Mobiles Team in der Rheinberger Reichelsiedlung Erfolgreiches Impfen vor der Moschee

Rheinberg · 133 Frauen und Männer, viele aus der Rheinberger Reichelsiedlung und viele mit Migrationshintergrund, nutzten die Möglichkeit, sich impfen zu lassen. Das mobile Team des DRK zog nach der Aktion ein sehr positives Fazit.

 Die Impfaktion vor der Moschee wurde gut angenommen. Apotheker Sevin Jned-Mahko holt neuen Impfstoff aus dem Anhänger.

Die Impfaktion vor der Moschee wurde gut angenommen. Apotheker Sevin Jned-Mahko holt neuen Impfstoff aus dem Anhänger.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Impfarzt Matthias Hof hat die Spritze schon aufgezogen, aber Shikha Khaldoun hat noch Fragen: „Kann ich denn bald wieder Sport treiben oder erst in drei Tagen? Und kann ich Allergien bekommen?“ Matthias Hof kann den jungen Syrer beruhigen: „Wenn du dich gut fühlst, kannst du nach der Impfung alles machen. Du kannst Sport treiben, du kannst duschen, alles. Nur wenn du Nebenwirkungen bekommst, solltest du dich ruhig verhalten.“ Und schon steckt die Nadel im Oberarm des 18-Jährigen. „Nur ein kleiner Mückenstich“, scherzt der Arzt, bevor er ein kleines Pflaster auf die Einstichstelle klebt. Leyla Gürpüz assistiert ihm. Sache erledigt, die Nächste bitte! Shikhas Mutter, Safaa Jlilati, ist an der Reihe, auch sie wird im mobilen Impfwagen des Deutschen Roten Kreuzes, das am Mittwoch Station vor der Moschee an der Annastraße in Rheinberg gemacht hat, geimpft.

„Eigentlich wollte ich mich gar nicht impfen lassen“, gesteht Shikha. „Ich habe ein gutes Immunsystem. Aber ich spiele Fußball beim TuS Baerl, und da muss man sich jetzt oft testen lassen, wenn man nicht geimpft ist. Das nervt. Außerdem wollten auch meine Eltern, dass ich mich impfen lasse.“

 Impfarzt Matthias Hof klebt Shikha Khaldoun das Pflaster auf die Einstichstelle. Vor dem Piks hatte er dem 18-jährigen Syrer noch einige Fragen beantwortet.

Impfarzt Matthias Hof klebt Shikha Khaldoun das Pflaster auf die Einstichstelle. Vor dem Piks hatte er dem 18-jährigen Syrer noch einige Fragen beantwortet.

Foto: Armin Fischer (arfi)

So wie der junge Rheinberger dachten offenbar viele: Wenn das Impfmobil schon quasi vor der Haustür steht und man nicht mal einen Termin vereinbaren muss, kann man das Angebot auch nutzen. Zumal alles, was man wissen muss, in 15 Sprachen übersetzt ausliegt. Auch Roland Dolman war gekommen. „Wir wohnen als Großfamilie hier in der Reichelsiedlung“, sagt der Niederländer, während er an einem Stehtisch in der Sonne die erforderlichen Formulare ausfüllt. „Wir haben mitbekommen, dass unsere Verwandten in den Niederlanden fast alle schon geimpft sind. Da bin ich auch gegangen, zumal ich als Psychologe viel Kontakt mit anderen Menschen habe“, so der 42-Jährige.

„Mutig sein – Spritze rein“ – unter diesem Motto steht die mobile Impftour durch alle 13 Kommunen des Kreises Wesel. Acht sind jetzt geschafft, fünf folgen in den nächsten Tagen. Der DRK-Kreisverband Niederrhein führt die Aktion mit Unterstützung der Kassenärztlichen Vereinigung für den Kreis durch. DRK-Präsident Jan Höpfner zog in Rheinberg ein positives Fazit. „Bisher sind die Zahlen sehr gut“, sagt er. In Rheinberg hat die Stadt den Standort vorgegeben: vor der Moschee der Türkisch-Islamischen Gemeinde, in der Reichelsiedlung, wo viele Menschen mit Migrationshintergrund leben – Menschen, die oft aus verschiedenen Gründen schwer zum Impfen zu bewegen sind. Aber alle Befürchtungen haben sich zerschlagen. Höpfner: „Wir hatten schon nach zwei Stunden mehr als 80 Leute geimpft. Insgesamt waren es am Nachmittag 133. Das ist sehr gut.“ Die erste Frage laute meist: Welchen Impfstoff bekomme ich? „Wenn wir dann sagen ,Comirnaty von Biontech’, sind sie beruhigt“, so Impfarzt Matthias Hof.

Frage man die Menschen, warum sie sich nicht impfen lassen wollen, höre man von Dingen, die in den jeweiligen Communitys kursierten: Impfen mache krank, unfruchtbar, man werde als Ausländer ausgewiesen. „Das ist natürlich alles Blödsinn“, so der DRK-Präsident. „Aber so lange die Menschen das glauben, hat man keine Chance.“

Das DRK will mit einem anderen Weg erfolgreich sein. Jan Höpfner: „Wenn diese Kampagne beendet ist, wollen wir noch kleinteiliger arbeiten. Nur ein Impfwagen, weniger Personal. Wir gehen da hin, wo wir die Menschen erreichen und sie sich spontan zur Impfung entschließen können. Auf dem Wochenmarkt oder bei Veranstaltungen.“ Intern bereite sich das DRK schon auf Drittimpfungen und die nächste Runde in Altenpflegeheimen vor, deutete Höpfner an.

Zweiter Impf-Termin an der Rheinberger Moschee: Mittwoch, 1. September, von 10 bis 15 Uhr.

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