Welt-AIDS-Tag 2018 HIV positiv – kein Todesurteil mehr

Rheinberg/Kreis WEsel · Am 1. Dezember ist Welt-AIDS-Tag. Der Rheinberger Dietmar Heyde ist Geschäftsführer der AIDS-Hilfe für Duisburg und den Kreis Wesel. Er und sein Team beraten, informieren und klären auf. Und begleiten Betroffene.

 Dietmar Heyde ist Geschäftsführer der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel. Zum Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember hat er wieder viel zu tun.

Dietmar Heyde ist Geschäftsführer der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel. Zum Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember hat er wieder viel zu tun.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Die Tage rund um den 1. Dezember sind für Dietmar Heyde und seine Kollegen die stressigsten im Jahr. Denn am 1. Dezember ist der Welt-AIDS-Tag, und da reiht sich Info-Veranstaltung an Vortrag, Podiumsdiskussion an Pressetermin. Heyde – 54 Jahre alt, in Rheinberg zu Hause, verheiratet, Vater von drei erwachsenen Kindern – ist Geschäftsführer der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel. Träger der Beratungsstelle mit einem Büro in Duisburg ist ein Verein. Seit 1986 gibt es die Einrichtung, Heyde ist seit 2001 Geschäftsführer. Und er weiß eine Menge über die Immunschwächekrankheit, die Anfang der 80er Jahre aufkam und sich damals als Schreckgespenst einer ganzen Generation erwies.

Vorurteile, Diskriminierung und Ängste in Zusammenhang mit AIDS und den HI-Viren, die die Krankheit auslösen, gibt es nach wie vor. Aber Vieles hat sich geändert. Das wird deutlich, wenn Heyde die Säulen skizziert, die die Arbeit der Beratungsstelle tragen. Ein Aspekt ist die psychosoziale Begleitung. „Heute heißt das überwiegend Lebensbegleitung“, schildert Heyde. „Früher war das in erster Linie Sterbebegleitung.“

Die Diagnose „HIV positiv“ ist heute nicht mehr automatisch ein Todesurteil. Menschen mit HIV können dank der Behandlungserfolge relativ beschwerdefrei leben und erreichen ein nahezu gleiches Lebensalter wie Menschen ohne HIV-Infektion. Sie können am gesellschaftlichen Leben teilhaben, arbeiten, ihre Sexualität ohne Angst leben und auf natürlichem Wege Eltern werden. Die Präventionsfachkräfte – in Duisburg teilen sich zehn Hauptamtliche 5,5 Vollzeitstellen – hoffen, dass die Verbreitung der Botschaft „n = n“ Menschen ermutigt, sich beraten und testen zu lassen. Denn nur wer von der Infektion weiß und eine möglichst frühe Diagnose bekommt, könne auch von den Vorteilen der Behandlung profitieren. „Eine wirksame HIV-Therapie vermindert und kontrolliert die HI-Viren im Körper so stark, dass die Viren nicht mehr messbar sind. Und sind die Viren nicht mehr messbar, kann HIV auch beim ungeschützten Sex nicht übertragen werden. Dieses durch viele Studien gesicherte Ergebnis fassten die Wissenschaftler mit dem Slogan ,Nicht messbar = Nicht übertragbar (n = n)’ als Botschaft an Menschen mit und ohne HIV zusammen“, erläutert Heyde.

In Duisburg und dem Kreis Wesel leben rund eine Million Menschen. Man schätzt, dass in Duisburg etwa 700 und im Kreisgebiet knapp 500 Menschen infiziert sind. Bundesweit sind es 88.000, pro Jahr kommen mehr als 1000 neue Erkrankungen hinzu, um die 500 Menschen sterben an der Krankheit.

„Wir begleiten etwa 200 Menschen – persönlich, online oder am Telefon“, beschreibt der Rheinberger, der froh ist, dass etwa 20 Ehrenamtliche die Arbeit der Beratungsstelle unterstützen. Weitere Aufgaben sind Beratungsangebote und die Umsetzung primär-präventiver Projekte (also die Vermeidung und Verringerung von Neuinfektionen). Aufklärung und Information, Fort- und Weiterbildung – das geschieht zum Beispiel im Projekt „Youthwork“, um das sich Heyde selbst kümmert. „Dabei geht es um Prävention für junge Menschen, überwiegend in Schulen. Der Fokus liegt auf Schülern der Jahrgangsstufen neun und zehn“, so Heyde.

Nach mehr als 30 Jahren heißt das Ziel heute: „Kein AIDS für alle.“ An der Umsetzung arbeiten Heyde und seine Leute und können Erfolge verbuchen. So wird ein ambulant betreutes Wohnprojekt in Duisburg umgesetzt. Was noch fehlt, sind Fachärzte. Heyde: „In unserem Geschäftsbereich gibt es nur einen niedergelassenen HIV-Schwerpunktbehandler, und zwar im Duisburger Süden. Das ist zu wenig.“ Auch die Finanzierung der Beratungsstelle macht Sorgen. Land, Kreis und Stadt teilen sich die Kosten, zu einer hundertprozentigen Deckung kommt es aber nicht. Der Geschäftsführer: „Rund 50.000 Euro im Jahr müssen wir selbst aufbringen. Wir sind auf Spenden angewiesen.“

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