Bürgerbeteiligung für Dorfentwicklungskonzept in Rheinberg Borth soll jünger und schöner werden

Borth · Im Montessori-Zentrum konnten Bürger und Bürgerinnen Anregungen und Ideen zum Dorfentwicklungskonzept einbringen. Der Stadtteil habe eine Menge Potenzial. Darauf lasse sich aufbauen.

 Die Kleinschwimmhalle in der Turnhalle am Montessori-Schulzentrum, betrieben von den Wasserfreunden Rheinberg, wird von Vereinen gut genutzt.

Die Kleinschwimmhalle in der Turnhalle am Montessori-Schulzentrum, betrieben von den Wasserfreunden Rheinberg, wird von Vereinen gut genutzt.

Foto: Wasserfreunde

Den „Ist-Zustand auf eine breitere Basis stellen“ müsse nach Ansicht eines Bürgers Ziel sein, wenn sich ein Dorf weiterentwickeln solle. Jener Bürger gehörte am Mittwochabend zum zwar überschaubaren, aber gleichwohl interessierten Kreis von Frauen und Männern, die sich auf den Weg zu einer Veranstaltung in der Montessori-Schule gemacht hatten. „Dorfentwicklung in Borth nachhaltig gestalten“ war der Abend überschrieben. Eingeladen hatten Markus Sommer, seit dem 1. Oktober Leiter des Fachbereiches Stadtentwicklung, Bauordnung und Umwelt, und Jens Harnack, bei der Stadt Rheinberg ausgewiesener Experte in Sachen Klima und Umwelt.

Der betonte einmal mehr, dass zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit auch das soziale Miteinander und Gerechtigkeit zählten. Harnack: „Man muss schauen, was das Dorf überhaupt braucht. Struktur, ja, aber vor allem auch Menschen, ohne die es ein soziales Miteinander nicht gibt.“ In 20 Jahren werde die Gesellschaft eine andere sein, auch die Infrastruktur werde sich ändern.

 Helmut Hardt vom Planungsbüro Stadtumbau.

Helmut Hardt vom Planungsbüro Stadtumbau.

Foto: Armin Fischer (arfi)

„Sie kennen die Stärken und Schwächen des Ortsteils genau, Ihre Vorstellungen und Ideen für die Verbesserung der Lebensqualität in Borth sind hier gefragt“, hatte Sommer es in der Einladung zur „Beteiligungs-Veranstaltung“ in der Schule ausgedrückt. Mit Helmut Hardt war der Geschäftsführer des Planungsbüros „StadtUmBau“ aus Kevelaer gekommen, dessen Mitarbeiter seit 2019 im Auftrag der Verwaltung ein Dorfentwicklungskonzept für Borth erarbeitet haben. Hardt stellte das Ergebnis kurz vor und warb für eine schrittweise Umsetzung, damit sich der Ort „nach innen weiterentwickeln kann“.

 Das Montessori-Zentrum Borth beherbergt zwei Schulen.

Das Montessori-Zentrum Borth beherbergt zwei Schulen.

Foto: Uwe Plien

Eckpunkte der Analyse: Borth ist umgeben von kleinen Fließgewässern, sehr gut in die Landschaft eingebettet, hat eine vielfältige Baustruktur mit unterschiedlichen Bauformen, von klassischen Wohngebieten (Einfamilienhäusern) über Doppelhäuser bis hin zu kleinen Gehöften an den Ortsrändern. Die Landstraße L 137 (im weiteren Verlauf B 57) halten den Verkehr gut aus dem Ort fern, auch wenn dem ein oder anderen trotzdem noch zu viele Lkw durch Borth fahren mögen. Einige Stärken des Stadtteils: Der Ortsteil sei verkehrlich gut angebunden, die Grundversorgung weitgehend gesichert, durch die Ausweisung neuer Baugebiete seien Neubürger zugezogen. Die Schwächen laut Helmut Hardt, um nur einige zu nennen: hohes Auspendleraufkommen, Verschiebung der Bevölkerungsstruktur – in Borth lebten deutlich mehr ältere als jüngere Menschen, Gestaltungsdefizite der Ortsdurchgangsstraße und eine stagnierende Entwicklung des Einzelhandels.

 Edeka baut bald am Borther Ortsrand neu.

Edeka baut bald am Borther Ortsrand neu.

Foto: Fischer, Armin (arfi )/Fischer, Armin ( arfi )

Dabei gibt es nach Ansicht des eingangs erwähnten Bürgers einiges, mit dem Borth punkten könne: Schwimmhalle, Sportanlage, zwei Kindertagesstätten, ein Supermarkt, eine Apotheke, eine Bäckerei, zwei Hausärzte, ein Zahnarzt, die Montessori-Schulen, eine Kirche mitten im Ort, ein Pfarrheim inklusive Pfarrbücherei. Außerdem könne Borth mit einem regen Vereinsleben aufwarten: Schützen, Frauengemeinschaft, Karnevalsgesellschaft, Sportverein. Zustimmendes Kopfnicken der anderen Bürger, die sich im Anschluss an den kurzen Vortrag von Helmut Hardt an drei verschiedenen Stationen jeweils stets 25 Minuten lang zusammenfanden, um weitere Ideen zur Dorfgestaltung zusammenzutragen.

Das war im Vorfeld auch online möglich. Man müsse die Radwege verbessern, den Straßenbelag sanieren, Bürgersteige absenken, hatten Bürger im Netz angeregt. Weitere Vorschläge: Die Bestandsgebäude umnutzen, eine Streuobstwiese anlegen, eine Elektroladestation aufstellen, innerorts Tempo 30 einführen, für eine bessere Beleuchtung sorgen, einen Skaterpark im Bereich des Sportzentrums anlegen, die Sportanlage modernisieren, mehr Vereinsangebote für Kinder machen (Turnen, Tanzen), einen Wochenmarkt installieren, Beetpaten für öffentliche Grünflächen suchen und finden, in der Nähe der Schule oder der Kindergärten einen Lerngarten errichten. Auch die Errichtung eines Ärztezentrums stand auf der Wunschliste von Bürgern und Bürgerinnen.

(jas)
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