Rheinberg Neue Ideen für die Ossenberger "Kö"

Rheinberg · Die einst belebte Ladenzeile an der Kirchstraße fällt nur noch durch ihre Leerstände auf. Anwohner machen jetzt mobil und planen eine Ideenwerkstatt. Das Ziel ist es, wenigstens eine Minimalversorgung hinzubekommen.

 Barbara Ettwig, Dieter Süselbeck, Christa Koering, Gisela Laakmann und Peter Mokros (von links) wollen nicht länger zusehen, wie an der Kirchstraße in Ossenberg ein Geschäft nach dem anderen verschwindet.

Barbara Ettwig, Dieter Süselbeck, Christa Koering, Gisela Laakmann und Peter Mokros (von links) wollen nicht länger zusehen, wie an der Kirchstraße in Ossenberg ein Geschäft nach dem anderen verschwindet.

Foto: Armin Fischer

Die Ladenzeile an der Kirchstraße in Ossenberg verbreitet Tristesse. Im letzten noch geöffneten Geschäft Kohlhaas hängt für Kunden die Info, dass auch dort zum 30. September Schluss ist. Auch der Hausmeisterservice, der seit 2016 in der ehemaligen Metzgerei zu finden ist, wird wegziehen. Einziger Farbtupfer bleibt die Werkstatt für Malerei von Kiki Dietz. Auch die Ossenberger Hausarztpraxis geht an einen neuen Standort.

"Hier ist alles tot und Null Versorgung. Ähnlich wie in Millingen, Alpsray und Wallach", sagt Barbara Ettwig. Die Versorgung mit Lebensmitteln entfällt, der Spielzeugladen "Schlamutzel" mit einem gut sortierten Schreibwarenangebot ist längst Vergangenheit. Auch das Friseurgeschäft hat wieder geschlossen. Der Dorfplatz, der damals begeistert mit seinen multifunktionalen Eigenschaften auch als Marktplatz gefeiert wurde, wird nur von einem Markthändler mit Obst und Gemüse angefahren. Ettwig: "Ich frage mich, wie kommt die ältere Bevölkerung ohne Auto zum Einkaufen nach Rheinberg. Nicht immer sind die Kinder in der Nähe."

Die Busanbindung ist schlecht, und mit dem Rollator bis in die Stadt wird es schwierig. Vor allem die wichtigen sozialen Kontakt untereinander brechen völlig weg. "Ein Teufelskreis. Letztendlich hat auch die Solidarität der Anwohner vor Ort gefehlt, die die Geschäfte hätte überleben lassen", sagt Peter Mokros, der in Ossenberg lebt. Zusammen mit seiner Parteikollegin Ettwig, ebenfalls in Ossenberg zu Hause, will er aktiv werden. "Wir geben den Anstoß. Es geht nicht um grüne Politik. Wir wollen, dass wir mit allen Parteivertretern, zuständigen Vertretern aus der Verwaltung und Anwohnern an einem Tisch sitzen, um in einer Ideenwerkstatt zu überlegen, wie und womit kann es in Ossenberg weitergehen."

Für Gisela Laakmann und Christa Koering sieht es noch düsterer aus. Seit 17 Jahren arbeiten sie im Getränkehandel Kohlhaas. Die Kündigung haben sie zum Monatsende bekommen, wenngleich der Pachtvertrag erst zum Jahresende ausläuft. "Das letzte Geschäft. Langsam kriegen alle hier Panik", so die beiden. Gedanken, wie eine Grundversorgung mit einer Art Kiosk aussehen könnte, haben sie sich auch gemacht. "Es müsste allerdings ins Gebäude investiert werden. Der Eigentümer muss mitspielen."

Auch Dieter Süselbeck beobachtet den Niedergang. Ein anderer Aspekt kommt zur Sprache: die Neubaugebiete, die besonders für junge Familien als attraktiv dargestellt werden. "Ein stetiger Niedergang auf unserer Kö. Jetzt ist Not an der Versorgung." Mokros: "Wir appellieren an die Vereine, sich mit an den Tisch zu setzen. Die jetzige Situation können und wollen wir als Anwohner nicht akzeptieren."

Ortsvorsteher Klaus Helmes bringt es auf den Punkt: "Unser Ort stirbt aus. Das fing mit der Schließung der Grundschule an. Froh sind wir, dass wir noch die U3-Betreuung haben." Bei der Kassenärztlichen Vereinigung hat er bereits auf die mangelnde medizinische Versorgung im rund 2000 Einwohner starken Ortsteil hingewiesen.

Weitere Infos bei Dieter Süselbeck unter 0174 4357201.

(sabi)
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