MAP-Festival The March – nach 20 Jahren wieder da

1998 hatte die in den 90er Jahren weit über Rheinberg hinaus bekannte Alternative-Folk-Band ihren letzten Auftritt. Beim MAP-Festival am Pulverturm stehen die Musiker am Freitag erstmals wieder gemeinsam auf der Bühne.

 The March 2019 (v.l.n.r.): Achill Tiwary (Keyboards, E-Gitarre, Akkordeon), Maja Eysenbrandt (die 14-jährige Tochter des Drummers ist als Gast-Gitarristin dabei), Nils Kopp (Gesang, Bass, Akustikgitarre), Andreas Kühn (Gitarre), Guido Eysenbrandt (Schlagzeug) und Holger Klaus (Geige).

The March 2019 (v.l.n.r.): Achill Tiwary (Keyboards, E-Gitarre, Akkordeon), Maja Eysenbrandt (die 14-jährige Tochter des Drummers ist als Gast-Gitarristin dabei), Nils Kopp (Gesang, Bass, Akustikgitarre), Andreas Kühn (Gitarre), Guido Eysenbrandt (Schlagzeug) und Holger Klaus (Geige).

Foto: Dackelton Records

Die Berliner Mauer war gerade erst gefallen und Deutschland wurde Fußball-Weltmeister mit Völler, Klinsmann, Matthäus & Co. Ins Jahr 1990 fällt aber auch die Geburtsstunde von The March. Die Band wurde damals in Rheinberg gegründet und mischte danach acht Jahre in der Alternative-Folk-Szene kräftig mit. Nicht nur am Niederrhein, sondern bundesweit und sogar in England – in Brighton und London – gaben die Jungs Konzerte. „Wir sind damals kreuz und quer durch die Republik gefahren und sind überall aufgetreten, wo man uns hören wollte“, erinnert sich Nils Kopp, Sänger und Bassist der Band. „Wir haben damals in manchen Jahren 40 Konzerte gegeben.“

Nils Kopp wird nächstes Jahr 50, hat Frau und Kinder und lebt seit vielen Jahren als Journalist in München. 1998, als es The March acht Jahre gab, kam die Band an einen Scheidepunkt: Die Musiker verschlug es beruflich in unterschiedliche Winde, es wurden andere Pläne gemacht, Musik spielte nicht mehr die erste Geige im Leben der Beteiligten, die heute Mitte bis Ende 40 sind. Einer wurde Schauspieler, einer ging in die USA, einer landete am Bodensee und nur einer blieb der Heimat treu. Guido Eysenbrandt, der Drummer, verdient sein Geld heute als Steuerberater, ist Schützenpräsident und lebt mit seiner Famillie am Orsoyerberg.

 Das Cover der 1995 erschienenen Debüt-CD „Conspiracy“.

Das Cover der 1995 erschienenen Debüt-CD „Conspiracy“.

Foto: The March

Die March-Musiker denken gerne an die alten Band-Tage zurück, ohne dass sie dabei in die Realität verschleiernde Nostalgie-Gefühle verfallen. 1995 nahmen sie mit „Conspiracy“ ihr erstes Album auf, 1998 folgte „Different Worlds“. Beide erschienen damals schon auf dem band-eigenen Label Scarecrow-Sounds. „Wir haben von Anfang an versucht, alles in einer Hand zu halten. Das Booking, die Werbung, alles“, erinnert sich Nils Kopp. Er schrieb viele March-Songs. Weil es damals noch kein Internet, keine E-Mails, kein Facebook und WhatsApp gab, verschickte die Band ihren Newsletter namens „Die Vogelscheuche“ per Post an Fans. Es gab sogar ein Gästebuch. An einen medialen Höhepunkt in der Band-Geschichte erinnert sich Guido Eysenbrandt: „Wir waren mal Band des Monats im Fachblatt-Musik-Magazin.“ So was vergisst man nicht.

 Mit „Different Worlds“ erschien 1998 ein zweites Album.

Mit „Different Worlds“ erschien 1998 ein zweites Album.

Foto: The March

Der Sound von The March hatte Power und Tempo, zu ihm gehörten starke Melodien und kritische Texte. Dank des Folk-Einflusses und dem Einsatz von Akustik-Gitarre, Mandoline, Akkordeon und Geige rückte er in die stilistische Nähe von Bands wie New Model Army, The Levellers, Subway To Sally oder Fiddler’s Green. Alle Songs, die The March damals spielten, stammten aus der eigenen Feder. Ehrensache.

Bands, so sagt es eine alte Rock’n’Roll-Weisheit, sind wie eine zweite Familie. Wer jemals in einer Gruppe Musik gemacht hat, weiß: Da ist was Wahres dran. Die Mitglieder sind nicht immer die dicksten Freunde, aber irgendwie gehört man zusammen. Blut ist dicker als Wasser, heißt es über den schicksalhaften Zusammenhalt von Verwandten. Bei Musikern könnte man sagen: Songs sind zäher als die dicke Saite vom E-Bass. So waren nicht alle March-Musiker nach dem letzten Konzert 1998 im Dortmunder „Soundgarden“ ständig miteinander in Kontakt. Aber es gab Verbindungen. Irgendjemand wusste immer, was die anderen so treiben und wo sie abgeblieben sind.

2018 ist es dann passiert. Ein Wiedersehen im Schwarzen Adler, ein paar Bierchen, die alten Geschichten. Zu Hause wurden dann die Gitarren rausgeholt und: „Mensch, lass uns doch mal was von unseren Sachen spielen.“ Schnell war klar: Nach 20 Jahren wollten sie noch mal auf die Bühne. Und was hätte besser passen können als ein Gig beim 20. MAP-Festival in Rheinberg?

„Bei der ersten Probe war sofort wieder alles so wie früher. Wie bei einer Zeitmaschine“, erinnert sich Guido Eysenbrandt. 20 Jahre wie weggeblasen. Nun arbeiten die Musiker mit viel Freude und ernsthafter Energie daran, am Freitagabend beim MAP am Pulverturm ein ordentliches Set abzuliefern. „Man weiß ja nicht, wie die Leute das aufnehmen“, sagt Nils Kopp. „Wir sind ziemlich gespannt.“

Wer The March in den 90ern erlebt hat, der kann sich ziemlich leicht ausmalen, wie das wohl wird: coole Songs, gute Musik und eine positive Stimmung. Dafür gibt es mit Sicherheit jede Menge Applaus. Und danach? Ende offen!

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