„Grimm – kein Märchen“ in Rheinberg Die Brüder, die mehr als nur Märchensammler waren

Rheinberg · Die Burghofbühne Dinslaken gastierte mit „Grimm – kein Märchen“ in Rheinberg. Das Stück drehte sich um die berühmten Brüder – und um ihre weniger bekannten Geschwister.

 Szene aus dem Theaterstück über die Gebrüder Grimm (Archiv).

Szene aus dem Theaterstück über die Gebrüder Grimm (Archiv).

Foto: Burghofbühne

Die Märchen der Gebrüder Grimm gehören zum Allgemeingut. Aber man würde ihrem Lebenswerk Unrecht tun, wenn man sie als bloße Märchensammler sähe. Wer in Kassel, ihrem Lebensmittelpunkt, im Museum die Ausstellung Grimmwelt besucht hat, weiß, dass sie bedeutende Sprachforscher waren und als Mitbegründer der Germanistik gelten, dass sie auch Initiatoren des deutschen Wörterbuchs waren.

Darum geht es im neuen Theaterstück der Dinslakener Burghofbühne – und um die anderen Brüder. Auch diese Familienmitglieder waren große Persönlichkeiten und Künstler, wie die Burghofbühne erklärt. Jetzt war Premiere von „Grimm – kein Märchen“. Die Dinslakener Burghofbühne machte in Rheinberg Station.

Regisseur Helmut Köpping hat mit Dramaturgin Nadja Blank ein Stück erarbeitet, das aus verschiedenen Perspektiven das Leben von Jacob (Markus Penne) und Wilhelm (Arno Kempf) sowie der anderen Brüder beleuchtet. Dabei erlebt das Publikum rasante Zeitsprünge. Es geht um das Eintauchen in verschiedene Epochen deutscher Geschichte, um Politik, die Zusammenarbeit von Jacob und Wilhelm, um das Rollenverständnis, das Familienleben und die Lebenswege der Brüder. Beispielsweise um Carl Grimm (Jan Exner), den Experimentalmusiker, oder Ferdinand Grimm (Matthias Guggenberger), der „weiß, wie es auf der Straße zugeht.“ Und um Bettine von Armin (Norhild Reinike), Freundin und Unterstützerin, die als Influencerin Einblicke in den politischen Zeitgeist des 18. Jahrhunderts gibt. Dorothea (Christiane Wilke) besorgt als Ehefrau den Grimmschen Haushalt.

Das Bühnenbild lebt von aktuellen Filmaufnahmen, die eingespielt werden. Es dominiert der rasche Wechsel von Orten und Ereignissen, die aus der Grimmschen Zeit in die Gegenwart fallen. Beispielsweise sind es sechs junge Schauspieler und Schauspielerinnen, die bei einem Casting über ihre Erfahrungen mit der Märchenwelt berichten. Plötzlich tauchen sie in den Grimmschen Alltag ein und spielen Szenen des Märchens Schneewittchen.

Die Zettelwirtschaft der Gebrüder Grimm ist legendär. Auf der Bühne flogen diese Zettel wild durch die Luft. „Das Land braucht Wörter“, hieß es und „Volk ist Sprache“. Die Brüder Grimm stehen für ein geeintes Deutschland, für die Wahrung der Menschenrechte in der sich anbahnenden Industrialisierung. Das sehr dichte Stück „Gebrüder Grimm – Kein Märchen“ ist daher mehr als die Erinnerung an die Sammler von Kinder- und Hausmärchen.

(sabi)
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