Caritasverband Moers-Xanten Wichtige Anlaufstelle im Krisenfall

Rheinberg · Die Erziehungsberatungsstelle des Caritasverbandes in Rheinberg unterstützt ihre Klienten nach coronabedingten Einschränkungen wieder persönlich. Das fünfköpfige Team vermittelt bei Bedarf auch an Therapeuten.

 Psychologin Sabine Joos ist stellvertretende Leiterin der Erziehungsberatungsstelle des Caritasverbandes Moers-Xanten in Rheinberg an der Goldstraße.

Psychologin Sabine Joos ist stellvertretende Leiterin der Erziehungsberatungsstelle des Caritasverbandes Moers-Xanten in Rheinberg an der Goldstraße.

Foto: Fischer, Armin ( arfi )

Der Corona-Lockdown bedeutete auch für die Arbeit der Erziehungsberatungsstelle des Caritasverbandes Moers-Xanten an der Goldstraße massive Einschnitte. Alle Beratungstermine mussten von heute auf morgen abgesagt werden, der Kontakt zu den Klienten wurde für zweieinhalb Monate ausschließlich telefonisch oder online gehalten. Ein Angebot, das nur sehr zögerlich genutzt wurde. „Vielleicht, weil viele dies für zu unpersönlich hielten“, mutmaßt Sabine Joos, Psychologin und stellvertretende Leiterin der Einrichtung. Insgesamt sei das Beratungsaufkommen um rund 80 Prozent eingebrochen.

Seit etwa einem Monat sind die fünf Mitarbeiter aber wieder persönlich für die Klienten da. Unter geänderten Vorzeichen. Unter Einhaltung der entsprechenden Hygieneregeln müssen sich alle Caritas-Stellen im Haus aktuell zwei Beratungsräume im Erdgeschoss teilen. „Das verlangt eine gute Koordination, funktioniert aber prima“, freut sich Sabine Joos. Termine sollten möglichst im Vorfeld telefonisch vereinbart werden. In Krisenfällen werde aber niemand abgewiesen, der die Einrichtung direkt aufsuche. Alle Gespräche seien für die Klienten kostenlos und werden streng vertraulich behandelt.

„Corona hat vielleicht keine neuen Probleme geschaffen, aber vorhandene Konfliktfelder befeuert“, schildert die Psychologin ihre Erfahrung. Die Erziehungsberatung ist Anlaufstelle für Familien, die Konflikte und Missverständnisse nicht mehr selbst lösen können. Ob Schule, Erziehung, Trauer oder Streitigkeiten – Eltern und Kinder finden hier Hilfe bei der Lösung von vielen Problemen, die auf die Familie einwirken. Wer während des Lockdowns zum Hörer gegriffen habe, um das „Sorgentelefon“ der Erziehungsberatungsstelle anzurufen, habe sich vermutlich wirklich in einer Ausnahmesituation befunden. Mit hohem Leidensdruck.

Verstärkt seien es Beziehungs- und Paarkonflikte gewesen, die aufgrund der Dauernähe aufgebrochen seien, Kurzarbeit und Homeschooling habe für viele Eltern zusätzlich Stress bedeutet. „Es gab ja kein Ausweichen, keinen Kontakt zu Freunden oder Ablenkung im Verein“, so Joos. Bei Kindern und Jugendlichen, die Hilfe benötigen, zeigten die Schulschließung und das Kontaktverbot Auswirkung. Ihr Alltag habe an Struktur verloren, das führe bisweilen zu einem Gefühl von Isolation und Haltlosigkeit, mancher verzettele sich in den Sozialen Medien als einzig verbliebene Ablenkung und Kontaktplattform. „Viele haben auch Versagensängste, weil sie nicht einschätzen können, ob sie sich zu Hause ausreichend vorbereitet haben“, sagt die Psychologin. Das führe unter Umständen bis zur Depression. „Bei manchem haben vier oder fünf hilfreiche Telefonate geholfen, um wieder Tritt zu fassen.“

Den Löwenanteil der Arbeit hat während des Lockdowns die Online-Beratung gemacht. Hilfesuchende können die Postleitzahl ihres Wohnortes auf einer Internetplattform eingeben und werden so der Beratungsstelle im Einzugsgebiet zugeordnet. Die Anfrage wird bearbeitet. Aber auch Ratsuchende, deren Wohnort keinem Caritasverband zugeordnet wird, können über die „Weiße Flecken“-Beratung – gemeint sind weiße Flecken auf der Caritas-Landkarte – Hilfe finden. „In der Corona-Zeit kam die Anfrage, ob wir mitarbeiten würden“, berichtet Psychologin Joos. So haben sie und ihre Kollegen in den letzten Wochen Menschen aus allen Teilen Deutschland Unterstützung in schwierigen Lebenssituationen geboten.

„Die anonyme Online-Beratung wird gut genutzt“, bestätigt Sabine Joos und betont, was das Team leisten kann: Beratung, aber nicht Therapie. „Für Menschen mit therapeutischem Bedarf können wir lediglich eine Brückenfunktion übernehmen, wir verweisen sie dann an die entsprechenden Stellen weiter“, so die Psychologin.

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