Büttensitzung der Rhinberkse Jonges Ein Hauch von Bullerbü in Rheinberg

Rheinberg · In der ersten von drei Büttensitzungen der Rhinberkse Jonges in der Stadthalle war die Stimmung top. Endlich wieder Karneval – das war die Devise des Abends. Pastor Martin Ahls brachte den Saal als närrischer Rückkehrer zum Kochen.

Büttensitzzng Karneval Rheinberg: Rhinberkse Jonges​ - Fotos 2023
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Das war die Büttensitzung der Rhinberkse Jonges

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Foto: Armin Fischer (arfi)

Ein Lehrer als Pfarrer verkleidet, ein Pfarrer, der zum Eulenspiegel wird, ein Millinger, der sich in Angela Merkel verwandelt und olle dolle Männer, die die Beinchen schwingen wie sonst nur die Damen: Im Karneval ist alles das erlaubt. Und all das war in der ersten von drei Büttensitzungen der Rhinberkse Jonges in der ausverkauften Stadthalle am Freitag zu sehen. Da herrschte mehr als fünf Stunden eine gelöste Stimmung, weil die Freude darüber, endlich wieder Karneval feiern zu können, riesengroß war. Es wurde getanzt, geschunkelt, gelacht und gesungen und es wurde ordentlich ausgeteilt. Meistens in Richtung Stadtverwaltung und Politik. Bürgermeister Dietmar Heyde, mit Ehefrau Sabine im Publikum, bekam sein Fett weg und konnte herzlich darüber lachen. Die Pfeile von der Bühne waren nicht vergiftet, die Botschaften allerdings durchaus ernst gemeint.

Gleich zu Beginn erwies sich Prinz Noah als echter Volltreffer. Seine Rede war locker, flockig und voller Selbstironie. So gestand er: „Ich wollte es wagen: Männer in weißen Strumpfhosen lassen Frauenherzen höher schlagen.“ 25 Jahre jung ist der Bursche. Und zusammen mit seinem Hofmarschall Kevin Dziekonski und Zeremonienmeister Niels Uebbing, die beiden sind im gleichen Alter, gibt er wirklich eine gute Figur ab.

Während Stadthallen-Wirt Oliver Prophet und seine neun helfenden Damen bis tief in die Nacht durch die Gänge flitzten und die Gäste bewirteten, ging es auf der Bühne Schlag auf Schlag. Tanzgruppen wie die Filutschi’s (als Minions), die Rhinberkse Mädels (mit starken Gardetänzen) und die Papilloni’s (als Kölsche Mädels Ruut und Wiess) versetzten das Publikum in rhythmisches Klatschen. Da zählten die Sitzungspräsidenten Wolfgang Rams und Lars Kisters die eine oder andere Rakete an.

Ein Glück: Die Berkas waren doch wieder mit dabei und sorgten als lustige Musikanten für Top-Stimmung. Ganz zum Schluss zeigte auch die tanzende Stadtwache, was sie drauf hat, während „Die ollen Dollen“ als Männerballett allein für den Mut, sich mit Perücken und Röckchen auszustatten, viel Applaus bekamen. Da rollten Bälle eng am Körper und es kreisten die Pompoms.

Büttenrednern wird wieder besser zugehört in der Stadthalle. So haben auch Redner wie der Münsterländer Kiepenkerl eine Chance. Georg Welp ist eine Institution im Rheinberger Karneval. Aber er ist keiner, der eine Flachwitzpointe nach der anderen raushaut, er hat einen langen Erzählfaden, der sich diesmal an einer alten Espresso-Kaffeemaschine entlang hangelte. Das Publikum wurde bestens unterhalten. Unterdessen kam Mario Heinen als „Mutti der Nation“. Das Angie-Outfit stand ihm gut. Dass der Bürgermeister diesmal nicht zum Prinzenempfang eingeladen hatte, fand Mutti Heinen bedauerlich: „Mensch Dietmar, hättest du doch was gesacht: Den Kasten Bier und die zwei Flaschen Sekt dafür hätte ich doch mitgebracht“, rief er Bürgermeister Heyde zu.

Während Klaus und Ute Vaupel ihre Premiere als „Bruder Nick und sein Tünnes“ gaben und sich Pfarrer Nick über die ewige Baustelle Europaschule lustig machte, verpackten die fünf Wodnods ihre Botschaften in Liedern. Mit der Zeile „Wind Nordost, Bus 9-1-3“ fing etwa eine feine Spitze auf das lockergerappelte Innenstadtpflaster zur Melodie von „Über den Wolken“ an. Und aus „Ein Bett im Kornfeld“ wurde „Ein Platz im Freibad“. Doch der war leider nicht frei, die Ferien vorbei, Schwimmen unmöglich. Dem Bürgermeister wurde noch ein zünftiges „Heydewitzka, Herr Kapitän, lass dich doch mal öfter seh’n“ aufs Butterbrot geschmiert.

Pastor Martin Ahls von St. Peter hatte der Narretei eigentlich abgeschworen und die Eulenspiegel-Kappe zurück in die Schublade gelegt. Jetzt war er wieder da, reimte sich durch Rheinberger Anekdötchen und blickte urkomisch auf die Geschehnisse der letzten Jahre zurück. Auch er nahm sich das Pflaster vor. Das liege nun schon vier Jahre und müsse endlich raus, locker sei es ja bereits. Schließlich habe Rheinberg einen grünen Bürgermeister. Der träume von einem „Hauch von Bullerbü auf dem Markt“. Mausgrau, pausgrau, tatzelgrau, alles vorbei und vergessen, die Kräuterstadt Rheinberg mache alles bunt und gesund. Thymian bei Fonk in Borth, Salbei-Geruch aus den Solvay-Schloten. Und dann die Logistik-Welthauptstadt Rheinberg: Ahls raste unterirdisch von Amazon über Garbe bis zu Aldi, am Ende stand am Kräuterturm ein Zwerg – „der Underberg“. Das Publikum tobte, stand fast auf den Tischen vor Begeisterung. Ahls büttenredete in einer anderen Liga. Champions-League. Einsame Spitze. Langer Applaus für den Herrn Pastor. Und Auszugsmarsch. Sitzung eins war spitze.

(up)
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