Rheinberg Ohne Rücksicht auf Verluste

Rheinberg · Die Metalldiebe gehen um: Am Wochenende wurden in Rheinberg Lampen und anderer Schmuck von mehr als 20 Gräbern gestohlen – diesmal auf dem Friedhof am Annaberg. Das Problem: Friedhöfe sind schwer zu sichern.

So langsam wird es richtig unerfreulich. Nachdem erst im Juli ein 19-jähriger Rumäne bei dem Versuch geschnappt worden war, zuvor von Grabstätten auf dem Budberger Friedhof abmontierte Lampen, Schriften und Grabschmuck aus Metall abzutransportieren, war jetzt der Friedhof am Annaberg das Ziel einer ähnlichen Plünderung (die Rheinische Post berichtete). Sprach die Polizei am Sonntag noch von sieben Fällen, so war die Zahl der gestellten Strafanzeigen bis gestern schon auf über 20 gestiegen.

"Verschließen nicht die Augen"

Unterdessen fragen sich nicht nur die Betroffenen: Wie kann man derlei pietätlose Machenschaften stoppen, wie kann man solchen respektlosen Dieben das Handwerk legen? "Wir sind mit dem Thema befasst und wir verschließen die Augen nicht", schildert Josef Wißen, Pressesprecher der Kreispolizei. "Und wir betrachten es auch mit Sorge, dass sich die Vorfälle in Rheinberg häufen. Aber wir müssen auch sehen, dass die Friedhöfe frei zugänglich sind, dass sie 24 Stunden pro Tag begehbar sind."

So schlimm es auch sei, dass die Täter nicht einmal vor den letzten Ruhestätten der Menschen halt machten, so schwierig sei es, das Problem zu lösen. Josef Wißen: "Anlass für diese Raubzüge sind eindeutig die stark gestiegenen Rohstoffpreise auch für Kupfer und Messing. Und viele der Grablampen oder Steinbeschriftungen sind nun einmal aus diesen Metallen, Sie werden hemmungslos abgeschraubt oder abgeflext."

In Anbetracht der Mengen, die in mancher Nacht auf den Friedhöfen gestohlen werden, sei es schwer vorstellbar, dass es sich um Einzeltäter handelt. "Trotzdem", so der Polizeisprecher, "ist es nicht leicht, ein bestimmtes Muster zu erkennen, aus dem sich Maßnahmen zur Verhinderung weiterer Straftaten dieser Art ableiten ließen."

Ruhig mal die Polizei anrufen!

Die Polizei tut sich auch schwer damit, den Betroffenen Tipps zu geben. Josef Wißen: "Wir können nur dazu raten, sich mit wachen Augen die Leute anzusehen, die auf Friedhöfen unterwegs sind. Aber natürlich ist uns klar, dass die meisten Diebstähle nachts passieren. Was wir bisher getan haben ist, die Nachbarn, die Anwohner der Friedhöfe anzusprechen und sie bitten, besonders wachsam zu sein. Ruhig einmal zu viel die Polizei anrufen als einmal zu wenig." Im Fall Budberg hat dies zu einem Fahndungserfolg geführt: Der Täter konnte aufgrund eines Tipps aus der Nachbarschaft gestellt werden.

(RP/rl)
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