Ergebnisse der Wasseruntersuchungen liegen vor Umweltschützer weisen Kritik der Landwirte zurück

Rheinberg/Alpen · Die Agrarpolitik müsse sich ihrer ökologischen Verantwortung stellen, fordert die Vorsitzende des Vereins VSR-Gewässerschutz, Susanne Bareiß-Gülzow, nach Messungen im Raum Rheinberg.

Harald Gülzow (links) vom VSR-Gewässerschutz im Gespräch mit Ulla Hausmann-Radau von den Rheinberger Grünen.

Harald Gülzow (links) vom VSR-Gewässerschutz im Gespräch mit Ulla Hausmann-Radau von den Rheinberger Grünen.

Foto: VSR-Gewässerschutz e. V.

Der Verein VSR-Gewässerschutz teilt mit, dass er in den vergangenen Wochen von den Landwirtschaftsverbänden für die Aussage scharf kritisiert worden sei, die Agrarindustrie sei der Hauptverursacher der Nitratbelastung im Grundwasser. Die Behauptung der Landwirte, dass die hohen Werte unter anderem Folge defekter Abwasserrohre seien, sei falsch, hatte Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende des VSR-Gewässerschutz gesagt: Brunnenwasser, das durch Abwasser belastet sei, enthalte Escherichia, besser bekannt als E-coli, Darmbakterien, die immer im Abwasser feststellbar seien. „Wenn Wasserproben keine Belastung durch diese Bakterien aufweisen, ist davon auszugehen, dass das Grundwasser nicht durch Abwasser belastet wird“, so die Ökotrophologin.

Insgesamt habe das VSR-Team viel zu hohe Nitratwerte im Grundwasser festgestellt. Bei jeder vierten der 103 untersuchten Brunnenwasserproben im Raum Rheinberg sei der Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter überschritten worden. In allen Proben mit erhöhten Nitratwerten aus Alpen, Sonsbeck, Ossenberg, Millingen, Annaberg und Alpsray sei dagegen keine Belastung mit E-coli festgestellt worden, so Bareiß-Gülzow. „Das beweist, dass die Ursache der Nitratbelastung hier nicht defekten Abwasserrohren zuzuordnen ist.“ Ein weiteres Argument der Landwirtschaftsvertreter sei die Überdüngung in privaten Gärten und Kleingartenanlagen. Der VSR-Gewässerschutz habe sich an Kleingartenanlagen in ganz Deutschland gewandt, um heraus zu finden, ob dort hohe Belastungen festzustellen seien. Ergebnis: Gerade städtische Kleingärten ohne Landwirtschaft in der nahen Umgebung hätten eine geringe Nitratbelastung. Diese Annahme habe auch der aktuelle Nitratbericht des Umweltbundesamtes bestätigt: „Die Belastungsschwerpunkte mit Messstellen über 50 mg/l Nitrat treten dabei überwiegend unter landwirtschaftlicher Flächennutzung auf. Unter den Nutzungen Siedlung und Wald finden sich selten hoch belastete Messstellen.“ Die hohe Nitratbelastung habe Folgen für die Umwelt. Das belastete Grundwasser sickere in Gräben und Bäche und gelange so über die Flüsse in die Nordsee. Dort führe massive Nitratbelastung zu übermäßigem Algenwachstum und Sauerstoffmangel. Ohne Sauerstoff sei kein Leben möglich – Fische würden sterben, es würden „Todeszonen“ entstehen. Eine Verringerung der Belastung der Gewässer sei dringend nötig.

Der VSR-Gewässerschutz bedauere, dass die Landwirtschaftsverbände von den Nitratbelastungen, die von der Agrarindustrie ausgehen, offenbar ablenken wollten. Eine Verringerung der Nitratbelastung sei möglich – das zeigten die geringen Nitratwerte der Wasserschutzgebiete. Auch in diesen geschützten Bereichen werde Landwirtschaft betrieben. Die Wasserversorger schlügen aber schnell Alarm, wenn sie feststellten, dass die Nitratwerte drastisch anstiegen.

Dank frühzeitig geschlossener Kooperationen zwischen den Wasserversorgern und Landwirten sei die Belastung enorm gesunken. „Es wird höchste Zeit, die Nitratauswaschung ins Grundwasser auch außerhalb der Wasserschutzgebiete zu verringern“, unterstreicht VSR-Vorsitzende Susanne Bareiß-Gülzow. Die Agrarpolitik müsse sich ihrer ökologischen Verantwortung stellen und nachhaltige Landwirtschaft fördern.

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