Rheinberg Plan für Projekt Polder "Orsoyer Land" steht

Rheinberg · Baustart frühestens 2019: Deichverband möchte, dass auch Rheinberger für Hochwasserschutz zahlen.

Die Planung für den Polder "Orsoy Land" ist weit fortgeschritten. "Ende 2016 ist der Antrag fertig und wird bei der Bezirksregierung eingereicht", sagte Henjörg Hahn, Geschäftsführer des Ingenieurbüros Hahn-Bender aus Wesel, in einer Versammlung zum Hochwasserschutz. Eingeladen hatte die Interessengemeinschaft Bürgerhaus Budberg.

"Eineinhalb bis zwei Jahre dauert das Planfeststellungsverfahren", erläuterte der Spezialist für Deichplanung. Er skizzierte die weitere zeitliche Schiene für das Projekt so: "Wenn Mitte oder Ende 2018 der Planfeststellungsbeschluss vorliegt, folgt die europaweite Ausschreibung. Sie dauert bis Ende 2019. Dann kann der Bau beginnen, der wiederum drei bis vier Jahre dauert. 2023 oder 2024 wäre der Polder dann vollendet."

Der Polder "Orsoy Land" ist ein künstliches Becken, das auf einer Fläche von 800 Fußballfeldern zwischen Eversael und Rheinberg entsteht. Er ist von Deichen umgeben. An einer Stelle am Orsoyer Rheinbogen, auf einer Länge von 800 Metern, ist dieser Deich etwas niedriger. "Bei einem starken Rheinhochwasser würde die Wasserspitze langsam in den Polder laufen", erläuterte Henjörg Hahn diesen gesteuerten Polder. "Das senkt das Hochwasser um acht Zentimeter."

Das künstliche Becken könne 20 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen. Zusammen mit den vielen anderen Poldern am Rhein, zum Beispiel in Bislich, würde sich die Spitze des Hochwassers dadurch erheblich reduzieren lassen.

Wenn der Strom wieder niedrigeres Wasser führe, könne an einer vorgegebenen Stelle der Rheindeich auf 20 Metern zur Seite geschoben werden, um zwei Drittel der schlammigen Fluten wieder abfließen zu lassen. Das restliche Drittel, das nicht über dieses Auslaufbauwerk den Polder verlässt, kann über einen Bodenausfluss ablaufen.

Der Polderdeich ist drei bis vier Meter hoch. Das Material für diesen "Drei-Zonen-Deich" aus Lehm, Sand und Kies wird der Polderfläche entnommen. Der Polderdeich ist acht Kilometer lang. Auf der Deichkrone entsteht ein drei Meter breiter Rad- und Fußweg.

Zu den Kosten des Projektes sagte der Ingenieur noch nichts. Als Deichgräf Viktor Paeßens und Umweltminister Eckhard Uhlenberg 2008 den Vertrag über den Deich- und Polderbau unterschrieben haben, war von geschätzten 20 Millionen Euro für den Bau des Polders die Rede. "Zwischen den Bauunternehmen herrscht ein starker Konkurrenzkampf", sagte Henjörg Hahn. So war der Bau des Deichs im Rheinbogen nicht teurer als kalkuliert, obwohl es Nachträge durch unvorhersehbare Maßnahmen gab. Das Land übernimmt die Kosten des Polderbaus. "Es trägt auch zu 100 Prozent den Unterhalt", sagte Viktor Paeßens.

Selbst wenn sich der Polderbau nicht auf die Beiträge zum Deichverband auswirkt, steigen sie im neuen Jahr. Denn dieser muss für die neuen Rheindeiche, die in Ossenberg und im Orsoyer Rheinbogen entstanden sind, 20 Prozent der Baukosten übernehmen.

Deichgräf Paeßens kündigte vor 30 Zuhörern an, die Zahl der Personen erhöhen zu wollen, die für den Deichbau und den Deichunterhalt zwischen Baerl und Ossenberg Beiträge zahlen. Der Deichverband Orsoy wolle von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule untersuchen lassen, ob zum Beispiel zukünftig auch die Rheinberger Beiträge zu leisten hätten. Die müssen bislang nichts zahlen.

(RP)
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