An der Millinger Grundschule am Bienenhaus Eine Woche Unterricht in der Manege

Rheinberg-Millingen · Der „Circus for Kids – Rondel“ hat sein Zelt an der Millinger Grundschule am Bienenhaus aufgeschlagen. 130 Kinder trainieren für die beiden Aufführungen am Freitag. Dann schauen Eltern, Großeltern und Geschwister zu.   

 Die Millinger Grundschulkinder trainieren in dieser Woche für ihre Abschlussaufführungen am Freitag.

Die Millinger Grundschulkinder trainieren in dieser Woche für ihre Abschlussaufführungen am Freitag.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Die Millinger Grundschule am Bienenhaus macht in dieser Woche ordentlich Zirkus. Darauf musste Schulleiterin Jasmin Brune lange warten: „Der Circus for Kids – Rondel war zuletzt vor sechs Jahren hier. Wir sind froh, dass es wieder geklappt hat.“ Verantwortlich dafür waren zuvorderst Fördervereins-Vorsitzender Severin Winnekens und Schulpflegschaftsvorsitzende Nina Claus. Sie haben mit ihrem unermüdlichen Engagement nicht nur die Finanzierung gewuppt, sondern am Samstag mit Eltern, Lehrern und Schülern auch das große Zirkuszelt hinter der Turnhalle aufgebaut und eingerichtet. 120 Helfer waren fünfeinhalb Stunden mit der schweißtreibenden Arbeit beschäftigt.

Dafür durfte die Schule das Zelt am Donnerstagnachmittag nutzen, um mit einem großen Ostermarkt die Finanzierung endgültig zu sichern. Für die 130 Schüler aus vier Jahrgängen endet das Zirkusprojekt übrigens nicht mit der täglichen Artistenparty nach dem Training. „Wir haben in dieser Woche offenen Unterricht. Das Thema Zirkus ist überall präsent. In Mathe beispielsweise wird der Eintrittspreis kalkuliert oder ermittelt, wie viel Popcorn in jeder Tüte ist, im Englischunterricht zeigen wir über die Moodle-Plattform Filme oder Lernvideos“, erzählt Jasmin Brune.

 René Ortmann, der Direktor des „Circus for Kids – Rondel“, arbeitet im Zirkuszelt an der Millinger Schule mit der zehnjährigen Mila am Trapez.

René Ortmann, der Direktor des „Circus for Kids – Rondel“, arbeitet im Zirkuszelt an der Millinger Schule mit der zehnjährigen Mila am Trapez.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Die Schulleiterin wünscht sich, dass jedes Kind im Laufe seiner Zeit an der Millinger Straße einmal das Zirkusprojekt mitgemacht hat: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir unsere Kinder mal von einer ganz anderen Seite kennenlernen. Sie sind plötzlich bereit, sich etwas Besonderes zuzutrauen wie eine Wahnsinns Clown- oder Fakir Nummer.“ Den „Circus for Kids – Rondel“ gibt es seit 1994, dementsprechend erfahren sind die Akteure. „Die Zirkusleute haben eine ganz andere Art, Dinge aus den Kindern rauszukitzeln als wir Lehrer, sie haben einen anderen Zugang. Es ist schön zu sehen, dass am Ende alle glücklich und mit sich zufrieden nach Hause gehen“, so Brune, für die der Zeitpunkt nach der zweijährigen Corona-Zwangspause gerade richtig kommt: „Ich finde, die Zeit ist gekommen, die Schulgemeinschaft wieder aufleben zu lassen. Das ist wertvoll für die Kinder und auch die Eltern, die am Freitag zu den Aufführungen kommen. Viele von ihnen kenne ich bislang nur aus Telefonaten und E-Mails.“

Bevor es für die Kinder losging, mussten die sich erstmal entscheiden, ob sie eher die Taubendressur erlernen oder doch lieber hoch unterm Zirkuszelt am Trapez baumeln möchten. In einer abgespeckten Vorführung haben die Artisten dazu am Montag die einzelnen Nummern vorgestellt. Erwartet großen Zulauf erhielt die gefährlich anmutende Piraten-Nummer. Immerhin sitzt dabei ein Pirat in einem Holzfass, durch den die anderen Piraten lange Säbel stechen. „Ich wollte unbedingt im Fass sitzen. Akrobatik ist was für Mädchen, aber das ist für echte Jungs“, erzählt der siebenjährige Henry. Jonas, der die Säbel mit Wucht in das Fass sticht, ist ebenfalls cool: „Angst kenne ich nicht.“

Zirkusdirektor René Ortmann kann kaum beschreiben, wie wichtig es für ihn und seine Firma ist, dass es endlich wieder losgeht: „Wir haben Akrobatik in Fußgängerzonen gemacht, einen Internetzirkus angeboten, sind im Fernsehen und im Autokino aufgetreten. Aber dieses Zirkusprojekt mit Kindern ist das, was wir lieben und was wir wollen.“

Die lange Pandemie-Pause macht sich für die Artisten mit Lehrauftrag bei der täglichen Arbeit mit den Kindern bemerkbar. „Sie sind ängstlicher geworden, das Selbstvertrauen ist gesunken und auch die Motorik hat nachgelassen. Aber wir sind Profis genug, um das wieder hinzubekommen und am Freitag zwei tolle Shows auf die Beine zu stellen“, verspricht Ortmann.

Mit dabei ist auch Carlotta, ganz oben am Trapez. Wichtig für diese Nummer sind Mut, Körperspannung und konzentriertes Training. „Bei der Nummer ,Schulter, Köpfchen, Vogelnest‘ geht es darum, dass ich mich am Ende einrolle und wie ein Nest am Trapez hänge“, erzählt die Neunjährige. Bei der Fragerunde nach der Artistenparty kommt dann auch heraus, worauf es bei der Piraten-Nummer ankommt: „Wer im Fass ist, sollte konzentriert die eindringenden Säbel zählen. Denn wenn der elfte kommt, wird man erstochen“, flunkert Ortmann.

(erko)
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