Aktion des Stadtmarketings Rheinberg Blauschafe werben für eine tolerante Stadt

Rheinberg · Die blauen Polyesterharz-Tiere von Rainer Bonk aus Vierbaum bestimmten am Wochenende das Bild in der Stadt. Das Stadtmarketing Rheinberg und seine Partner setzten mit der gelungenen Aktion einen schönen Akzent.

 Die blauen Schafe werden vom Hospiz Haus Sonnenschein an der Moerser Straße durch den Stadtpark bis in die Innenstadt vor die St.-Peter-Kirche getragen. Eine Aktion mit viel Symbolkraft.

Die blauen Schafe werden vom Hospiz Haus Sonnenschein an der Moerser Straße durch den Stadtpark bis in die Innenstadt vor die St.-Peter-Kirche getragen. Eine Aktion mit viel Symbolkraft.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Eigentlich ist Rainer Bonk Aktionskünstler, inzwischen gibt der Vierbaumer als Berufsbezeichnung aber auch gerne „Blauschäfer“ an. „Im Jahre 1999 habe ich mit der Zucht dieser seltenen niederrheinischen Rasse begonnen. Inzwischen haben meine Schafe schon in mehr als 180 Städten gegrast, unter anderem in Brüssel, Venedig und vor dem Berliner Reichstag“, sagt Bonk. Auf Initiative des Rheinberger Stadtmarketings durfte seine Herde nun zum zweiten Mal nach 1999 auf das saftige Grün im Stadtgebiet. Unterstützt wurde die Aktion vom Hospiz Haus Sonnenschein und der Aktion „Bewegen hilft“.

Hintergrund der Einladung ist die Botschaft, die Bonk mit seinen Yves-Klein-blauen Schafen aus Polyesterharz vermitteln möchte: „Wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass die Schafe alle gleich sind, so wie auch alle Menschen gleichwertig sind. Außerdem steht die Herde als Symbol für Integration und Migration.“ Die Farbe Blau habe er ganz bewusst gewählt, ist sie doch die Farbe der EU, der Uno und der Unesco. Der erste Standort für die Herde war am Samstag die Wiese hinter dem Hospiz Sonnenschein. Als Kontrast zu den Blauschafen hatte der Rheinberger Schäfer Udo Reisloh eine echte Schaffamilie mit zwei Lämmern mitgebracht.

 Am Hospiz weideten die Schafe aus Polyesterharz auf der Wiese zwischen dem Neubau und dem St-Nikolaus-Krankenhaus. 

Am Hospiz weideten die Schafe aus Polyesterharz auf der Wiese zwischen dem Neubau und dem St-Nikolaus-Krankenhaus. 

Foto: Armin Fischer (arfi)

Hospiz-Leiterin Mirjam Klaas war sofort von der Idee des Stadtmarketings angetan: „Das Motto dieser Installation ,Alle sind gleich, jeder ist wichtig’ spiegelt sich auch in unserer täglichen Arbeit im Hospiz wider.“ Bürgermeister Dietmar Heyde lobte die „fantastische Aktion“ als wichtigen Baustein für die Vielfalt in der Stadt: „Man könnte meinen, dadurch, dass die Blauschafe alle gleich sind, sind sie reduziert. Aber das Gegenteil ist der Fall: Sie signalisieren uns, dass wir zusammenstehen, zusammenhalten sollten.“ Guido Lohmann hatte die Blauschafe gemeinsam mit seiner Frau Monika aus guten Gründen in die Aktion „Bewegen hilft“ eingebettet: „Wir setzen uns in diesem Jahr für mehr Toleranz und gegen Antisemitismus ein. Dafür darf in unserer Gesellschaft kein Millimeter Platz sein.“

 Blauschäfer Rainer Bonk (links) im Gespräch mit Rheinbergs Bürgermeister Dietmar Heyde.

Blauschäfer Rainer Bonk (links) im Gespräch mit Rheinbergs Bürgermeister Dietmar Heyde.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Für besondere Aufmerksamkeit soll ein Video in Rekordlänge sorgen. Lohmann: „Jeder kann uns ein kurzes Filmchen schicken, in dem Sie erklären, warum Sie gegen Antisemitismus und für mehr Toleranz sind. Diese Videos werden dann aneinander gehängt.“

 Blaue Schafe, in der St.-Peter-Kirche ins rechte Licht gerückt.

Blaue Schafe, in der St.-Peter-Kirche ins rechte Licht gerückt.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Rainer Bonk griff diesen Ansatz gerne auf und ergänzte, dass daneben ein soziales Miteinander sehr wichtig sei. Oliver Frenkel, neuer erster Vorsitzender des  Fördervereins Hospiz Sonnenschein, war stolz darauf, an dieser Aktion teilhaben zu dürfen: „Der Gedanke einer Herde, füreinander da zu sein und einzustehen, passt genau zu der Philosophie, mit der unsere Mitarbeiter an ihre Jobs herangehen.“

Mit der Teilnahme möchte das Hospiz auch einen höheren Bekanntheitsgrad erreichen, sagt Leiterin Mirjam Klaas: „Unsere Bewohner müssen nichts bezahlen, wir erfüllen ihnen fast alle Wünsche. Das hat zur Folge, dass wir jährlich rund 60.000 Euro an Spenden benötigen.“ Gegen 13 Uhr wurden die Schafe wieder eingesammelt und von den Besuchern – bewegen hilft – zur Wiese vor der St.-Peter-Kirche getragen. Dort angekommen, dienten sie zahlreichen Kindern als Motiv. Dieter und Rese Ströbel vom Mal- und Bastelbedarf Creaktivo hielten bierdeckelgroße Leinwände sowie Acrylstifte bereit, die dann vom künstlerischen Nachwuchs bemalt und zu einer großen Collage zusammengestellt wurden. Weil die Gefahr des Diebstahls zu groß war, musste gegen Abend eine Unterkunft für die tierischen Kunstwerke her. Was lag da näher, als die Kirche zum Schafstall zu machen, meinte Norbert Nienhaus vom Stadtmarketing: „Das passt doch und sieht gut aus, die Schafe werden zudem illuminiert und so richtig schön in Szene gesetzt.“ Bis 23 Uhr war die Kirche am Samstag für Besucher geöffnet. Um 20 Uhr begrüßte Kantor Christoph Bartusek die Herde musikalisch mit dem Titel „Schafe können sicher weiden“ aus der Kantate „Was mir behagt, ist nur die muntre Jagd“ von Johann Sebastian Bach.

Am Sonntag standen die Schafe wieder vor der Kirche und lockten viele Besucher an.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort