Rheinberger Karneval Goldköpfchen haben Goldenes gefeiert

Rheinberg · Die munteren Damen sind im Rheinberger Karneval so etwas wie die Musen der Prinzen. Mitglied der reinen Männergersellschaft Rhinberkse Jonges dürfen sie bisher nicht sein. Gefeiert wurde das Jubiläum im Punto.

 Gruppenbild mit Damen und einigen auserwählten Herren: Die Goldköpfchen gibt es seit 50 Jahren – das wurde ordentlich gefeiert.

Gruppenbild mit Damen und einigen auserwählten Herren: Die Goldköpfchen gibt es seit 50 Jahren – das wurde ordentlich gefeiert.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Die Geschichte der Goldköpfchen beginnt 1973, vor genau 50 Jahren also. Im Rheinberger Karneval war es das Jahr des Hupp Pogentod. Der wollte als Prinz Hubert I., der Echte, seine Regentschaft im Einflussbereich der Rhinberkse Jonges nicht ohne seine Mädels feiern. Und so passierte es: Während die Männer um Rheinbergs Häuser zogen, versammelten sich die Frauen im Keller der Familie Rams am Außenwall und gründeten für „ihren“ Prinzen die Goldköpfchen. Sie zogen sich alte Männeruniformen an, schneiderten sich schöne Röcke, standen dem Prinzen fortan zur Seite und sorgten für gute Stimmung in Berkas Gassen und Sälen.

Das alles ist nun unglaubliche 50 Jahre her und die Goldköpfchen sind aus Rheinberg nicht mehr wegzudenken. Sie sind für die Karnevalsprinzen und den Karneval das, was Gala für den Maler Salvador Dalí war: Musen, die nicht die Kunst, dafür aber die tollen Tage beflügeln. Und das wurde jetzt groß im Lokal Punto in der Rheinberger Fußgängerzone gefeiert.

Gut und gerne 50 Ehemalige waren zu dieser heißen Party gekommen. Goldköpfchen von ganz früher, Goldköpfchen aus der mittleren Phase, Goldköpfchen von heute. Aber es waren auch ein paar Männer zugelassen. Neben den ehemaligen Rhinberkse-Jonges-Präsidenten Winnie Nickenig und Clemens Geßmann (Wolle Rams hatte sich entschuldigen lassen) waren auch die ehemaligen Stadtwachenkommandanten Markus Becker, Cheese Nickenig, Matthias Plugge und Swen Denzau sowie Florian Geßmann als amtierender Kommandant dabei. Sie alle durften sich in Anbetracht der Frauen-Übermacht als Hähne im Korb fühlen.

Die Organisatorinnen um Sandra Tappe hatten für jedes Goldköpfchen Steckbriefe vorbereitet, in die unter anderem Name und Spitzname eingetragen wurden. Hinzu kamen Fotos, die in einer im Punto aufgestellten Fotobox geschossen wurden. Der Beamer warf Bilder aus fünf Jahrzehnten Goldköpfchen an die Kneipenwand.

Die Goldköpfchen brauchen keine Präsidentin oder so was. „Die wollen alle was zu sagen haben“, berichtet Sandra Tappe und lacht. Sie alle – derzeit gibt es 22 Goldköpfchen – tragen Uniform mit Hut und Rock und schwarzen Stiefeln. Die stellen die Rhinberkse Jonges – der Karnevalsverein also, dem die Goldköpfchen gar nicht angehören. Angehören dürfen, muss es richtigerweise heißen. „Noch sind die Jonges ja ein reiner Männer-Club“, so Sandra Tappe. „Mal schauen, wie lange das noch so bleibt.“

Im Karneval trifft man die Gold-Damen beim Plaarball als verkleidete Gruppe, meistens angelehnt an das Motto des jeweiligen Prinzen. In den Bauwagen der Stadtwache sorgen sie für die Bewirtung. Und einige von ihnen machen auch in der „Tanzenden Stadtwache“ mit. Das älteste Goldköpfchen ist Ilona Vervoort mit 80, das jüngste Franziska Tappe mit 18. Sie alle feierten im Punto friedlich vereint. Weil das Wetter so sommerlich war, saßen die Damen die meiste Zeit draußen und genossen zünftige Karnevalsmusik, zu der natürlich auch geschunkelt wurde. Zur Feier des Tages zogen die Goldköpfchen dann noch als Polonäse durch die Innenstadt. Sandra Tappe: „Da habe einige Passanten schon etwas irritiert geguckt. Karneval im Juni, das gibt es ja auch nicht so oft.“

Nun freuen sich die Goldköpfchen auf die nächste Session. Helau!

(up)
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