Internationaler Frauentag Nanas zum Internationalen Frauentag

Rheinberg · Im Haus der Generationen leitete Kunsttherapeutin Deborah Marschner einen Kreativtag für Frauen.

 Deborah Marschner (2.v.l.) arbeitete mit den Teilnehmerin (v.l.) Ursula Dörk, Gabriele Arnold, Anke Crysmann und anderen Frauen.

Deborah Marschner (2.v.l.) arbeitete mit den Teilnehmerin (v.l.) Ursula Dörk, Gabriele Arnold, Anke Crysmann und anderen Frauen.

Foto: Fischer, Armin (arfi )/Fischer, Armin ( arfi )

Sie waren auf Draht, die 14 Frauen zwischen 50 und 70 Jahre, die am Samstag im Haus der Generationen fünf Stunden lang an Frauenfiguren arbeiteten. Nicht irgendwelche, sondern solche, wie sie die berühmte „Nanas“-Künstlerin Niki de Saint Phalle geschaffen hat. Skulpturen, die durch ungewöhnliche Proportionen und Farbenfreude bestechen. Körper, die Weiblichkeit, Wohlbehagen und Fröhlichkeit verkörpern, obwohl Niki de Saint Phalle mit ihren Skulpturen durchaus auch dunkle Phasen ihres Lebens verarbeiten wollte.

Deborah Marschner leitete anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März auf Einladung der Gleichstellungsbeauftragten im Stadthaus, Karin Becker, den Workshop „Frauen auf Draht“ am Annaberg. Die 57-Jährige ist Kunsttherapeutin und freischaffende Künstlerin, sie lebt und arbeitet auf ihrem Kreativhof in Neukirchen-Vluyn.

Ein altes Handtuch, einen Eimer, der mindestens fünf Liter Wasser fasst, und eine alte Schüssel mussten die Teilnehmerinnen mitbringen, alles andere wurde gestellt. „Und die Lust, kreativ zu sein und darauf zu vertrauen, dass man angeleitet wird“, ergänzt Deborah Marschner. Sie hat viel über die „Nana“-Künstlerin gelesen, deren Schießbilder sie mit 31 Jahren an die Spitze der Kunstszene katapultieren sollten: Um ihre Wut darüber los zu werden, dass sie als Elfjährige vom Vater sexuell missbraucht wurde, hatte Niki de Saint Phalle im Februar 1961 mit einem Gewehr auf eine mit Farbbeuteln behängte Leinwand gezielt.

1965 bastelte die Autodidaktin, 1930 in einem noblen Vorort von Paris geboren, aus Pappmaché und Drahtnetzen ihre erste Nana. „Die Schwebende“ ist die Lieblingsfigur von Deborah Marschner, die eigentlich Camilla heißt. „Meine Mutter wollte immer Söhne, hat aber ,nur‘ drei Töchter bekommen.“ Sie sollte Camillo getauft werden, wäre sie der ersehnte Sohn geworden. Ihren Vornamen hat die freischaffende Künstlerin später in Deborah geändert.

Sie sei froh, dass sie hier lebe. „Hier bin ich frei, kann meine Kunst machen, ohne dass es mir jemand verbietet.“ Die 57-Jährige ist in Leipzig in der ehemaligen DDR groß geworden, hat dort eine Ausbildung zur Kunsttherapeutin gemacht, einige Jahre am Leipziger Theater gearbeitet. „Als die Grenze 1989 aufging, waren wir weg, mein Mann und ich und unsere drei Kinder.“ Den 8. März, Weltfrauentag, den habe es auch in der Ex-DDR gegeben. „An dem Tag bekamen berufstätige und angepasste Frauen, die brav alles mitgemacht haben, von den Personalchefs immer rote Nelken. Ich habe nie eine bekommen. Ich hasse Nelken“, sagt Deborah Marschner, die nie in der FDJ war und deswegen auch kein Abitur machen durfte, obwohl sie nach dem zehnten Schuljahr einen Notendurchschnitt von 1,4 hatte.

Im Osten habe es zwar Gleichberechtigung gegeben, seien Frauen und Männer gleich entlohnt worden. „Aber es gab keine Freiheit, nur Unterdrückung.“ Was sie sich wünscht? „Seine Fraulichkeit zeigen dürfen, ohne dass jemand sich das Recht heraus nimmt, Gewalt anzuwenden.“

Barbara Uhlen-Hoolmanns aus Alpen hatte sich für den Nana-Workshop angemeldet, „weil ich wissen wollte, wie die Technik geht“. Den 8. März hält die 70-Jährige nach wie vor für wichtig, weil er bewusst macht, „dass Frauen heute immer noch benachteiligt sind“. Ähnlich sieht’s Edelgard Friedrich-Simanowski aus Rheinberg. Die ehemalige Grundschullehrerin hat ihrer Nana-Figur einen Hut geformt, auf dem in Druckbuchstaben „Free“ (deutsch: frei) steht. „Als ich angefangen habe, politisch zu denken, ging es um Emanzipation. Davon sind wir immer noch weit entfernt“, unterstreicht die 64-Jährige.

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