Rheinberg Mobbing den Kampf ansagen

RHEINBERG · An der Europaschule in Rheinberg entlarvt Anti-Mobbing-Experte Carsten Stahl den Mechanismus seelischer und körperlicher Gewalt. Er erklärt den Jungen und Mädchen, wie sie sich schützen können.

 Anti-Mobbing-Experte Carsten Stahl (mit Mikrofon)erzählt den Schülerinnen und Schülern seine Sicht der Dinge.

Anti-Mobbing-Experte Carsten Stahl (mit Mikrofon)erzählt den Schülerinnen und Schülern seine Sicht der Dinge.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Gleich an zwei Tagen erleben die Europaschüler das Thema Mobbing aus ganz anderer Perspektive. Coach Carsten Stahl macht Station an der Dr.-Aloys-Wittrup-Straße und trifft Jungen und Mädchen mit einem sensiblen Thema: Mobbing in und vor der Schule oder mit dem Handy.

Alle Jahrgangsstufen sprechen über das, was an Schulen jeden Tag passiert. Verbale Verletzung, körperliche Angriffe, die wie eine Trophäe später ins Netz gestellt werden. Zurück bleiben traumatisierte wie suizidgefährdete Opfer.

„Welche Schimpfworte kennt ihr, die nicht im Schulbuch stehen?“, fragt Carsten Stahl provokant. Waren es früher eher Hänseleien und Streiche, so geht es aktuell um ein ganz anderes Kaliber, das tief in die jugendliche Seele trifft. „Hurensohn“ führt bei den Jungen die Liste an, „Schlampe“ bei den Mädchen. „Bastard“, „Schwuchtel“, „Hurentochter“ sind eher die harmlosen Varianten. „Viel schlimmer und trauriger ist, dass ihr darüber lacht, dass es euch Spaß zu machen scheint. Ihr kennt sie und findet es cool“, sagt Carsten Stahl und ist in seinem Element im Kampf gegen die Gewalt.

„Das ist nicht lustig, auch wenn ihr es nicht so meint“, sagt der muskelbepackte Stahl, der über das TV-Format „Privatdetektive im Einsatz“ bekannt wurde. Sein Name wird für die nächsten Stunden Programm. Er sagt dem Mobbing in jedweder Form den Kampf an und setzt dabei die Themen Toleranz und Respekt im Umgang miteinander auf die erste Stelle. Als er knallharte Geschichten erzählt, die er als Opfer und Täter erlebt hat, wird es in den Schülerreihen mucksmäuschenstill. Stahl legte früh eine kriminelle Kariere hin, die ihm sowohl Macht wie Geld im Milieu sicherte.

Für eine Kehrtwende sorgte später sein kleiner Sohn. „Carsten Stahl ist authentisch mit der klaren Botschaft, sich nicht mobben zu lassen“, sagt Martin Reichert (Schulleitung). Die Coaching-Einheiten sind ins schulische Konzept der Gewaltprävention eingebettet.

Dass sich Mobbing in jede Gemeinschaft bis hin zur Fußballmannschaft einnisten will, ist bekannt. „Das ist unser Thema. Gerade was Mobbing angeht, sind wir sehr sensibel und handeln sofort. Wir haben Streitschlichter. Medienscouts kümmern sich um Cybermobbing“, sagt Reichert. „Wir legen auf den respektvollen Umgang Wert. Das fängt mit der Wortwahl an. Den Umgang müssen wir immer wieder trainieren“, sagt Kollegin Gabriele Vanhoutten.

Über das Fitnessstudio Injoy kam das Coaching-Projekt zustande. Inhaber Jürgen Schepers hatte Stahl bei einer Messe angesprochen. Das Injoy ist mittlerweile in der „Camp Stahl-Initiative“ ein Stützpunkt-Studio im Kampf gegen die zunehmende Gewaltbereitschaft. „Die Qualität des Mobbings hat sich mit den neuen Medien verändert. Opfer sind im Netz sofort präsent, die Täter bleiben verborgen“, sagt Schepers.

Der Anti-Mobbing-Kämpfer Stahl machte seine Sache perfekt, als er zum Schluss alle Teilnehmenden zur verbindlichen Unterschriften-Aktion bat.

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