Leseförderung in Rheinberg Mit Deutsch und Türkisch spielen

Rheinberg · Die Autorin Aygen-Sibel Celik hat in der Grundschule Am Annaberg aus ihrem Buch „Sinan und Felix“ gelesen – und bezog die Jungen und Mädchen aus der vierten Klasse aktiv in ihre Lesung ein. Die Kinder waren begeistert.

 Die Schriftstellerin Aygen-Sibel Celik beantwortete am Ende der Lesung gerne noch die Fragen der Klasse 4b.

Die Schriftstellerin Aygen-Sibel Celik beantwortete am Ende der Lesung gerne noch die Fragen der Klasse 4b.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Von der ersten Sekunde an herrschte in der Klasse 4b der Grundschule am Annaberg richtig viel gedankliche Bewegung. „Erzählt mir mal, welche Sprachen ihr so alle könnt?“, fragte die Düsseldorfer Buchautorin Aygen-Sibel Celik, die zu einer Lesung in die Schule eingeladen worden war, die Schüler. Und die hatten von „ein bisschen Russisch, Englisch und österreichischem Dialekt“ über „Deutsch, Englisch, ein bisschen Polnisch“ hin bis „Französisch über Babel“ eine breite Palette parat.

„Da sieht man mal, dass die halbe Welt hier versammelt ist. Ihr seid kleine Sprachgenies“, sagte Celik und schlug den Bogen zu dem preisgekrönten Kinderbuch „Sinan und Felix“, das sie an diesem Morgen begleitet von Bilddarstellungen den Kindern vorstellte.

„In diesem Buch geht es um Sprachen und Verstehen“, sagte sie und bezog die Kinder mit ein. „Ich lebe selbst mit meinem inneren Kind“, bekannte die 51-jährige gebürtige Türkin aus Istanbul später.

„Viele Kinder wachsen zweisprachig auf, da ist ein anderes Verständnis da“, sagte Sabine Albrecht. Die Lehrerin hatte vor einem Jahr von den Workshops des Bödeker-Kreises NRW gelesen, der sich zum Ziel gesetzt hat, Kindern und Jugendlichen die Begegnung mit Schriftstellern zu ermöglichen.

Seit Anfang des Jahres ist die Rheinberger Grundschule Mitglied dieses Kreises – und Aygen-Sibel Celik ist die erste Autorin, die die Grundschule jetzt eingeladen hat. „Wir haben schon lange Lesepaten und Lesefeste hier“, erläuterte Albrecht. Dann lesen Eltern und Großeltern. „Aber es ist nochmal was anderes, wenn jemand da ist, der sich die Geschichten selbst auch wirklich ausdenkt und aufschreibt.“

Und so las Celik mit Hilfe schwarzer Kleinkarten die Geschichte der beiden Freunde Felix und Sinem, die im Park spazierengehen, einen Mitschüler treffen, mit ihm Fußball spielen, der Ball in einem See landet, den sie mit einer Freundin und deren Hund versuchen, herauszubekommen.

Dabei unterbrach sie immer wieder die Geschichte , um die Kinder zum Aussprechen der auf Türkisch und Deutsch verschieden gebrauchten Laute wie „Aahhh“ oder „Ooh“ zu animieren, sie erzählen zu lassen, was sie unter dem Begriff verstehen und was in der jeweiligen Sprache ausgedrückt wird.

So kamen spannende Antworten zustande – das „Oho-o“ zum Beispiel, dass auf Türkisch signalisiert „Da schaffen wir noch mehr“ oder dem „weei“, was soviel wie „wow“ oder Bewunderung heißt – während „Oh wei“ auf Deutsch so viel wie „Oh nein“ oder „wenn was schiefgelaufen ist“ ausdrückt.

Die Kinder bildeten viele spannende Assoziationen wie beim Wort „Off“, das Erschöpfung ausdrückt. Ein Junge dachte eher an „offline“. Und die Kinder lernten, dass „Bana ne“ als türkisches Wort „Mir doch egal“ in einem Streit eine intelligente Technik sein kann, um sein Gegenüber zu verwirren.

Am Ende ließ Aygen-Sibel Celik türkische Worte in Reimen am Ende von den Kindern ergänzen, riet ihnen, selbst solche Worte zu suchen und damit Memory zu spielen – und ihr eine Liste damit zu schicken, die sie in ihrem nächsten Buch verwenden möchte. „Vielleicht schreibt ihr ja auch selbst eine Geschichte“, sagte sie.

Die Kinder löcherten sie zum Schluss mit Fragen zum Lieblingsautor oder ihrer Motivation zum Schreiben und waren total begeistert – wie auch ihre Klassenlehrerin Britta Schneewind-Hölters. „Mit so einer Autorin konnten wir den Kindern in Corona-Zeiten mal was Besonderes bieten. Eine Frau mit viel Charme und Persönlichkeit, die die Inspiration der Kinder super aufgenommen hat. Das Interaktive, das war ganz toll.“

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