Kunstaktion in der Rheinberger Reichelsieldung Das Artlon macht die Siedlung bunt

Rheinberg · International renommierte Streetart-Künstler gestalten sechs große Hauswände an Ahorn- und Buchenstraße mit Motiven zu Themen, die ihnen die Rheinberger vorgegeben haben. Künstler und Anwohner sind begeistert.

 „Senioren“ ist das Thema der Spanier Cristian Blanxer und Repo.

„Senioren“ ist das Thema der Spanier Cristian Blanxer und Repo.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Die Artlon-Kunstaktion ist in vollem Gange. Sechs internationale Künstler-Teams sind dabei, die Seitenwände einiger der großen Mehrfamilienhäuser in der Reichelsiedlung zu bemalen und zu besprühen. Ausgewählt wurden nebeneinander liegende Gebäude an der Buchenstraße und der Ahornstraße. Veranstalter, Künstler und Anwohner sind gleichermaßen begeistert. Bis zum Wochenende sollen alle sechs Wände fertig sein. Die der sechsgeschossigen Häuser an der Buchenstraße sind rund 20 Meter hoch und rund acht Meter breit, die der viergeschossigen an der Ahornstraße entsprechend flacher.

Marco Kutz, zusammen mit seinem Bruder Manuel Kutz und dem spanischen Streetart-Künstler Javier Landa Blanco („Corte“) Organisator der Artlon-Aktion, ist schwer angetan vom Umfeld. „Wir wussten nicht so richtig, was uns hier erwartet“, erzählt Kutz. „Wie die Anwohner das alles aufnehmen.“ Inzwischen ist klar: Die Menschen in der Siedlung freuen sich. Den ganzen Tag über, vor allem abends, füllt sich die Wiese. Und Kinder, Jugendliche, ganze Familien, schauen den Künstlern bei der kreativen Arbeit zu, die sie meist aus den Körben der sechs Lkw-Arbeitsbühnen – für jede Hauswald gibt es ein Fahrzeug – mit Pinseln, Rollen und Spraydosen verrichten.

 Spielzeug, Haustier, Familie, Kuscheltier und Liebe: Die Bulgaren Arsek und Erase gestalten die „Wand der Kinder“.

Spielzeug, Haustier, Familie, Kuscheltier und Liebe: Die Bulgaren Arsek und Erase gestalten die „Wand der Kinder“.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Mit den Hauseigentümern ist das alles abgestimmt. „Sie unterstützen uns super“, so Kutz. Kaum hat er das ausgesprochen, meldet sich eine Mitarbeiterin der Manstein-Wohnungsgesellschaft am Pavillon auf der Wiese: „Herr Manstein fragt, ob er irgendetwas für Sie tun kann.“ Wenig später steht der zwölfjährige Aymen Elias auf der Matte und sagt: „Meine Mutter möchte heute für Sie alle kochen und fragt, ob 15 Uhr in Ordnung ist.“ Die Mutter, Hadiya Suliman, schaut dann auch persönlich vorbei und spricht die Einladung der irakischen Familie, die in einem der Häuser lebt, aus. Es soll Teigtaschen geben. „Ich habe schon alles mit meiner Mutter dafür eingekauft“, erzählt Aymen Elias. „Die Leute hier sind alle so unfassbar nett zu uns“, betont Marco Kutz. „Wir könnten hier den ganzen Tag nur essen und trinken.“

 Javi Landa Blanco (re.) und ein Kollege betrachten eine Wand.

Javi Landa Blanco (re.) und ein Kollege betrachten eine Wand.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Vielleicht liegt das auch daran, dass die Rheinberger diesmal in die Aktion einbezogen wurden. Denn jeder konnte vorher sagen, was für ihn „Zuhause“ bedeutet. Kutz: „3114 Menschen haben bei dieser Abfrage mitgemacht. Das ist kaum zu glauben. Davon allein 2000 Kinder und Jugendliche.“ Die Antworten wurden in sechs Kategorien eingeteilt: Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Senioren, Brauchtum und Vereine sowie Politik/Verwaltung/Verbände. Marco Kutz: „Die fünf Begriffe, die in jeder Kategorie am häufigsten genannt wurden, haben wir den Künstlern vorgelegt. Und die haben daraus einen Entwurf für eine Hauswand entwickelt.“ Schon die Auswertung habe rund 20 Stunden in Anspruch genommen.

 Hadiya Suliman (mit ihrem Sohn Aymen) kocht für die ganze Truppe.

Hadiya Suliman (mit ihrem Sohn Aymen) kocht für die ganze Truppe.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Die Streetart-Künstler aus Spanien, Bulgarien, Belgien, Serbien und Deutschland sind allesamt erfahrene Profis, die überall in der Welt arbeiten. Aber ein Projekt wie das in Rheinberg ist auch für sie neu. „Das ganze Projekt ist hochspannend“, sagt Javier Landa Blanco, der Künstlerische Leiter. „Dieser Prozess, dass es Vorgaben durch Begriffe wie ,Spielzeug’ oder ,Liebe’ gibt, die wir dann visualisieren müssen, das ist schon ungewöhnlich.“

Der Spanier Malakkai, seit vielen Jahren in Kopenhagen zu Hause und mit Frau und Kind in Rheinberg, ist fasziniert von den riesigen Flächen: „Solche riesigen Wände, die bemalt werden, und dann gleich sechs Stück, das gibt es sonst nirgendwo. Das ist schon besonders.“

Übrigens gilt auf der Artlon-Baustelle in der Reichelsiedlung: Zugucken ausdrücklich erwünscht. Marco Kutz: „Wir freuen uns über jeden, der hier vorbeischaut.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort