Ende eines Pilotprojekts in Rheinberg Europaschule wird zur Gesamtschule

Rheinberg · Die Gemeinschaftsschulen werden in Nordrhein-Westfalen abgeschafft. In Rheinberg begleitet ein Arbeitskreis diesen Übergang. An der Dr.-Aloys-Wittrup-Straße bekommen Fünft- und Sechstklässler wieder Noten von eins bis sechs.

 Die Rheinberger Europaschule wird im nächsten Schuljahr eine Gesamtschule  Schulleiter Norbert Giesen (links) und sein Stellvertreter Martin Reichert begleiten den Prozess.

Die Rheinberger Europaschule wird im nächsten Schuljahr eine Gesamtschule Schulleiter Norbert Giesen (links) und sein Stellvertreter Martin Reichert begleiten den Prozess.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Gemeinschaftsschulen wird es bald in Nordrhein-Westfalen nicht mehr geben. Zwölf Schulen dieses Typs gingen 2012 an den Start, sieben sind davon übriggeblieben. Nur die Gemeinschaftsschule in Lippetal und die größere Europaschule in Rheinberg haben eine gymnasiale Oberstufe, sie werden nun zu Gesamtschulen umfunktioniert. Die anderen laufen bald als Sekundarschulen bis zur Jahrgangsstufe zehn.

Für Rheinberg bedeutet dies, dass ein spannendes Pilotprojekt zu Ende geht. „Wir sind die ganzen Jahre über von zwei Professoren der Technischen Universität Dortmund wissenschaftlich begleitet worden“, unterstreicht Schulleiter Norbert Giesen, der im Sommer in den Ruhestand geht. „Sie waren regelmäßig bei uns in der Schule und haben dem Schulministerium von unserer Arbeit berichtet, so wie wir selbst auch berichtet haben.“ Die Schulaufsicht, die Dezernenten der Bezirksregierung Düsseldorf, waren ebenfalls regelmäßige Gäste an der Dr.-Aloys-Wittrup-Straße. Der Schlusspunkt dieses Pilotprojekts wird feierlich besiegelt: Am 3. Juni ist ein Empfang in Düsseldorf angesetzt. Norbert Giesen sagt, dass auch Schulministerin Yvonne Gebauer ihre Teilnahme zugesagt habe.

Erst Gemeinschaftsschule, bald Gesamtschule: Die Europaschule ist gut auf den Übergang vorbereitet. „Wir haben bereits seit zwei Jahren einen Arbeitskreis, in dem Lehrer, Schüler und Eltern unter dem Vorsitz des Schulleiters gemeinsam alles vorbereiten“, sagt Martin Reichert, der Didaktische Leiter.

Was ändert sich nun? Ein Unterschied zwischen Gemeinschafts- und Gesamtschule liegt darin, dass es in der jetzigen Schulform größere Freiheiten in der Gestaltung der Stundentafel gibt. So bietet die Europaschule das maßgeblich von Martin Reichert entworfene Fach „Wir für uns“ an, in dem zahlreiche soziale Angebote gebündelt werden; Angebote, die sonst in Arbeitsgemeinschaften laufen.

Die größte Besonderheit der Gemeinschaftsschule ist aber, dass es keine Ziffernoten bis zur Jahrgangsstufe acht gibt. Stattdessen werden in den Zeugnissen Kompetenzen ausgewiesen – pro Fach bis zu zehn. Zusätzlich gibt es Lernstandserhebungen, also mit großem Aufwand formulierte Beurteilungen jedes einzelnen Schülers. Norbert Giesen: „Wenn man weiß, dass mit jedem Schüler zudem Hintergrundgespräche geführt werden, in denen sich der jeweilige Schüler selbst zu seinen Leistungen äußert, wird ein Kreis daraus.“

Die Europaschule ist schon vor zwei Jahren dazu übergegangen, in den Stufen sieben und acht Ziffernoten zu geben; lediglich in den Stufen fünf und sechs geht es noch ohne. Giesen: „Als Gesamtschule müssen wir das ändern, auch wenn ich von unserer Schulkonferenz beauftragt worden bin, den weiteren Verzicht auf Ziffernoten zu beantragen. Aber da auch die Stadtverwaltung in ihrer Vorlage für den nächsten Schulausschuss empfiehlt, dies abzulehnen, hat das Vorhaben kaum Erfolgschancen.“ Giesen und Reichert finden das ebenso wie viele Lehrerkollegen und insbesondere ältere Europaschüler sehr bedauerlich, weil sie an das System glauben. Der Direktor: „Wir haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht, haben Evaluationen durchgeführt.“

Weitere Änderungen, die auf die Europaschule zukommen, sind die Einführung von E- und G-Niveaus (steht für Erweiterungs- und Grund-Niveaus) ab dem zweiten Halbjahr in der Jahrgangsstufe sieben in den Fächern Englisch und Mathematik, der Beginn der zweiten Fremdsprache ab Jahrgang sieben sowie der Beginn der zweiten oder dritten Fremdsprache ab Jahrgang neun. Als neues Fach kommt Wirtschaft hinzu. Außerdem werden die Fächer Technik und Hauswirtschaft durch mehr Wochenstunden aufgewertet.

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