Reaktion auf Kritik vom Rat Ärzteverband verteidigt Aus für die Notdienstpraxis

Rheinberg/Xanten · Michael Weyer, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) im Kreis Wesel, reagiert auf die Kritik aus dem Rat.

 Die Notdienstpraxis im Rheinberger DRK-Zentrum (Archiv).

Die Notdienstpraxis im Rheinberger DRK-Zentrum (Archiv).

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Der Vorsitzende der Kreisstelle Wesel der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein, Michael Weyer, hat auf den in der Ratssondersitzung geäußerten Unmut über die beabsichtigte Schließung des ärztlichen Notdienstes im DRK-Zentrum am Melkweg reagiert und die Angliederung des Angebotes ans Krankenhaus Bethanien in Moers verteidigt.

Ein wichtiger Punkt, der bei der Diskussion viel zu wenig beachtet werde, so Weyer, sei die aktuelle Gesetzgebung beziehungsweise die Forderungen des Gesundheitsministers, das Notfallsystem nicht nur zu vereinheitlichen, sondern bei Notfällen beide Systeme der stationären (Krankenhäuser) und ambulanten Versorgung (Niedergelassene Ärzte) enger zusammenzubringen. „Dies ist allerdings nur dann sinnvoll machbar, wenn die Notfallpraxen der niedergelassenen Ärzte sich auch im Krankenhaus befinden, idealerweise als Portalpraxen mit dem sogenannten Ein-Tresen-Modell“, so der KV-Vorsitzende.

„Ein Tresen“ bedeutet, dass bereits bei der Anmeldung bestimmt wird, ob der Patient so krank ist, dass er ins Krankenhaus muss oder vom niedergelassenen Arzt behandelt werden kann. „Dieses Modell ist in Rheinberg schon wegen des fehlenden Krankenhauses nicht umsetzbar“, argumentiert Weyer. Auch die Verlagerung ans St.-Bernhard-Hospital Kamp-Lintfort sei nicht möglich.

Wichtigster Grund für die Veränderung sei die Demografie, die auch vor Ärzten nicht Halt mache. Mittlerweile sei mehr als ein Drittel der Ärzte im Kreis Wesel über 60 Jahre alt. Das mache es nicht leicht, die Dienste zu besetzen. Die Nachbesetzung von Hausarztpraxen gestalte sich seit Jahren als sehr schwierig. Das lasse kleinere Notdienstbezirke kaum zu. „Es mangelt schlichtweg an Personal“, so die KV. Weiterer bedeutsamer Punkt seien die Kosten. Für die Notdienstambulanzen müssten Ärzte 90.000 Euro pro Jahr und Notdienstpraxis aufbringen. Je kleiner der Notdienstbezirk, desto größer die finanzielle Belastung des einzelnen Arztes, lautet die Rechnung des Kreisvorstandes.

Dass die Patienten größere Strecken bis zum nächsten Arzt zurücklegen müssten, sei bekannt „und in hohem Maße bedauerlich“, räumt Weyer ein. Er stimmt den politisch Verantwortlichen in Rheinberg daher zu, wenn sie bedauern, dass sich „gefühlt“ die wohnortnahe Versorgung verschlechtere und es Menschen ohne Fahrmöglichkeit schwer hätten, die Notdienstpraxis aufzusuchen. Aber: „Betrachtet man nicht nur den kürzeren Weg zur bisherigen Praxis in Rheinberg sondern stattdessen die künftig verbesserte Versorgung in der Notfallpraxis in Moers, so verbessert sich der Notdienst deutlich.“ Verbessert werde auch die Situation für Bettlägerige und Patienten, die auf ärztliche Hausbesuche angewiesen seien. In der Notfallpraxis stehe an sieben Tagen rund um die Uhr ein Fahrdienst bereit. Für Xanten habe sich der Kreisstellenvorstand entschlossen, sich dafür einsetzen, zunächst alles beim Alten zu belassen.

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