Schützen Eine Baumscheibe als letztes Stück Heimat

MIllingen · Seniorengruppe der St.-Ulrich-Schützen überraschten Ehrenbrudermeister Gerd van Bommel mit einer Baumscheibe.

  RP-Foto: arfi

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Foto: Fischer, Armin (arfi)

Es war ein großes Hallo, als sich die gut ein Dutzend Mitglieder des Seniorengruppe der Millinger St.-Ulrich-Schützen im Ulrich-Haus neben dem Kindergarten an der Alpener Straße versammelten. Denn dort hatten die Schützen anlässlich des Jahresabschlusses und des letzten Schießtages eine klassische niederrheinische Kaffeetafel mit Weckmann, Butter und Käse aufgetischt.

Doch das war nicht das eigentlich Ungewöhnliche an diesem Abend. Denn unmittelbar zu Beginn des Treffens wurde dem Ehrenbruder des Vereins, Gerd van Bommel (Foto: sitzend mit Herz), eine dicke Baumscheibe überreicht. Das Mitglied Karl-Heinz Weyhofen (Foto: 3.v.r.) hatte den kompakten Holzstamm aufgetrieben. „Das war eines der allerletzten Stücke Heimat“, machte der 81-jährige deutlich.

Denn der Holzblock hat eine ganz besondere Geschichte: er war ein Teil von einem der 13 Bäume, die eine Woche zuvor auf dem Gelände des ehemaligen „Bienenhauses“ abgeholzt worden waren.

„Auf dem Gelände soll altengerechtes Wohnen entstehen, und dafür mussten die Bäume jetzt weichen“, erläuterte Weyhofen. „Wer kämpft nicht gegen sowas, die Bäume sind 150 Jahre alt.“ Als die Motorsäge anfing zu laufen, habe er schon „mit den Tränen“ gekämpft.

Daraufhin sei ihm diese „Schnapsidee“ gekommen, die Baumfäller zu fragen, ob er dieses Stück mitnehmen könne. Sie sagten Ja. Und auf den Block setzte er ein dünnes Schwarzblech mit einen „Blatt“ oben dran und leimte den Schriftzug „Herz der Heimat“ als Botschaft darauf.  Gerd van Bommel habe das erhalten, „weil er Ehrenbrudermeister ist und soviel für uns und für Millingen insgesamt getan hat. Auch wenn er in Wesel wohnt, ist er uns hier sehr verbunden“, begründete Weyhofen seinen Entschluss.

„Da habe ich keine Worte für, weil ich so überrascht war. Ich hörte nur, er wollte einen Klotz besorgen, aber ich hatte keinen blassen Schimmer“, freute sich der so Geehrte über das unerwartete Präsent. „Wohin das gute Stück kommt, das weiß ich noch nicht.  Es wird aber einen ehrenhaften Platz finden“, versicherte van Bommel.

Schützenmitglied Heinz-Josef Empelmann dachte spontan an früher: „Da haben wir alle im ,Bienenhaus’ unsere Familienfeste gefeiert. Da gab es keine einzige Feier außerhalb, nur hier“. Das Geschenk löste nicht nur bei ihm einiges am Erinnerung aus.

„Wir sind ja alle mit dem „Bienenhaus groß geworden“, sagte auch van Bommel und dachte an die frühere Zeit zurück . „Da war eine Bauernschaft und die Volksschule, da war ich selbst in der Klasse“, erzählte der 78-jährige.

Es habe Trauer geherrscht, als das „Bienenhaus“ geschlossen wurde, sagte er und zeigte sich zufrieden darüber, dass der Festplatz für die Schützen „Gott sei Dank“ erhalten geblieben sei. „Und wir sind froh, dass wir überhaupt noch das Pfarrheim als Treffpunkt haben.“ Und so verlebten die Millinger Schützen nach diesem besonderen Moment noch einen schönen Abend, schwelgten in Erinnerungen, lachten miteinander – und werden sicher noch einige Zeit an diesen Tag denken.

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