobilzulieferer eine Hochvoltbatterie, die nötige Ladeelektronik und einen Elektromotor verbaut. Das Aggregat verfügt laut Hersteller über knapp 120 PS Maximalleistung und eine Reichweite von etwa 110 Kilometern. Auch ein serienmäßiger vollelektrischer Kleintransporter für acht Passagiere ist im Einsatz.

Das Ende des Dieselmotors kommt. Für die dieselgetriebenen Geländewagen und Pick-ups, die bislang in den Bergwerken fahren, gibt es derzeit noch keinen serienmäßigen elektrischen Ersatz. In den vergangenen Jahren wurden Modelle mit emissionsarmen Dieselmotoren angeschafft, um den Schadstoffausstoß zu reduzieren.

Inzwischen haben aber die ersten Hersteller angekündigt, ihre Geländewagen von diesem Jahr an nicht mehr mit Dieselmotor zu vertreiben. „Aufgrund des von der EU beschlossenen Verbots von Verbrennungsmotoren werden langfristig ohnehin keine Fahrzeuge mit Dieselmotor mehr verfügbar sein – der Umstieg auf Elektrofahrzeuge muss auch in den Gruben kommen, und das müssen wir gut vorbereiten“, sagt Rickfelder.

Wichtige Aspekte sind dabei neben der Alltagstauglichkeit und der Reichweite der Fahrzeuge auch eine geeignete Ladeinfrastruktur und die Sicherheit in der Grube. „Der Betrieb von Elektrofahrzeugen stellt auch die Grubenwehren vor neue Herausforderungen“, berichtet Patrick Kniest, Leiter Grubenwehrrettungswesen der Grube Hattorf-Wintershall.

Das Risiko eines Brandes bei Elektrofahrzeugen ist zwar grundsätzlich niedriger als bei Autos mit Verbrennungsmotor, aber das Brandverhalten unterscheidet sich. Das angepasste Brandschutzkonzept sieht deshalb vor, dass sich die Grubenwehr durch Übungen und mit spezieller Ausrüstung auf einen möglichen Einsatz mit brennenden Elektrofahrzeugen vorbereitet. „Wir haben alles im Detail analysiert und sind auf einen möglichen Einsatz gut vorbereitet“, fasst Kniest zusammen.

„Ein weiterer Fokus des Probebetriebs liegt auf der Ladeinfrastruktur“, sagt Sebastian Hühne, Leiter technischer Stab der Grube Hattorf-Wintershall, der das Projekt begleitet. Um die stromhungrigen Akkus zügig laden zu können, wurde eigens ein separates 400-Volt-Ladestromnetz eingerichtet. Da die Fahrzeuge während der Schicht in der Grube unterwegs sind, bleibt nur der Schichtwechsel, um die Akkus zu laden. Das ist machbar, wie die bisherigen Erfahrungen zeigen, wobei die Herausforderung bei langfristig mehr als 300 Akku-Autos in der Grube steigen wird:

„Dann müssen wir die zur Verfügung stehende Energie möglichst effektiv nutzen und verteilen“, sagt Hühne. Bereits jetzt lassen sich durch intelligente Technologie die Ladevorgänge an den derzeit zwölf Ladeboxen per Computer überwachen, steuern und statistisch analysieren.

Ein weiterer Aspekt der Einführung der E-Mobilität in der Grube ist die Schulung der Mitarbeiter. Derzeit übernimmt noch der Fahrzeughersteller alle notwendigen Arbeiten. „Langfristig sollen die E-Fahrzeuge natürlich durch unsere eigenen Mitarbeiter gewartet und repariert werden. Dafür müssen die Kollegen weitergebildet werden“, so Hühne.

(bp)
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