Mitgliederversammlung in der Stadthalle Rheinbergs CDU will Krise überwinden

Rheinberg · Die bisherige Stadtverbands-Vorsitzende Sarah Stantscheff tritt bei der Jahreshauptversammlung am Dienstagabend in der Stadthalle nach fünf Jahren nicht mehr an. Ihr Nachfolger soll Wolfgang Gödeke aus Millingen werden.

 Parteichefin Sarah Stantscheff (hier mit ihrem Stellvertreter Willi Jenk) tritt ab.

Parteichefin Sarah Stantscheff (hier mit ihrem Stellvertreter Willi Jenk) tritt ab.

Foto: CDU

Die Rheinberger CDU bewegt sich seit langem in schwierigem Fahrwasser. Am Dienstagabend nun will die Partei endlich die Weichen für die Zukunft stellen und einen Schlussstrich unter Krise, Chaos, Streit und Niederlagen ziehen. Seit Jahren ist keine Versammlung der größten Partei in Rheinberg mit so viel Spannung erwartet worden wie diese in der Stadthalle.

Der offizielle Rahmen der Veranstaltung lässt den Schluss zu, dass bei den Christdemokraten alles eitel Sonnenschein ist. Zur „Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen und Wahlanalyse“ wird da ganz lapidar eingeladen. Dass die Sitzung mit mehrmonatiger Verspätung stattfindet, ist coronabedingt zu sehen und kein Verschulden der Parteispitze. Bisher war eine Präsenzveranstaltung dieser Größenordnung einfach nicht nötig.

Wichtigster Punkt der Sitzung: Die CDU wird am Abend einen neuen Vorstand wählen. Sicher ist: Sarah Stantscheff tritt nicht mehr für den Stadtverbandsvorsitz an. Die Kommunalpolitikerin hat dies bereits in einem Schreiben an die Mitglieder mitgeteilt: „Nachdem ich durchgehend insgesamt 13 Jahre als Vorsitzende der Jungen Union von 2008 bis 2012, des CDU-Ortsverbands Rheinberg von 2012 bis 2016 und des CDU-Stadtverbands seit 2016 federführend in Verantwortung stand, ist es bei mir an der Zeit, neuen beruflichen und privaten Zielen stärkeren Fokus einzuräumen“, schreibt Sarah Stantscheff. „Folglich werde ich bei meinen politischen Aktivitäten in der Partei etwas kürzer treten und nicht erneut für den Vorsitz im CDU-Stadtverband Rheinberg kandidieren.“ Sie habe die Aufgabe immer sehr gern ausgeführt, freue sich aber auch auf neue Wege, „die sich mir beruflich und privat eröffnet haben“.

Nicht wenige Stimmen in der Partei unkten, Stantscheff komme damit ihrer Abwahl zuvor, sie habe keinen Rückhalt mehr in der CDU. Ihr Nachfolger soll offenbar Wolfgang Gödeke aus Millingen werden, der bis 2020 auch dem Rat angehörte. Ob er – als Inhaber des Hotels Burgschänke in Alpen beruflich stark eingebunden – eine Übergangslösung sein oder den Stadtverband langfristig führen soll, blieb unklar.

Dick unterstrichen ist der Tagesordnungspunkt „Wahlanalyse“. Bei der Kommunalwahl 2020 brach die CDU ein. Der von den Parteimitgliedern halbherzig unterstützte Bürgermeisterkandidat Frank Tatzel ist längst Geschichte – er unterlag dem heutigen grünen Bürgermeister Dietmar Heyde in der Stichwahl klar. Gut möglich, dass Stantscheff für diese Niederlage die Rechnung von ihren Parteifreunden präsentiert bekommt. Üblicherweise trägt der oder die Vorsitzende für Wahlkampfniederlagen die Verantwortung.

Wer auch immer dem künftigen Vorstand angehört, übernimmt ein schweres Erbe. Die Partei ist zerstritten. Neben persönlichen Animositäten liegt auch der Ortsverband Rheinberg (der größte der vier) mit den anderen (Budberg, Orsoy und Borth) im Clinch. Man darf gespannt sein, ob und gegebenenfalls wie die CDU ihre Probleme in den Griff bekommt.

(up)
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