Schule Im neuen Schulgarten wachsen Farben

Rheinberg · In Orsoy und Budberg werden die Pausenhöfe zu naturnahen Erlebniszonen umgestaltet. Eine Fähre brachte die Pflanzen.

 Der Färbergarten am Grundschulstandort Kiefernweg in Budberg wächst von Tag zu Tag. Die Kinder machten Frühstückspause an der Feuerstelle.

Der Färbergarten am Grundschulstandort Kiefernweg in Budberg wächst von Tag zu Tag. Die Kinder machten Frühstückspause an der Feuerstelle.

Foto: Uwe Plien

Der Anhänger von Andreas Maurer ist voll bepackt mit Pflanzen. Sonnenflieder, Sonnenbraut, Lavendel, Sonnenblume, Echinacea, Ibris, Weide, Krapp und Färberwaid stapeln sich – alles Pflanzen, die eines gemeinsam haben: Sie sind Färberpflanzen. Das heißt, aus ihnen kann man Farben gewinnen. Maurer, der seinen Betrieb in Dinslaken hat, ist bereits seit Februar dabei, an den Grundschulstandorten Orsoy und Budberg Färbergärten anzulegen.

Die Lehrerin und Naturpädagogin Maria Gerlach hat dieses ehrgeizige Projekt auf den Weg gebracht. Es gibt an der Grundschule am Rheinbogen bereits seit einigen Jahren die Naturtage. Die Kinder lernen draußen forschend, entdeckend und begreifend – und ersetzen Tinte durch selbst hergestellte Farben, die Heizung durch selbst entfachtes Feuer, den Pausenriegel durch selbst hergestelltes Brot. Die Schulanfänger gehen an den Naturtagen das ganze Jahr über in ihr „grünes Klassenzimmer“ in Wald und Wiese. Von Herbst bis Herbst und bei jedem Wetter entwickeln sie dort eine enge Bindung zu ihrer natürlichen Umwelt und erfahren die Naturprozesse ganz unmittelbar.

 Gartengestalter Andreas Maurer brachte die Färberpflanzen mit der Fähre nach Orsoy. Empfangen wurde er von Grundschülern aus Budberg und Orsoy.

Gartengestalter Andreas Maurer brachte die Färberpflanzen mit der Fähre nach Orsoy. Empfangen wurde er von Grundschülern aus Budberg und Orsoy.

Foto: Uwe Plien

Doch dabei soll es nicht bleiben. Die Schulgelände sollen naturnah ausgebaut werden. In Budberg hat Andreas Maurer mit der Hilfe von Eltern einen Kiesweg, eine Kräuterspirale, zwei Feuerstellen, zwei Teiche (für einen brachte er am Dienstag zwei Goldfische mit), einen Schmetterlinsghain und Hochbeete angelegt. Auf der Seite zum Kiefernweg hin wachsen bereits Färberpflanzen wie „Black Knight“.

 Mina, die Tochter von Naturpädagogin Maria Gerlach, kümmerte sich um die Goldfische Johannes und Elisabeth.

Mina, die Tochter von Naturpädagogin Maria Gerlach, kümmerte sich um die Goldfische Johannes und Elisabeth.

Foto: Uwe Plien

Der Naturgarten rund ums Schulhaus wird dem Rheinbogen entsprechend flussartig angelegt, mit Sandhügeln für Wildbienen, Hügelbeeten, einem zweigeteilten Forum mit Wassersitzkreis und Beobachtungsbecken. Überwölbt wird das Areal von einer Kornelkirsche. Die Lage entlang der Schulflure wird genutzt, um die Fensterfront als Schaufenster in den Garten zu gestalten.

In Orsoy geht es am Sonntag los. Dort ist eine Hochbeet-Installation aus ausrangierten Stahlkochbehältern mit integrierten Sitzbänken auf dem asphaltierten Hof geplant. Der schmale Randstreifen mit großen Linden wird umgestaltet in ein kleines Sonnenblumenlabyrinth, gefolgt von Schmetterlingsfliedern, unterpflanzt mit Blühinseln und Schmetterlingsklee. Die Zäune werden mit rankender Clematis begrünt.

An beiden Standorten werden im öffentlichen Schulhofbereich insektenfreundliche Stauden und entsprechende Unterpflanzungen angelegt als Schmetterlings- und Kinderhain. Alles Maßnahmen, die viel Geld kosten, wenn ein Profi sie plant und umsetzt. Aber: Der gesamte Färbergarten wird durch Spenden finanziert. Maria Gerlach hat viele Hebel in Bewegung gesetzt, um an Geldgeber zu kommen. Der Naturgarten wird finanziert durch Spenden der Fielmann-Stiftung, Gelsenwasser, Heimatförderung (Land NRW), die Schulfördervereine Budberg und Orsoy, Stadt Rheinberg (die die Erdarbeiten übernahm) sowie des Betreibers der Rheinfähre (Überfahrt) und das Orsoyer Bauunternehmen Blastik; Volker Blastik stellt Baustoffe zur Verfügung.

18 Schüler der beiden Grundschulstandorte bildeten am Dienstag das Empfangskomitee und setzten mit der Fähre nach Walsum über. Auch Bürgermeister Frank Tatzel und der Leiter des Dinslakener Museums Voswinckelshof, Peter Theissen, waren dabei. Theissen übergab symbolisch einen Schlüssel zum Färbergarten an seinem Museum. Das hat einen historischen Hintergrund: Es war Graf Adolf von Kleve, der den Beruf des Färbers 1412 von Dinslaken aus für sein Herzogtum durch das „Wollenamt“ als Beruf anerkannte. Zum Herzogtum gehörte auch die Rossaue, das spätere Orsoy. Dort beginnt die Geschichte der Tuchmacher und Färber. Eine alte Verbundenheit also, die bald wieder aufleben soll, wenn die Grundschüler mit selbst hergestellten Farben Ostereier färben, Karnevalsmasken bemalen oder im Kunstunterricht Bilder gestalten. Noch in diesem Jahr sollen die Gärten fertig werden.

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