Um flexibler zu sein Enni übernimmt Rheinberger Tiefbaufirma

Rheinberg/Moers · Die Baufirma Lange gehört nun zum Moerser Energieversorger Enni. Alle Mitarbeiter werden übernommen. Für Inhaber Ludger Lange ist nun die Nachfolgefrage geregelt, und Enni wird durch die Übernahme flexibler.

 Enni-Vorstand Stefan Krämer (l.) und Bauunternehmer Ludger Lange auf dem Betriebsgelände am Meldeweg in Orsoy.

Enni-Vorstand Stefan Krämer (l.) und Bauunternehmer Ludger Lange auf dem Betriebsgelände am Meldeweg in Orsoy.

Foto: Enni

Eine eigene Bauabteilung, eigene Handwerker, das war noch vor Jahrzehnten Standard in großen Unternehmen. Die Reichel-Werke oder das Chemiewerk Solvay in Rheinberg, um nur einige zu nennen, kamen dadurch auf eine beachtliche Personalstärke. Weil Personal teuer ist, wurde irgendwann damit begonnen, eigene Mitarbeiter abzubauen und auf die Unterstützung von Subunternehmen zu bauen. Eine betriebswirtschaftlich günstigere Lösung.

Der in Moers ansässige Energieversorger und Dienstleister Enni unternimmt nun einen ersten Schritt in die entgegengesetzte Richtung und richtet sich strategisch neu aus: Die Moerser übernehmen das Orsoyer Tiefbauunternehmen Lange, um künftig flexibler arbeiten und jederzeit auf eigene Leute zugreifen zu können.

Enni hatte sich schon länger damit beschäftigt, eigene Kapazitäten im Straßen- und Tiefbau aufzubauen. Denn im Zuge der Erneuerungsstrategie für Energie- und Wassernetze und die Moerser Kanäle bekam das Unternehmen die Folgen knapper Baukapazitäten und stark steigender Preise für Tiefbauleistungen zu spüren. Mit Ludger Lange und seinem Rheinberger Straßen- und Tiefbauunternehmen pflegt Enni schon seit vielen Jahren gute Geschäftsbeziehungen. Für den Enni-Vorstandsvorsitzende Stefan Krämer war das ein wichtiger Pluspunkt. „Ohne den Kaufpreis zu nennen: Es hat alles gepasst und beide Seiten haben mit einem guten Gefühl schnell Ja gesagt“, beschreibt er. Er freue sich, so ein aktives, anerkanntes und gut geführtes Unternehmen für die Region zu erhalten.

Bundesweit suchen aktuell hunderttausende kleine und mittelständische Unternehmen einen Nachfolger. Für Ludger Lange wird es so nun nicht kommen. Um das Erbe seines 1959 von seinem Vater Leonhard gegründeten Tiefbauunternehmens zu erhalten, hat der heute 57-jährige Rheinberger Unternehmer eine enge Kooperation mit dem Moerser Infrastrukturanbieter Enni geschlossen. „Mir war sehr wichtig, dass das Unternehmen auch nach meinem Ausscheiden fortbesteht und meine langjährigen Mitarbeiter eine Perspektive auf weiterhin sichere Arbeitsplätze haben“, sagt er. Deshalb hat Ludger Lange sein Unternehmen rechtzeitig in andere Hände übergeben.

Er selbst bleibt dem Unternehmen dabei bis zu seinem Ausscheiden in etwa drei Jahren als Geschäftsführer erhalten. Zuletzt sei Enni schon sein größter Kunde gewesen, mit dem er durch die umfassende Sanierung der Kanäle in Moers bereits rund 80 Prozent des Jahresumsatzes gemacht habe, so der Orsoyer Unternehmer.

Für Vorstand Stefan Krämer passt die Kooperation ideal zu seinen Zielen, auf regionale Partnerschaften zu setzen und so die Wirtschaftskraft am Niederrhein zu halten. „Wir wussten, was wir aneinander haben und die Chemie hat vom ersten Gespräch an gestimmt. Lange passt zu uns als ein in der Branche angesehenes Straßen- und Tiefbauunternehmen“ – davon ist Stefan Krämer überzeugt. In die Strategie des Enni-Chefs passt auch, dass Ludger Lange schon jetzt eine junge Nachwuchskraft aufbaut – ein Mitarbeiter, der im Orsoyer Betrieb künftig die Geschäftsführung übernehmen soll. „Bis es so weit ist, wird Ludger Lange Geschäftsführer bleiben und seine Erfahrung an die nächste Generation weitergeben.“

Für Enni hat das Geschäft strategische Bedeutung. Denn Ressourcen werden im Tiefbau immer knapper. „Da ist es gut, für einen Teil die Zügel selbst in der Hand zu halten.“ Perspektivisch kann sich Krämer vorstellen, die bisherigen Aktivitäten im Kanal- und Straßenbau auch auf das Energiegeschäft auszuweiten und weitere Arbeitsplätze zu schaffen.

Das Tiefbauunternehmen Lange bleibt zunächst am Standort am Orsoyer Meldeweg. Krämer möchte es aber zur Reduzierung der täglichen Fahrtstrecken mittelfristig in den gemeinsamen Standort aller Enni-Unternehmen in Moers-Hülsdonk integrieren. Mit „Enni Straßen- und Tiefbau GmbH“ trägt es ab sofort den Namen des Moerser Infrastrukturunternehmens. Die 15 Mitarbeiter werden die Moerser genau wie den Fuhrpark und das Material übernehmen. Das Betriebsgelände in Orsoy in der Nähe des Niag-Hafens wurde zunächst angemietet. Auch die Gesellschaft Enni Straßen- und Tiefbau soll zunächst in den Geschäftsfeldern Straßen- und Tiefbau sowie Kanalbauarbeiten und Kanalreparaturen tätig sein.

(up)
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