Kommentar zur Notarztdebatte Die Politik muss Farbe bekennen
Meinung | Rheinberg/Xanten · Die Politik im Kreis Wesel hat ein eindeutiges Bekenntnis zur Beibehaltung der beiden nächtlichen Notarztstandorte Rheinberg und Xanten abgegeben. Nun muss die Politik vor Ort Farbe bekommen. Sie bekommt die Rechnung.
Wer im akuten Notfall auf ärztliche Hilfe warten muss, geht bis zum Eintreffen durch die Hölle. Bei der Bemessung des notärztlichen Bedarfs aber geht es um nüchterne Zahlen. Das macht den Umgang damit so schwierig. Sachlich betrachtet, hat sich in den zurückliegenden Jahren für die nächtlichen Einsatzbereiche der Notarztstandorte Xanten und Rheinberg wenig bewegt. So ist die Schlussfolgerung des Gutachters nach Konzentration am Standort Alpen nur konsequent.
Aber auch auf der emotionalen Ebene hat sich wenig getan. Die weit verbreitete Sorge, dass weite Wege im ländliche Raum im Zweifel Leben kosten, ist unverändert groß. Die Politik steht vor einem Dilemma. Das bringt die Kreisverwaltung in der nebulösen Formulierung „strukturpolitische Gründe“ auf den Punkt als Begründung dafür, das System mit zwei Standorten nicht anzutasten. Was konkret damit gemeint ist, darüber kann man weiter nur rätseln.
Dagegen steht nun eine Vokabel mit explosiver Kraft. Gutachter Petri hat die Zwei-Städte-Lösung als „Komfortvariante“ bezeichnet. Die torpediert nun kommunale Solidarität aller 13 Städte und Gemeinden im Kreis, wie sie allein die SPD einfordert. Die kommunale Familie wäre im Übrigen auch über die Umlage finanziell mit im Boot, wenn der Kreis die Mehrkosten allein übernähme. Die Verteidigung und sachliche Absicherung des Status quo steht argumentativ auf recht dünnem Eis. Die mächtigen Krankenkassen werden kaum dazu zu bewegen sein, das freiwillig zu betreten. Die Politik in Xanten und Rheinberg aber muss nun Farbe bekennen. Denn so viel ist sicher: Die Sorgen in der Bevölkerung bleiben.