Rheinberg Den Jägern geht’s vor allem um die Natur

Rheinberg-Budberg · Der SPD-Landtagsabgeordnete René Schneider diskutierte auf dem Heesenhof mit Mitgliedern des Hegerings.

 Landtagsmitglied René Schneider (r.) traf sich mit Mitgliedern des Hegerings in Budberg.

Landtagsmitglied René Schneider (r.) traf sich mit Mitgliedern des Hegerings in Budberg.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Im ersten Teil der diesjährigen Sommertour, die unter dem Thema „Gut Holz“ steht, traf sich der Landtagsabgeordnete René Schneider auf dem Budberger Heesenhof mit Jägern und Vertretern des Rheinberger Hegerings. „Rheinberg ist zwar die waldärmste Stadt in Nordrhein-Westfalen, aber ich möchte trotzdem wissen, was den Jägern auf der Seele brennt“, begrüßte Schneider die Gastgeber und musste schnell erfahren, dass es sich dabei um einen Großbrand handelt.

Vor allem das vom grünen Ex-Umweltminister Johannes Remmel initiierte Landesjagdgesetz bringt die Jäger immer noch in Rage. „Das ist ein rein ideologisches Gesetz. Da ist so viel verändert worden, dass wir mit dem Schutz der Tiere und der Hege nicht mehr nachkommen können“, sagte Alfred Nimphius, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Wesel. Aus Sicht der Jäger wurde vor allem versäumt, fundierte Kenntnisse aus der Wissenschaft in das Gesetz einfließen zu lassen.

„Die Politik spielt da eine größere Rolle als sachliche Argumente. Wir können die Landwirtschaft aber nicht mehr so weit zurückdrehen, dass es dem Rebhuhn gefällt“, erklärt Hermann Heuvel. Was den Berufsjäger besonders aufregt, ist die Tatsache, dass mit zweierlei Maß gemessen wird: „Dem Seeadler schafft man einen riesigen Schutzraum, während das Wildschwein als Schädling angesehen wird, ebenso wie die Schwarmkrähen. Aber diese Krähen zu jagen, bringt für den Tierschutz gar nichts.“

Ein Thema, dass auch Alfred Nimphius auf den Nägeln brennt: „Jetzt fordern alle, dass wir die Wildschweine töten, sogar eine Abschussprämie ist im Gespräch. Aber das ist nicht unser Ziel. Wir sehen uns nicht als Schädlingsbekämpfer, sondern wollen eine Jagd, die ethischen Grundsätzen entspricht.“

In der zum Teil hitzig geführten Diskussion ging es selbst um Begrifflichkeiten. „Reden sie nicht immer von Jagd, sondern sagen sie Naturschutz“, forderte Heuvel vom Landtagsabgeordneten. Alfred Nimphius lieferte die Begründung: „Wir legen in unserer Freizeit auf eigene Kosten Blühstreifen und Benjeshecken an. Aber davon ist in den Medien nichts zu hören.“

In der Tat ist das Image der Waidmänner nicht das Beste. „Ich habe schon keine Lust mehr, auf die Jagd zu gehen. Man wird beschimpft und fotografiert, an den Häusern hängen Plakate mit der Aufschrift ,Jäger go Home’“, erzählt Wilhelm Riemann.

Nimphius kann das nicht nachvollziehen: „Wir betreiben die Jagd, um die Tiere dem Metzger zuzuführen. Diejenigen, die uns als Mörder beschimpfen, haben ein Kotelett auf dem Teller liegen, lassen also andere für sich morden. Hinter den hohen Mauern der Schlachthäuser sieht man nicht, dass Tiere sterben. Aber wenn wir einen Schuss abgeben, bekommen die Menschen das mit.“

Karin Leisten von der Rollenden Waldschule der Kreisjägerschaft Wesel erfährt diese Entwicklung bei ihrer täglichen Arbeit mit Kindern: „Sie sind in der Natur, kennen die Tiere, aber wo das Fleisch auf ihrem Teller oder ein Ei herkommen, wissen sie nicht. Das ist inzwischen völlig entkoppelt.“ Das schlechte Image verdanken die Jäger aus ihrer Sicht auch der mangelnden Unterstützung durch die Politik. „Es wird einfach vernachlässigt, auf unsere Arbeit für den Naturschutz hinzuweisen“, so Heuvel.

Landtagsabgeordneter René Schneider konnte immerhin versprechen, dass die geplante Novelle des Landesjagdgesetzes demnächst im Umweltausschuss beraten werde.

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