Alpen Polizei jagt Scheunen-Einbrecher

Alpen · Diebe haben es derzeit auf landwirtschaftliche Betriebe abgesehen. Betroffen ist der ganze Kreis Kleve. Auch drei Einbrüche in Alpen-Veen passen ins Schema. Denkbar ist, dass eine Bande unterwegs ist. Verfolgung bis ins Maisfeld.

 Die Flucht endete im Maisfeld.

Die Flucht endete im Maisfeld.

Foto: Gocher Abschleppdienst

In der vorigen Woche war die Polizei nachts ganz nah dran an den Tätern. Die Einbrecher waren gerade wieder in ein ländliches Anwesen auf dem Emmericher Eyland eingedrungen und wurden dabei von einem Anwohner beobachtet. Zufällig befand sich in der Nähe eine Polizeistreife und nahm die Verfolgung auf. Ein Polizeihubschrauber wurde zur Unterstützung angefordert. Die Verfolgungsjagd endete erst einmal in einem Maisfeld. Das Fluchtauto prallte nach einer Fahrt von etwa 150 Metern durch das Feld gegen einen Baum. Mindestens zwei Täter flüchteten. Zumindest der Beifahrer hat sich bei dem Zusammenstoß verletzt. Auf der Beifahrerseite des Wagens - ein Opel mit "ST"-Kennzeichen für Steinfurt - fanden sich später Blutspuren. Polizeisuchhunde wurden zur Fahndung eingesetzt, die Bereitschaftspolizei rückte zur Unterstützung aus - bislang ist all das vergeblich geblieben.

Dabei hatte die Polizei die Hoffnung, mit dem Ergreifen der Täter eine beispiellose Serie von Einbrüchen aufklären zu können. "Dreist" beschreibt sehr treffend die Vorgehensweise der Verbrecher, die seit einiger Zeit in Serie zuschlagen und zahlreiche Bauernhöfe im ganzen Kreis Kleve heimgesucht haben. In den vergangenen Wochen registrierte die Polizei hier 31 Einbrüche in landwirtschaftliche Betriebe (siehe Grafik). Die Dunkelziffer dürfte weit höher sein, denn viele Delikte werden gar nicht gemeldet, weil die Landwirte den Aufwand scheuen oder sie nicht davon ausgehen, dass die Fälle aufgeklärt werden.

Im Kreis Wesel kann die Polizei keine solche Serie nennen. Aber drei Diebstähle Anfang Juni in Veen passen tragen genau die Handschrift der Täter im Nachbarkreis. Die Täter kamen in einer Sonntagnacht, kletterten an der Dickstraße über eine Mauer in den Innenhof, wo sie Werkzeuge mitgehen ließen. Außerdem brachen sie das Schloss einer Werkstatt eines Bauern auf, um an Werkzeug zu gelangen. Aus einem Schuppen erbeuteten sie eine Werkzeugmaschine. Vermutlich die gleichen Täter drangen im selben Zeitraum in Werkzeugschuppen von zwei Bauernhöfen an der Winnenthaler Straße und fanden, was sie suchten.

Für die Bauern sind die Folgen oft verheerend, weil die Straftäter auf nichts Rücksicht nehmen. Ein Beispiel: Im Emmericher Eyland irrten kürzlich Dutzende Kühe umher. Die Einbrecher hatten auf dem Weg in die Werkstatt das Gatter der Kuhweide geöffnet. Die Tiere mussten eingefangen werden. In Weeze gab es vier Scheuneneinbrüche. In Achterhoek stiegen die Täter an einem Abend gleich drei Mal ein. Auch in Issum das gleiche Tatmuster: Die Diebe haben es auf abgelegene Anwesen abgesehen, brechen in Werkstätten oder Scheunen ein und stehlen vor allem Werkzeug. Ob es zwischen all den Fällen wirklich einen Zusammenhang gibt und eine "Scheunenbande" unterwegs ist, stehe nicht fest, so die Polizei. Aber, so Sprecher Michael Ermers: "Es spricht einiges dafür, dass es sich um eine Tätergruppe handelt."

Eine solche Häufung von Einbrüchen nach demselben Muster sei in der Region ungewöhnlich. Dass die Kriminellen den Grenzraum nutzen, um sich anschließend ins Nachbarland abzusetzen, sei nur eine Mutmaßung, so der Polizeisprecher. Das Autokennzeichen ST deute darauf hin, dass die Diebe aus dem Münsterland kommen.

Die Behörde setzt auf Hinweise. Im Achterhoek hatten Bürger am Tatort einen verdächtigen weißen Lieferwagen beobachtet. Darin waren Leute unterwegs, die angaben, Dachrinnen reparieren zu wollen. Bei einem Einbruch in Louisendorf haben Anwohner einen schwarzen Opel Kombi gesehen. In dem sollen zwei etwa 30 Jahre alte Männer gesessen haben. In anderen Fällen wurden ein weißer Mercedes Sprinter, ein silberfarbener und ein schwarzer Mercedes Vito gesehen.

Obwohl die Beamten noch nicht wissen, ob alle Einbrüche auf das Konto derselben Täter gehen, kontrollieren sie nachts in ländlichen Bereichen solche Fahrzeuge. "Wir hoffen, dass da mal ein Treffer dabei ist", sagt Sprecher Michael Ermers. Die Polizei rät, Scheunen und Werkstätten gut zu verschließen.

Den Rat erteilt auch Gerd Exner vom Bundesverband der Versicherungskaufleute, Region nördlicher Niederrhein. Landwirte bekämen nur Schadenersatz, wenn sie eine Zusatzversicherung haben. Ausschließlich die gewerbliche Inhaltsversicherung decke den Diebstahl von Betriebsinventar wie Werkzeugen, Geräten und Produktionsmitteln (etwa Saatgut und Erntefrüchten) ab. "Ersetzt wird nur der Zeitwert", betont Exner. Für gestohlene landwirtschaftliche Fahrzeuge mit Kennzeichen komme die Teilkasko auf.

(RP)
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