Rheinberg Onkel Fisch bringt Europa aktionsreich auf den Punkt

Rheinberg · Kabarett-Duo mit Mix aus Analyse, Musik, Bewegung

Die Veranstalter hatten nicht zu viel versprochen: Das Duo Onkel Fisch hat am Samstagabend mit seinem Action-Kabarett viel Bewegung in die Rheinberger Stadthalle gebracht. Das Publikum erlebte einen gelungenen Mix, der eine fundierte Analyse der Situation in Europa mit Musik, Bewegung und Publikumsgespräch verbindet.

Unter dem Titel "Europa - und wenn ja, wie viele?" teilten Markus Riedinger und Adrian Engels tiefgründige Gedanken über den "Kontinent am Rande des Nervenzusammenbruchs" mit den Besuchern. Die Bühne war mit Flaggen geschmückt, die beiden Akteure waren höchst seriös in schicke Anzüge und weiße Hemden gekleidet. Sie diskutierten launig über so schwierige Begriffe wie über die "Eurokalypse", "Schwarzgurken", "Verantwortungsoutsourcing" und "Lügenpresse" - die übrigens nichts mit der falschen Angabe des Fruchtgehalts in Saft zu tun habe.

Mit wenigen Handgriffen verwandelte das Duo die Bühne mal in eine Talkrunde mit wichtigen Politikern, mal in die Plattform für den legendären Eurovision Song Contest. In den Expertenrunden "hart aber verpeilt" diskutierte Markus Riedinger alias "Frank Plastik" mit Politikern über "Europa - eine rechtsdrehende Kultur". Weitere Konflikt-Themen waren Hartz IV und Superreiche.

"Lohnt sich Europa überhaupt?" - Dieser grundsätzlichen Frage ging das Duo auf den Grund und kam zu dem Schluss: "Miteinander reden ist der erste Schritt weg vom Egoismus." Die EU abzuschaffen, nur weil nicht alle mitarbeiten, wäre der falsche Schluss. Denn: "In jeder Gemeinschaft gibt es Asoziale." Ein hartes Stück Arbeit liege also vor Europa und: "Wer an einfache Lösungen glaubt, der ist einfach blöd. Und wer einfache Lösungen verspricht, der lügt!"

Von Grexit und Brexit ging es zu Werbeslogans für die Türkei: "Das Land, in dem selbst die Meinungsfreiheit baden geht!" Und warum, so fragten die beiden, sollte man sich auch mit wichtigen Dingen befassen, wenn man auch über die "Gurkenkrümmungsverordnung" sinnieren kann. Warum also war die Norm für Gurken noch vor einigen Jahren ein Muss, während Bananen wachsen dürfen, wie sie wollen? Das Publikum wurde immer wieder zum Mitmachen aufgefordert und vor Panikmache gewarnt: "Wir brauchen doch keine Angst vor Flüchtlingen zu haben. Wir müssen Angst vor Menschen haben, die Flüchtlingsheime anzünden."

Frank Meyer vom Kulturbüro schätzte den tiefgründigen Witz der beiden. "Europa ist auf jeden Fall ein Thema. Onkel Fisch versteht es, das Ganze kabarettistisch mit vielen Facetten umzusetzen."

Das Duo war vor neun Jahren schon einmal in der Stadthalle. In der Reihe "Kabarett & Comedy" geht es hier am Mittwoch, 6. Dezember, weiter mit Markus Barth und dem Programm "Sagt wer?".

(bil)
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