Rheinberg Ferienzirkus macht Kinder zu Artisten

Rheinberg · 440 Kinder schnuppern im Rahmen des Ferienalarms Zirkusluft. Die Artistenfamilie Ortmann ist mit ihrem Zirkus „Rondel“ vier Wochen lang zu Gast auf dem Gelände hinter der Grundschule Grote Gert.

 Die Stimmung ist prächtig in der Manege des Ferienzirkus. Die ersten 110 Kinder üben fleißig und freuen sich auf die Vorstellung am Freitag.

Die Stimmung ist prächtig in der Manege des Ferienzirkus. Die ersten 110 Kinder üben fleißig und freuen sich auf die Vorstellung am Freitag.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Annabel lässt René Ortmann nicht eine Sekunde aus den Augen. Hochkonzentriert verfolgt sie jede Bewegung des Trainers, der sich mit den Kniekehlen ins Trapez eingehängt hat und kopfüber hoch über der Manege hängt. Die Elfjährige weiß: Jetzt muss sie jede ihrer Bewegungen hoch präzise ausführen und folgt deshalb den Anweisungen des 30 Jahre alten Artisten exakt aufs Wort. Kaum hat sie die Hände des Trainers gegriffen, wird das Trapez schon in Richtung Kuppel gezogen.

Rasch schwingt Annabel ein Bein nach oben, durch die Arme des Trainers und vollführt kopfüber einen lupenreinen Spagat. Wieder festen Boden unter den Füßen strahlt Annabel übers ganze Gesicht. Die Frage, ob das Spaß macht, stellt sich erst gar nicht. „Als Turnerin kenne ich keine Höhenangst“, sagt sie. Jedes Kunststück sei eine neue Herausforderung, das wisse sie schon aus den vergangenen Jahren. Wie viele Kinder ist Annabel eine „Wiederholungsartistin“ und bereits zum sechsten Mal dabei.

 Das Zusammenspiel zwischen Tier und Mensch ist wichtig: Hier führen kleine Dompteure Ziegen über einen schmalen Steg.

Das Zusammenspiel zwischen Tier und Mensch ist wichtig: Hier führen kleine Dompteure Ziegen über einen schmalen Steg.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Die junge Trapezkünstlerin ist eines von 440 Kindern, die sich im Rahmen des Ferienalarms im Zirkus für Kids „Rondel“ vom Ferienkind in einen Artisten verwandeln und Zirkusluft schnuppern können. Erstmals ist die Artistenfamilie Ortmann mit ihrem Zirkus für Kids vier Wochen zu Gast auf dem Gelände hinter der Grundschule Grote Gert, so dass sich in jeder Woche 110 Kinder in der Manege ausprobieren können. Das heißt: Jeweils vier Trainingswochen und vier Aufführungen.

„Die Nachfrage ist auch im achten Jahr ungebrochen groß“, freuen sich Babette Heimes und Maren Merker vom Jugendamt der Stadt. Auch in Zeiten von Onlinegames, Instagram und YouTube übe der Zirkus eine große Faszination aus. Heimes und Merker wissen warum: „Hier können sich die Kinder ausprobieren, neue Interessen und Talente entdecken, die weder sie selbst noch ihre Eltern bislang kannten. Das kann Zirkusleiter René Ortmann nur bestätigen. Gemeinsam mit den Mitgliedern seiner Artistenfamilie weiht er die Schüler im Alter von sechs bis 14 Jahren in die unterschiedlichen Zirkusdisziplinen ein: Von Akrobatik über Bauchtanz, Clownerie, Feuerspucken und Seiltanz bis zu Trampolinspringen und Trapezkunst ist alles dabei.

„Am Montagvormittag gab es einen Probelauf durch alle Stationen, dann konnten die Kinder drei Disziplinen wählen. „So sind sie garantiert in eine der Wunschgruppen gelandet“, erklärt Ortmann. Er beteuert: „Den Satz ‚Das kannst du nicht’ hört hier kein Kind.“ Jeder wird nach seinen Möglichkeiten gefordert und gefördert.

Lina Sophie (8) und Sophie (9), beide ebenfalls schon zum wiederholten Mal im Ferienzirkus dabei, spielen schon am zweiten Trainingstag auf dem Seil ihre enorme Gelenkigkeit aus. Die beiden tanzen schon länger in einer Garde und beherrschen den Spagat aus dem Effeff.

Nur fürs Gleichgewicht ist das dünne Seil in rund 90 Zentimeter Höhe noch ungewohnt. An der Hand von Becci Ortmann (26) und Marylin Ortmann (31) aber meistern die kleinen Seiltänzerinnen auch diese Herausforderung schon sehr gut. Bis es am Freitag um 18 Uhr heißt „Manege frei!“ stehen noch einige Trainingseinheiten auf dem Programm. „Zur Aufführung der Show bieten wird im Zelt Platz für etwa 500 Gäste“, so René Ortmann.

Neben dem Training kommen natürlich auch Spiel und Spaß nicht zu kurz. „Bei diesem Wetter sind vor allem Spiele gefragt, die mit Wasser zu tun haben“, erzählt René Ortmann. Damit die Kräfte bei der Wärme nicht vorzeitig ausgehen, erhalten die Kinder ein Mittagessen sowie Erfrischungen und Getränke zwischendurch. Barbara Heimes und Maren Marker sind überzeugt: 2020 feiert der Ferienalarm sein zehnjähriges Bestehen – mit dem Zirkus „Rondel“.

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