Kultur in Rheinberg Ganz schön vielsaitig

Rheinberg · Es war ein grandioser Auftakt für die Konzertreihe der Musikalischen Gesellschaft im Stadthaus nach dem Lockdown. Silke Aichhorn begeisterte nicht nur mit ihrem Spiel auf der Harfe, sondern auch mit vielen amüsanten Erzählungen.

Harfenistin Silke Aichhorn eröffnete die Konzert-Reihe der Musikalischen Gesellschaft Rheinberg und begeisterte ihr Publikum.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Arnim Bartetzky, Vorsitzender der Musikalischen Gesellschaft Rheinberg, hatte dem Publikum nicht zu viel versprochen. Der Abend mit Harfenistin Silke Aichhorn sorgte für Genuss pur in gleich mehrfacher Hinsicht. Sie gehört zu den weltweit führenden Harfenistinnen, die es zudem versteht, ihr Publikum mitzunehmen und es vor allem für das Instrument Harfe zu begeistern.

Als Solistin, deren Spiel „in keine Schublade passt“, kündigte sie Arnim Bartezky an, und er sollte Recht behalten. „Es ist ein Geschenk für mich, wieder spielen zu dürfen“, meinte die Musikerin im Hinblick auf die Beschränkungen der Corona-Schutzverordnung, die auch sie wie eben auch die Musikalische Gesellschaft so lange von der Bühne ferngehalten hatte.

Mit viel Humor moderierte Silke Aichhorn ihr Konzert in der Rheinberger Stasthalle, erzählte von sich und ihrer musikalischen Ausbildung in Lausanne und Köln, ihrer Leidenschaft für die Harfe, die mit Händen und über sieben Pedale mit den Füßen gespielt wird. Mit verbreiteten Vorurteilen gegenüber dem Instrument räumte die Traunsteinerin auf. Von wegen Weihnachten, lange goldene Haare, langes Kleid. „Die Harfe spielt sich nicht von allein, sondern sie ist ein komplexes, vielseitiges wie spannendes Instrument“, so Aichhorn, die mit ihren launigen Konzerterlebnissen und -geschichten das Image der vielen Saiten entstaubte.

Das Publikum erfuhr von der achtjährigen Lebensdauer ihrer Konzertharfe, die wie ein Auto jeden Tag an Wert verliert und sich gut in einem Fiat Uno transportieren lasse. Warum meist Frauen dieses vielseitige Instrument spielen, das als schwerstes und ältestes in der Musikszene gilt, liege doch auf der Hand. „Frauen sind multitasking-fähig“, sagte Silke Aichhorn. Sie erzählte anschließend eine heitere Anekdote von kuriosen Begegnungen bei einem bayerischen Neujahrsempfang, den sie musikalisch begleitet hatte. Danach erhielt sie eine Einladung in den Vatikan und spielte gemeinsam mit einem Flötisten für Papst Benedikt.

Ihr Wunsch, dem Rheinberger Publikum möglichst viel von der Harfe zu erzählen, übrigens Instrument des Jahres 2016, ging in Erfüllung. Die Plaudereien sorgten für den Rahmen, machten neugierig auf den Harfenzauber von Silke Aichhorn. Sie hatte eine tolle Auswahl mit Werken von Händel, Smetana, dem Barden David of the White Rock oder Pierné getroffen.

Silke Aichhorn lud in die klangvolle Welt der Komponisten ein, führte die Zuhörerinnen und Zuhörer in europäische Länder und in das weite Russland, das eine große Harfen-Tradition hat. Zu jedem ihrer präsentierten Stücke gehörte auch eine eigene Geschichte, wie zur Hittiti-Suite, oder zu Brahms, der in Klara Schumann verliebt war. „Manche Komponisten haben die Harfe wenig berücksichtigt und ihr meist allenfalls im Orchester eine Rolle zugedacht. Es gibt wenige Stücke nur für die Harfe“, so erläuterte Silke Aichhorn.

Wie eine Reduzierung wundervoll gelingt, erlebte das Publikum in der Rheinberger Stadthalle höchst einprägsam mit „Die Moldau“, einer musikalischen Flussfahrt des tschechischen Komponisten Smetana. Zwölf Minuten nahm die Ausnahmeharfenistin ihr Publikum mit entlang der Moldau, vorbei an Landschaften, wo gerade eine Bauernhochzeit gefeiert wurde und Nymphen durch die Nacht tanzten. Ein wirklich besonderer Konzertabend. Mehr davon.