„Dumm gelaufen, Martha“ Premieren-Lesung für Niederrhein-Krimi

Labbeck · Autor Erwin Kohl stellt im Kastell sein 13. Buch vor: „Dumm gelaufen, Martha“. Mit dabei ist die Band „Glam Bam“.

 Krimiautor Erwin Kohl (l.) und Ludger can Bebber von der Gemeindeverwaltung: Kohl liest aus seinem neuen Buch im Kastell.

Krimiautor Erwin Kohl (l.) und Ludger can Bebber von der Gemeindeverwaltung: Kohl liest aus seinem neuen Buch im Kastell.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Tja, hätte die gute alte Martha die Ohren gespitzt, als sie beim Waldbaden in Labbeck den Baum umarmte, dann wäre vielleicht alles anders gekommen. Zumindest hätte sie dann die Schreie des Opfers gehört, das 100 Meter entfernt just in dem Moment das Zeitliche segnete. Unfreiwillig. Aber Martha, 78 Jahre jung und in einer barrierefreien Wohnung in Rheinberg zu Hause, hat nix gehört. Und auch nicht richtig hingeguckt, als sie zwei Leute in den Wald hinein und nur einen wieder hat hinaus fahren sehen. Also war die einzige Zeugin eines Mordes der Polizei bei der späteren Vernehmung keine wirkliche Hilfe, stattdessen verstrickt sie sich immer mehr in Widersprüche.

„Dumm gelaufen, Martha“ heißt der neue und inzwischen 13. Krimi von Erwin Kohl, der seit Donnerstag auf dem Markt ist. Der erste Kohl-Krimi übrigens, den der Emons-Verlag aus Köln herausgegeben hat – 240 Seiten stark und auch als E-Book erhältlich. Lukas Born spielt wieder eine wichtige Rolle. Der suspendierte Hauptkommissar der Krefelder Kripo, der als Dauercamper auf dem Campingplatz „Happy Eiland“ in Labbeck lebt, schlägt sich als Privatdetektiv durch. Als eine Notarsgattin ihn mit der Suche nach ihrem verschwundenen Ehemann beauftragt, deutet zunächst alles auf einen Routinefall hin. Doch dann entdeckt Born den Vermissten im Wald - tief unterm Laub und mausetot.

Acht Monate mit Unterbrechung von acht Wochen hat Erwin Kohl an seinem 13. Krimi geschrieben, für Musik sorgt bei der Premierenlesung am Freitag, 18. Oktober im Kastell (20 Uhr) die Band „Glam Bam“. Die Handlung ist an einen realen Fall angelehnt, der sich in einem Dorf bei Frankfurt ereignete. Treffend, ironisch und witzig führt der Autor den Leser durch einen rasanten, hoch spannenden Krimi. Er beschreibt ironisch und witzig den Alltagswahnsinn, schaut der eingeschworenen Gemeinschaft, die auf dem Campingplatz lebt, „aufs Maul“. Seinen Protagonisten Lukas Born, der vom Dienst suspendiert wurde, weil er in einem Fall von Kindesmissbrauch ermittelt und den Tatverdächtigen körperlich unter Druck gesetzt hatte, „den hab ich von Anfang an jung angelegt“, sagt Kohl. „Ich glaube, der ist jetzt 43“.

Tatort in dem neuen Krimi ist der Forellenhof bei Op den Hövel. Den hat Erwin Kohl beim Spaziergang mit seiner Frau zufällig entdeckt und gewusst: Der passt. „Du mordest viel in diesem Teil des Niederrheins. Warum?“ wollte ein Journalist gestern bei der Krimi-Vorstellung auf dem Campingplatz Kerstgenshof in Labbeck wissen. Die Antwort: „Weil es hier reizvoll ist, soziale Strukturen aufzureißen.“ Er könne auf den Kerstgenshof jede Figur hinsetzen, „nur keine Leiche und keinen Mörder“, das sei vor fünf Jahren die Bedingung des Ehepaares Ingenlath gewesen, das den schönen Campingpark betreibt.

 Das Cover von Kohls Krimi „Dumm gelaufen, Martha“

Das Cover von Kohls Krimi „Dumm gelaufen, Martha“

Foto: Armin Fischer

2002 hat der Alpener seinen ersten Krimi geschrieben. „Ich hab’ damals gedacht, schreibste mal drei bis vier Bücher“. Dass es mal 13 werden würden, hatte Kohl damals nicht auf dem Schirm. Grundlage seiner Geschichten seien meist reale Begebenheiten, „die Soziologie der Niederrheiner und ihre vielschichtigen Charaktere bilden den Hintergrund“, sagt der 58-Jährige, der in Alpen geboren ist und diese Tiefebene seither nicht verlassen hat. Warum er Krimis schreibt statt Romane? Schuld sei der Schauspieler Horst Tappert, dessen bekannteste Rolle die des Oberinspektors Derrick in der gleichnamigen TV-Krimiserie war und der in einer Folge einmal gesagt haben soll: „Mord ist die intimste Beziehung zwischen zwei Menschen.“Dass es auch einen 14. Erwin-Kohl-Krimi geben wird, steht für den Autor übrigens eigentlich schon fest. Und Birgit Ingenlath vom Kerstgenshof hat auch schon den passenden Fundort für die nächste Leiche ausgeguckt...

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