Ehrenamt in Alpen Die Nachbarschaftsberatung funktioniert

Alpen · 36 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind in Alpen für das soziale Projekt aktiv. Nun gab es ein Austauschtreffen, um Bilanz zu ziehen nach Monaten mit der Pandemie. Die hat auch ihre Arbeit vor neue Herausforderungen gestellt.

 Die Nachbarschaftsberaterinnen und -berater zogen bei einem geselligen Treffen eine erste Bilanz ihrer Arbeit in der Pandemie.

Die Nachbarschaftsberaterinnen und -berater zogen bei einem geselligen Treffen eine erste Bilanz ihrer Arbeit in der Pandemie.

Foto: Veenze Kräje

Nachbarschaftskoordinatorin Sonja Böhm hat alle 36 ehrenamtlich in der Nachbarschaftsberatung in Alpen tätigen Leute zum Austausch eingeladen. Geimpft oder negativ getestet, wurden in geselliger Runde im Freien vergangene, aktuelle und künftige Themen reflektiert und neue Aktionen geplant.

In Zeiten von Corona steht auch das ehrenamtliche Engagement naturgemäß vor besonderen Herausforderungen und erlangt zugleich eine besondere Bedeutung. Durch die erschwerten Rahmenbedingungen während der Pandemie konnten persönliche Begegnungen nur bedingt stattfinden. „Die Krisensituation hat die Kommunikation und individuelle Beratung erschwert“, bilanzierte Sonja Böhm die zurückliegenden Monate. Die Corona-Schutzverordnung, die Fürsorgepflicht gegenüber dem ehrenamtlichen Team, die Risikominimierung und der Schutz vor Infektionen der Beratungssuchenden hätten eine Neuausrichtung der Projektarbeit erforderlich gemacht.

Denn Pandemie berge nicht nur rein medizinische, sondern auch soziale Gefahren wie Isolation und Vereinsamung. „Unser Ziel war es, diesem entgegenzuwirken und gemeinsam für all diejenigen einzutreten, die von der häuslichen Isolation besonders betroffen und auf Unterstützung angewiesen waren“, so die Koordinatorin. Um die Begleitung auch während des Lockdowns zu gewährleisten, schaltete die Nachbarschaftsberatung ein „Seelenwärmer-Telefon“. „Das hat ein Netzwerk im Ort geknüpft und vielen die Angst vorm Alleinsein genommen“, so Böhm. Sie berichtet von „großer Hilfsbereitschaft in der Alpener Bevölkerung“.

Das Besondere am Ehrenamt im Nachbarschaftsprojekt sei, dass jede und jeder sich ganz nach den eigenen Interessen, Talenten, Erfahrungen, Stärken und dem jeweils Verfügung stehenden Zeitkontingent einbringen könne. Die Aufgaben seien vielfältig und individuell. Sie bestünden im Kern darin, als unbürokratischer, unabhängiger Ansprechpartner für Menschen in Problemlagen da zu sein mit einem „offenen Ohr für Alltagsprobleme“. Hierbei gehe es nicht um fachliche Beratung, sondern um „das Identifizieren von sozialen Bedarfen und die Erarbeitung individueller Lösungsstrategien“.

Durch gezielte Vermittlung von professionellen Angeboten verschiedener Träger und Finanzierungsstrukturen professionalisiere sich auch das Know-how aller Nachbarschaftsberaterinnen und -berater. Das erworbene „kollektive Wissen“ über Möglichkeiten und Qualitäten vorhandener Angebote sei ein „Schatz“, der der Bevölkerung zugänglich gemacht werde.

Es gelte, nicht nur Mobilitätshürden zu überwinden, sondern auch Hemmschwellen und Berührungsängste abzubauen. Der Schritt, um Hilfe zu bitten, sei für viele Ratsuchende sehr groß. Es zeigte sich, dass durch Öffentlichkeitsarbeit und coronakonforme Aktionen Hemmnisse abgebaut und Seniorinnen und Senioren Vertrauen fassen würden. Akzeptanz und Bedarf an Nachbarschaftsberatung seien im Corona-Jahr durch Anfragen aus der Bevölkerung und Kooperationen mit weiteren Institutionen sehr deutlich geworden.

Das Projekt stelle den Menschen in den Vordergrund und helfe, Lösungen umzusetzen. Die Nachbarschaftsberatung sei mehr denn je „ein Lückenschluss zwischen bestehenden Beratungsangeboten und individuellem Hilfebedarf“. Das höchste Gut, das die Ehrenamtlichen ins Projekt einbrächten, sei Zeit für andere Menschen. „Sie führen Gespräche, hören zu, beantworten Fragen, vermitteln und begleiten in allen Lebenslagen, wenngleich in diesem Jahr mit Maske und mit großem Abstand bei Hausbesuchen“, so Böhm.

Das Projekt habe gezeigt, dass es möglich sei, auch in Krisenzeiten Verantwortung füreinander zu übernehmen, soziales Engagement, gegenseitiges Vertrauen und den Austausch der Generationen zu fördern, so dass sich auch ältere Menschen ihrer lokalen Gemeinschaft verbunden fühlten.

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