Klassentreffen nach 80 Jahren in Rheinberg Erinnerungen an besondere Schuljahre

Rheinberg · 80 Jahre nach ihrer Einschulung in die damalige St.-Peter-Volksschule trafen sich ehemalige Klassenkameraden im Hotel Am Fischmarkt wieder. Theo Horster hat extra für das Treffen eine reich bebilderte Chronik zusammengestellt.

 Die ehemaligen St.-Peter-Volksschüler am Fischmarkt-Hotel. Künftig wollen sie sich jedes Jahr einmal treffen. Ganz rechts sitzt Theo Horster, der jedem Teilnehmer ein Buch überreichtel.

Die ehemaligen St.-Peter-Volksschüler am Fischmarkt-Hotel. Künftig wollen sie sich jedes Jahr einmal treffen. Ganz rechts sitzt Theo Horster, der jedem Teilnehmer ein Buch überreichtel.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Im Hotel Am Fischmarkt trafen sich in Rheinberg Ehemalige der damaligen St.-Peter-Volkschule. Das Klassentreffen zeichnete sich durch Besonderheiten aus. Es war ein Treffen 80 Jahre nach der Einschulung. Munter ging es nach dem gemeinsamen Frühstück am Tisch zu.

Die Ehemaligen hatten sich wieder jede Menge zu erzählen. „Ich denke, ein solches Treffen ist in Rheinberg einmalig“, war sich Theo Horster sicher. In den letzten Jahren haben sich die Ehemaligen in kürzeren Abständen getroffen, meist jährlich, bis Corona kam. Sie reisten dann aus dem Umland wie Moers, Kamp-Lintfort oder Neukirchen-Vluyn an. „Das sind keine Entfernungen. Eine von uns wohnt an der Nordsee, konnte aber nicht kommen. Diesmal hat es einige Absagen gegeben“, so Theo Horster.

1942 wurden um die 80 Kinder eingeschult, alle von 1935/36. Ein „olympischer“ Jahrgang, so Horster, denn 1936 schaute die Welt auf die Sommerspiele in Berlin im dazu neu errichteten Olympiastadion. Im Einschulungsjahr 1942, mittlerweile das dritte Kriegsjahr, startete der so genannte „Ernst des Lebens“ mit Schwämmchen, Läppchen und Schiefertafel. Damals gab es keine Höchstzahl bei der Klassengröße. Dreizügig ging es los. „Wir hatten anfangs auch eine Zeit, wo Jungen und Mädchen getrennt unterrichtet wurden. Später waren die Klassen gemischt“, so Horster.

Das Erinnerungsbuch, in dem er akribisch alte Schulfotos, Stadtansichten, Schnappschüsse zur Kommunion, Ausflüge und spätere Klassentreffen im Kamper Hof, dem Punto oder im Sahnehäubchen zusammengetragen hat, ist ein wertvolles Stück Zeitgeschichte. Bilder zeigen wichtige Lebensstationen wie die erste Heilige Kommunion an Fronleichnam. Die Mädchen trugen weiße Kleider, die Jungen den Bleyle-Anzug.

Zur Erstkommunion 1944 gab es ein Bild vom Heiligen Christopherus. Eine Vorlage, nach der Robert Knop, Steinmetz und Steinbildhauermeister, für den Stadtpark die Skulptur geschaffen hat. Bei der Erläuterung der Bilder und der Namenslisten kamen schnell Erinnerungen an damalige Lehrer. „Der ließ uns mit erhobenem Arm antanzen. Das ist mir im Gedächtnis geblieben“, hieß es in der Runde. Aber das Dritte Reiche war schneller zu Ende, als mancher Volksschullehrer dachte.

Schulleben nach 1945 war von Entbehrungen geprägt. Dem Schulgebäude fehlten die Fensterscheiben, die Heizung war kaputt. Es gab keine Kohle. Für Abhilfe sorgte so genanntes Rollglas in den Rahmen, das zwar den Regen, nicht aber die Kälte abhielt. „Die Jugend von heute kann sich das nicht vorstellen. Wir waren damals genügsam. Im Gegensatz zu heute verspielt, aber in der Klasse untereinander vertraut, weil wir uns ja alle kannten“, so Horster.

Gut ein Jahr lang hat er die verschiedenen Dokumente gesichtet und nach verschiedenen Kapiteln sortiert. Dazu gehören Zeilen in Rheinberger Platt, Einblicke in Poesiealben der Mädchen, wie auch ihr erster Ausflug 1951 nach Königswinter oder aber eine Gedenkseite für die Verstorbenen. Mancher bekam sogar die Auszeichnung „Alter Charmeur“. Nach der achtjährigen Volksschule gingen einige zu weiterführenden Schule. „Die meisten machten eine handwerkliche Ausbildung. Nur der kürzlich verstorbene Hardy Westerschulte hat studiert“, so Horster. Und sogar promoviert.

Der Kontakt untereinander ist gut. Wenn es etwas zu besprechen gibt, schließt man sich kurz, wie eben zur Anfertigung der Chronik, mit den diversen Bildern. Bernd Evers hat die Umschlaggestaltung mit einer alten Ansicht der St.-Peter-Schule auf dem Titel übernommen. „Die Chronik ist mein Beitrag zum 80-Jährigen“, so Horster. Zum Abschluss erklang das Rheinberger Lied.

(sabi)
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