Stadtentwicklung Haus Cassel wird eine Pflegeeinrichtung

Rheinberg · Die Stadt hat den knapp 180 Jahre alten Herrensitz an der Rheinberger Straße verkauft. Das Interesse war groß. Auf die neuen Eigentümer kommt jetzt eine Menge Arbeit zu.

 Das denkmalgeschützte Haus Cassel. Die Flüchtlinge sind längst ausgezogen, bald soll das Gebäude saniert werden.

Das denkmalgeschützte Haus Cassel. Die Flüchtlinge sind längst ausgezogen, bald soll das Gebäude saniert werden.

Foto: Fischer, Armin (arfi)/Fischer, Armin (afi)

Die Stadt hat Haus Cassel verkauft. Mit den Käufern sei man sich einig geworden, bei einem Notartermin – er soll im April stattfinden – müsse der Eigentümerwechsel noch offiziell vollzogen werden. Die neuen Eigentümer wollen im Moment noch nicht öffentlich in Erscheinung treten, Details sind aber bereits bekannt. So ist geplant, den alten, stark sanierungsbedürftigen Herrensitz an der Rheinberger Straße am Ortsausgang Richtung Budberg in eine Pflegeeinrichtung umzubauen. „Die Käufer sind keine Investoren, sondern die Betreiber selbst“, machte Ralf Chowanietz, Fachbereichsleiter Immobilienmanagement bei der Stadt, deutlich. „Sie decken die kaufmännische und die pflegerische Seite ab.“ Sie stammten aus der Region – rechtsrheinisch.

Vor einem Jahr war beschlossen worden, das um 1840 errichtete Gebäude zu verkaufen. Seit Ende der 80er Jahre waren dort Flüchtlinge und Aussiedler untergebracht. Doch inzwischen gibt es weniger Flüchtlinge und zweitens neu gebaute Wohnanlagen am Melkweg – mithin gibt es für Haus Cassel, wo im 19. Jahrhundert unter anderem der archäologische Ausgräber Alphonse de Fournier gelebt hat, keine Verwendung mehr. Jedenfalls nicht für die Stadt. Die hat das stattliche Haus vor vielen Jahren von einer Bank übernommen.

Weil das Haus stark verfallen ist, wurde der Kaufpreis auf 206.000 Euro angesetzt. Schon damals gab es allerdings Schätzungen, die besagten: Wer es kauft, muss locker 1,5 Millionen Euro investieren, um es seriös nutzen zu können.

Kaufinteressenten hatten sich immer wieder mal gemeldet. Seit die Stadt Haus Cassel in einem Immobilien-Online-Portal anpries, schoss die Zahl signifikant nach oben. Ralf Chowanietz: „Es gab 90 Kontakte, es kam zu 30 Ortsterminen. Der geringe Kaufpreis hat sich dabei in vielen Fällen relativiert.“ Letztendlich sei es zu fünf konkreten Angeboten gekommen.

Mit dem Bau- und Planungsausschuss habe die Stadtverwaltung seinerzeit eine Matrix beschlossen, nach deren Aussagen diese Angebote bewertet wurden. „Letztendlich hat der soziale Aspekt der jetzigen Käufer den Ausschlag gegeben“, so Ralf Chowanietz.

Die Stadt habe bei diesem Deal unbedingt Rechtssicherheit im Verfahren haben wollen, sagte der Fachbereichsleiter. Das Angebot im Internet sei mit 40 Seiten Anlage ausgestattet gewesen. Nutzungsvorgaben habe es keine gegeben. Bis auf produzierendes Gewerbe sei in Haus Cassel fast alles denkbar – darauf war schon im vergangenen Jahr hingewiesen worden.

Die neuen Eigentümer haben der Stadt gegenüber ihre Nutzungswünsche dargelegt. Bauunterlagen gebe es noch keine. Ein erster Termin mit der beauftragten Architektin habe gerade erst stattgefunden.

Im vergangenen Jahr geäußerte Befürchtungen, dass sich die Nähe zu den Flüchtlingsunterkünften als Verkaufshemmnis herausstellen könnten, erwiesen sich als unbegründet. Ralf Chowanietz: „Das war kein Thema bei den Verkaufsgesprächen.“ Momentan hat Hausmeister Ali noch sein Büro in Haus Cassel, ansonsten sei das Haus schon leer geräumt. Es kann also bald damit begonnen werden, ein neues Kapitel aufzuschlagen.

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