Literaturkurs des Rheinberger Gymnasiums Amplonianer glänzen zweimal mit Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“
Rheinberg · Der Literaturkurs des Rheinberger Amplonius-Gymnasiums hat im Kultpool an zwei Abenden in zwei verschiedenen Besetzungen Friedrich Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ aufgeführt. Die Akteure waren gut in Form. Auch das Junge Schlosstheater Moers war beteiligt.
Theatergeflüster vor dem Eingang zum Kultpool des Rheinberger Amplonius-Gymnasiums. Nach dreijähriger Coronapause sollte die Bühne wieder bespielt werden. Dürrenmatts Stück „Der Besuch der alten Dame“ steht auf dem Spielplan, und das mit gleich zwei Aufführungen und zwei verschiedenen Besetzungen. Ein Jahr Probenzeit liegt hinter dem 27-köpfigen Literaturkurs der Q1. „Und weil die Begeisterung so groß war, haben wir in Doppelbesetzung das Stück geprobt“, erzählt Deutschlehrerin Tanja Schubert über die Besonderheit. Zwei Aufführungen, zwei verschiedene Besetzungen, entsprechend groß war das Interesse wie auch die Vorfreude der Akteure. „Seit den Sommerferien im letzten Jahr haben wir geprobt und sehr viel Arbeit auch in die Requisiten gesteckt.“
So viel sei schon jetzt verraten, alle Arbeit und starkes Engagement haben sich gelohnt. Mit Spielfreude und Bühnenpräsenz überzeugte das Ensemble bereits am ersten Abend, der ausverkauft war. „Wir erleben ganz unterschiedliche schauspielerische Talente“, so Tanja Schubert. Der Kultpool glänzte aufgrund seiner unterschiedlichen Spielorte und -möglichkeiten. Mal fand das Geschehen auf der Bühne statt, mal am früheren Beckenrand. Vielfalt bestimmte die Szenerie. Bei der ersten Aufführungen übernahmen Sonja Seilheimer und Tom Schimansky die Hauptrollen. Bei der nachfolgenden Aufführung standen Lilian Asadi als alte Dame Claire Zachanassian und Fiona Dehrendorf als Alfred Ill auf der Bühne.
Zuggeräusch und Bahnhofatmosphäre bestimmen die ersten Minuten. Güllen als ruinierte, wirtschaftlich schwer gebeutelte Stadt macht sich bemerkbar. Man wartet auf die Milliardärin, die gleich imposant nach selbstgewähltem Halt, nämlich über die Notbremse, heimatlichen Boden betritt. Von ungefähr spielt der Prinzen-Ohrwurm ‚Ich wär‘ so gerne Millionär‘. Gelungener Spielbeginn, denn schnell ist das Publikum in der Thematik des Schulklassikers von Dürrenmatt, verfolgt die immer wechselnden Szenen, hört die langen Dialoge, in denen es um Kopfgeld von einer Milliarde Euro geht.
Alfred Ill, der einst die Liebe von Claire verschmähte und sie schwanger sitzen ließ, soll es an den Kragen gehen. So der Plan der alten Dame, der es um Moral, Gerechtigkeit und Verantwortung geht. Allerdings in ihrer Währung. Geld oder Moral offenbaren sich schnell als das zentrale Thema und die Überlegung, ob sich Gerechtigkeit mit Geld kaufen lässt. Man kann, wie die alte Dame belegt.
Beeindruckend sind die langen Dialoge, das Mienenspiel, Gestik und Mimik, das sichere Spiel aller Akteure. So von Tom Schimansky als Alfred Ill und Sonja Seilheimer als Claire. Er wandelt sich vom selbstbewussten Krämer im karierten Hemd zum Angst beladenen Güllener, der weiß, was die Stunde geschlagen hat. Am Ende siegt das Geld, das Gemeinwohl, die Gier und der Herdentrieb. Die Moral ist längst über Bord geworfen. Alfred stirbt nicht des Geldes wegen, sondern der Gerechtigkeit wegen den Tod aus Freude. Die szenische Umsetzung war gelungen. Das Ensemble überzeugte auf ganzer Linie. Das Publikum spendete tosenden Applaus.