Klimaschutz in Rheinberg Grüne haben Zweifel am Holzkraftwerk der Solvay

Rheinberg · Partei fordert optimale Umweltstandards. Was vorliegt, sei zu wenig, so Fraktionschef Jürgen Bartsch: „Da ist mehr drin.“

 Hier soll das Holzkraftwerk für die Solvay-Werke entstehen.

Hier soll das Holzkraftwerk für die Solvay-Werke entstehen.

Foto: Solvay

Vor drei Monaten haben auch die Grünen im Umweltausschuss der grundsätzlich positiven Stellungnahme aus dem Stadthaus zu den Plänen der Solvay, am Standort in Ossenberg ein klimafreundliches Kraftwerk zu bauen, ihre Zustimmung gegeben. Vorausgesetzt, es entspreche dem bestmöglichen Stand der Technik. Doch im Vorfeld der Erörterung im Genehmigungsverfahren vorgetragenen Anregungen und Bedenken bekräftigen die Grünen ihre anhaltende Skepsis. Auch wenn sie die Absicht des Unternehmens, am Standort den Aus­stoß von klimaschädlichem CO2 um ein Viertel zu reduzieren, befürworten. Aber Ökokraftwerk, so die Grünen, sei Etikettenschwindel.

Das Projekt läuft unter dem modern-dynamisch klingenden Begriff „Woodpower“. Es soll von Mitte 2021 an für die Produktion benötigten Dampf liefern und zusätzlich Strom ins Netz speisen. Befeuert wird das Kraftwerk mit Holz, einem nachwachsenden Rohstoff, von Kennern lässig „Nawaro“ genannt. Trotzdem haben die Grünen genau damit ein Problem. Sie stützen sich auf einen Experten. Wolfgang Pahlmann, Unternehmensberater für chemische Prozesse, weist darauf hin, dass „Holz eben nicht gleich Holz“ sei. Solvay wolle im Ofen Holz bis zur Gefahrenklasse vier verbrennen. Das bedeute, dass auch mit Schutzmitteln oder Pestiziden „hoch belastetes“ Brennmaterial verfeuert werden dürfe. Selbst teerölhaltige Bahnschwellen und Leitungsmasten seien erlaubt. Die „Mixtur der Holzhackschnitzel“, vor allem der Anteil belasteter Hölzer, gehe aus den Antrag nicht hervor.

Auch die Reinigungstechnik überzeugt den Experten der Grünen nicht. Er hält anders als die Solvay-Verantwortlichen vorgesehene Schlauchfilter für weniger geeignet als ein „Nassabscheidungsverfahren“, damit keine Schadstoffe in die Umwelt gelangen.

Barbara Ettwig und Svenja Reinert, beide in Ossenberg wohnhaft, bekräftigen, dass der Ortsteil durch die Solvay ohnehin schon einiges erdulde und ausgeschlossen werden müsse, dass durch das Holzkraftwerk weitere Lasten hinzukämen. Die Lärm- und Feinstaubbelastung würde durch die Lkw eher mehr als weniger. Dabei verfüge das Unternehmen über einen Gleisanschluss. Fraktionschef Jürgen Bartsch ist überzeugt: „Bei der Umweltverträglichkeit ist deutlich mehr drin.“

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