Virtueller Rundgang durch Ausstellung Die Adler-Kunst kommt nach Hause

Rheinberg · Premiere der Vierbaumer Kulturinitiative: Die Ausstellung der Ossenberger Malerin Kiki Dietz wird als virtueller Rundgang präsentiert. 23 Acryl-Bilder sind online zu sehen, viele davon beschäftigen sich mit Musikern und Songs.

Normalerweise läuft das so: Wird eine Ausstellung eröffnet, gibt es eine Vernissage, es werden ein paar Worte über den Künstler gesprochen, bevor der selbst etwas zu seinen Werken sagt, zwischendurch wird Musik gespielt, dann gibt es ein Gläschen Sekt, Saft oder Wasser. Im Pressebericht steht dann später meist: „Interessierte können sich die Ausstellung zu folgenden Öffnungszeiten bis zum Soundsovielten im Soundsovielten anschauen.“

Wie gesagt: normalerweise. Durch Corona ist alles anders geworden. Kiki Dietz bekommt das jetzt zu spüren. Schon seit langem war die erste Ausstellung der Malerin aus Ossenberg im Schwarzen Adler beschlossene Sache. Das ganze Projekt jetzt aber wegen der Pandemie, der daraus resultierenden Kontaktbeschränkungen und der Tatsache, dass das Vierbaumer Kulturlokal seit Mitte März geschlossen ist, einfach abblasen? „Das war keine Option für mich“, sagt Künstlerin Dietz. „Ich finde, man muss gerade jetzt darauf hinweisen, dass es noch Kunst und Kultur gibt.“ So hat sie nun 23 ihrer Gemälde im Adler aufgehängt.

Man kann sie sich auch anschauen, allerdings nur online. „Wir bringen die Kultur zu den Menschen nach Hause“, macht Ernst Barten von der Kulturinitiative Schwarzer Adler deutlich. Heißt: Über die Internetseite www.schwarzer-adler.de beziehungsweise über den Adler-Facebook-Kanal kann man sich jedes der 23 Gemälde unter dem Stichwort Kunst@Home aufrufen und anschauen. Zudem gibt es ein Video, in dem Dietz die drei Teile der Ausstellung erläutert. Ein virtueller Rundgang durch eine Ausstellung, wie es ihn in der fast 40-jährigen Geschichte der Adler-Kultur noch nie gab. Getreu dem Motto: Können die Menschen nicht zur Kunst kommen, dann kommt die Kunst eben zu ihnen nach Hause.

Im ersten Teil zeigt die 49-Jährige Musikerporträts. Fünf von Sänger Chris de Burgh und seinen vier Bandmitgliedern und eines von Deutschnuschellegende Udo Lindenberg. „Chris de Burgh begleitet mich musikalisch schon seit meiner Teenagerzeit“, schwärmt Dietz. Deshalb porträtierte sie den irischen Sänger und Songwriter, seinen Gitarristen Neil Taylor, Keyboarder Nigel Hopkins, Bassist David Levy und Drummer Tony Kiley. Ihr gelang sogar ein Coup: Am Rande eines Konzerts traf sie die ganze Band und ließ sich ihre Bilder von den Rockstars persönlich signieren. Auch Udo Lindenberg unterschrieb auf dem Bild, das ihn im Halbprofil zeigt, wie er gerade den Rauch seiner Zigarre auspustet.

Auch im zweiten Teil der namenlosen Ausstellung, die zunächst den Titel „sehen …hören … fühlen“ bekommen sollte, geht es um Musik. Jedes dieser acht Bilder ist nach einem Song von Chris de Burgh benannt. Dietz ist das kunterbunte, mit an Luftblasen erinnernde und mit Textzeilen gespickte „Read my name“ (Lies meinen Namen) besonders wichtig. „Weil es der Frage nachspürt, ob man in seinem Leben wirklich alle Chancen genutzt und aus allen seinen Talenten etwas gemacht hat“, so die Mutter einer erwachsenen Tochter. „Die Frage ist, ob man in seinem Leben etwas bewirkt, etwas verändert hat.“

Dabei räumt die Künstlerin, die alle Bilder in Acryl gemalt hat, ein, dass sie die Aussage des Bildes auch auf ihr Leben bezieht – auf die Frage, ob und was sie mit ihren Bildern erreicht: „Ich finde die Vorstellung schön, dass sich die Leute, die sich meine Bilder anschauen, das jeweilige Lied dazu anhören. Wenn jemand das Bild für die Dauer des Songs betrachtet, ist mehr erreicht, als ich mir zu träumen erhoffe.“ Das eindringlichste der Song-Bilder ist „The mirror of the soul“. Es bleibt diffus und geheimnisvoll und lässt viel Spielraum für Assoziationen.

Teil drei der Ausstellung hängt im Thekenraum des Schwarzen Adlers; da, wo zwischen der Holzvertäfelung und der Decke nur ein schmaler Streifen Wand bleibt. Dietz erklärt: „Ich hatte gleich die Idee, extra für diesen Raum eine Serie von extrem querformatigen Bildern zu malen.“ Herausgekommen sind neun „himmlische“ Bilder. Landschaftsbilder in ganz unterschiedlichen Stimmungen, die meisten im Format 1,20 Meter mal 40 Zentimeter. Und das Ganze mit konkretem Ortsbezug. So hat Malerin Dietz viel Ossenberger Lokalkolorit eingefangen: die Ossenberger Kirche, die Windräder an der L 137 oder die Ortslage Spilling. Diese spezielle Serie hat vordergründig nichts mit Musik zu tun, hat aber eine ganze eigene Klangfarbe.

Nun hofft Dietz ebenso wie die Kulturinitiative, dass viele Kunstfreunde das Online-Angebot nutzen. Und wer weiß: Vielleicht kann man sich die Bilder ja schon bald nicht nur in Farbe, sondern auch live im Adler anschauen.

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