Kabarett in der Rheinberger Stadthalle Ein Grantler mit skurrilen Ideen

Rheinberg · Der österreichische Kabarettist Stefan Waghubinger spielte sein neues, viertes Solo-Programm „Ich sag’s jetzt nur zu Ihnen“ in der Rheinberger Stadthalle.

 Der Kabarettist Stefan Waghubinger.

Der Kabarettist Stefan Waghubinger.

Foto: Josua Waghubinger

In Rheinberg läuft die Kabarett-Saison und sorgt im tristen November für erhellende Momente. Ein gebürtiger Österreicher mit deutschem Wohnsitz machte Station in der Stadthalle. „Ich sag‘s jetzt nur zu Ihnen“, so der Titel des vierten Soloprogramms von Stefan Waghubinger. Er weiht sein Publikum in die Geheimnisse des Lebens ein und versinkt dabei in seinem eher grotesken Alltag. Er gibt sich als Baumretter aus, wenn er einen tropischen Baum selber abholt und daraus einen Tisch oder eine Kommode bauen lässt. Ganz nach dem Motto: regional und vor Ort eingekauft.

Freund Dieter muss bei einen Telefonat für die etwas skurrilen Ideen Waghubingers herhalten. Später nimmt er seine Frau aufs Korn, mit der er nicht mehr Monopoly spielt. Sie kauft keinen Straßen, überlegt zu lange und strengt sich beim Würfeln einfach nicht an. Daher spielt er lieber allein Monopoly. Er schlendert an den Baustellen des Lebens vorbei, berichtet vom Nachbarn mit dem Rasenroboter, den der Sohn mit dem gezielten Schuss kampfunfähig machte. Waghubinger outet sich als knickriger Arbeitgeber mit einer nicht zu übertreffenden Logik. Schließlich schenkt er, der Bauunternehmer, seinen Mitarbeitern zum Weihnachtsfest immerhin genau 100 Gramm Schokolade. Schließlich muss sein Betrieb ja weiterlaufen. Er grantelt, jammert und klagt. „Ich mache gerne Soziales“, erklärt er. Sozialwohnungen kauft er billig auf, entfernt alles Alte inklusive der langjährigen älteren Bewohner, um dann dort nach der Sanierung ein Ärztezentrum für plastische Chirurgie zu eröffnen.

Er bleibt an Architektur interessiert, wenn er den Kölner Dom besucht. Auffällig sei dabei die Deckenhöhe. Klar, damit man damals auch die Säulen reinstellen konnte, so sein Fazit. Waghubinger formuliert und kombiniert brillant, beinahe unterirdisch. Das Publikum verfolgt konzentriert mit, welche Beobachtungen er noch macht und wie er seine Behauptungen mit Realitäten belegt. Beispielsweise die Paartherapie mit seiner Frau. „Da gibt es mehr Fragen als Antworten“ konstatiert er und gibt der ganzen Sache seine entwaffnende Wendung. Paartherapien hält er daher generell für gut. Aber nur bei anderen.

Waghubinger schrieb in der Corona-Zeit sein viertes Soloprogramm. Er wurde mit mehreren Kleinkunstpreisen ausgezeichnet.

(sabi)
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