Rheinberg Orsoyer Kirche erstrahlt in neuem Glanz

Rheinberg · Vor zehn Jahren begann die Planung, sechs Jahre lang wurde renoviert: Morgen nun feiert eine lebendige Gemeinde die Fertigstellung ihres Gotteshauses. 700.000 Euro der Gesamtkosten in Höhe von 2,5 Millionen Euro waren Spenden.

 Der Eingangsbereich der Kirche.

Der Eingangsbereich der Kirche.

Foto: Armin Fischer

Es war eine Herkulesaufgabe. Aber es ist geschafft: Die Rundum-Sanierung und -Renovierung der evangelischen Kirche Orsoy ist nahezu vollendet. "Irgendwann", so Pfarrer Uwe Klein, müsse die Außensakristei noch gemacht werden, aber sonst ist alles fertig. Zehn Jahre nach Planungs- und sechs Jahre nach Baubeginn ist das weiße Gotteshaus generalüberholt. Und die Freude ist groß: "Wir bedanken uns bei allen, die daran mitgewirkt haben", sagt Klein. "Für das Vertrauen, für die Geduld, für die unglaubliche Spendenbereitschaft."

 Freuen sich über die Kirche (v.l.) Presbyterin Helga Tempel, Küsterin Karin Klein, Pfarrer Uwe Klein, Architekt Wolfgang Deurer, Presbyter Walter Schöngen, Orgelbaumeister Ralf Müller und Hartmut Kirchhoff (Kreissynodalvorstand).

Freuen sich über die Kirche (v.l.) Presbyterin Helga Tempel, Küsterin Karin Klein, Pfarrer Uwe Klein, Architekt Wolfgang Deurer, Presbyter Walter Schöngen, Orgelbaumeister Ralf Müller und Hartmut Kirchhoff (Kreissynodalvorstand).

Foto: Armin Fischer

2,5 Millionen Euro sind unter dem Strich in das von Beginn an höchst ambitionierte Projekt geflossen. Eine beeindruckende Stange Geld. Staunen darf man allerdings über die Summe, die Spender und Sponsoren beigesteuert haben: 700.000 Euro machten überwiegend Orsoyer locker. Zuletzt habe ein einzelner Spender 200.000 Euro überwiesen.

Das beeindruckt auch Hartmut Kirchhoff vom Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises Moers. "Die Spendenbereitschaft in Orsoy ist enorm. Wobei ganz wichtig ist: Auch die kleinste Spende hat dazu beigetragen, dass alles bezahlt werden konnte."

Erst vor einer Woche legten die Maler die Pinsel und Rollen nach getaner Arbeit beiseite. Sechs Wochen Zeit hatte der Innenanstrich - abgestimmt mit dem Landeskirchenamt und abgesegnet vom Landeskonservator - in Anspruch genommen.

"Vor zehn Jahren haben wir mit der Planung begonnen", erinnert sich Klein. "Unsere Kirche roch modrig, und wir überlegten, was zu tun ist." Als der Architekt und Weseler Dombaumeister Professor Dr. Wolfgang Deurer im Juni 2006 ins Spiel kam, wurde es konkret. 2010 rollte dann der Bagger an. Der Kirchenboden wurde tiefergelegt und um rund einen Meter auf das Niveau von 1850 abgesenkt.

Außen wurden die Fundamente trockengelegt. Die Archäologen begleiteten die Arbeiten und stießen in und an der Kirche unter anderem auf 80 Skelette. Diese wurden ein weiteres mal bestattet: zumindest ihre Asche, nach der Verbrennung in 18 Urnen. Ein Skelett blieb erhalten. Eine Nachbildung von "Örsi" liegt in der Kirche unter einer Glasplatte. Das Original ist einen halben Meter tiefer eingebettet. Über dem Haupteingang wurde mit gestalterischem Bedacht eine zeitgemäße Empore aus Stahl gebaut. Um das Tasteninstrument selbst kümmerte sich Orgelbaumeister Ralf Müller von Speith Orgelbau in Rietberg. Er spricht von einem "technischen Neubau unter Verwendung des Pfeifenbestands". Der Orgelprospekt stammt von Peter Weidtmann aus Ratingen, dessen Instrumente selten und wertvoll sind. Das Rückenpositiv hat Ehrenfried Leichel aus Duisburg gefertigt. Auch sein Name bürge für Qualität, versichert der Sachverständige Dr. Stephan Pollok. Die Empore ist von einer gläsernen Balustrade begrenzt. "Das darauf abgebildete Notenbild ist das von ,Vater unser'", erzählt Presbyter Walter Schöngen.

Die Kirche ist inzwischen mit einem roten Cottoboden gefliest. Das bringt Wolfgang Deurer dazu, über die Farbgebung in der Kirche zu philosophieren. "Wichtig ist das Gesamtkonzept", so der Architekt. "Bevor ich anfange zu arbeiten, mache ich die Augen zu und stelle mir vor, wie die Kirche später aussehen soll." In Orsoy sei er mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Auch deshalb weil dort keine Alleingänge gemacht worden seien. Deurer: "Wir haben die Gemeinde, die Orsoyer, immer mitgenommen." Fugen, Schlusssteine, Rippen, jedes Detail sei abgestimmt. "Wir haben versucht, die ursprüngliche Farbgebung wieder hinzubekommen", so der Experte.

Eine Besonderheit in der Kirche ist die Kanzel von 1551 - die älteste in der rheinischen Kirche, wie Uwe Klein hervorhebt. Wie alt die Kirche genau ist, weiß man nicht. Klein: "Auf jeden Fall älter als 500 Jahre. Es wird eine Vorgängerkirche gegeben haben."

Begeistert ist der Pfarrer über die gute Zusammenarbeit mit den katholischen Kollegen. "Als wir unsere Kirche nicht nutzen konnten, durften wir unsere Gottesdienste in St. Nikolaus abhalten. Im Gegenzug wird in der Adventszeit der Flügelaltar aus St. Nikolaus in unserer Kirche aufgebaut. Er stammt von Colin de Coter und ist derzeit bei einem Restaurator in Bonn. Er bleibt bei uns, bis die katholische Kirche renoviert ist. Das spricht für die guten ökumenischen Beziehungen in Orsoy."

Die Begeisterung, die in den vergangenen Jahren in der Orsoyer Gemeinde geherrscht habe, habe sich auf die Handwerker übertragen, versichert Professor Deurer. Und Orgelbaumeister Müller sagt: "Anfangs kannten wir uns gar nicht. Heute stehen wir hier als Freunde an einem Tisch."

Die Vollendung der Kirchsanierung wird morgen um 15 Uhr mit einem Festgottesdienst in der Kirche gefeiert. Der designierte Superintendent Wolfgang Syben wird dazu nach Orsoy kommen. "Anschließend", so Uwe Klein, "wollen wir gemeinsam in unserer Kirche feiern. Wir wollen zeigen, dass in unserer Kirche gelebt wird."

(up)
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