Naturschutz am Baggersee Konflikt um brütende Uferschwalbe: Nabu zieht Anzeige zurück

Rheinberg · Nach einem Ortstermin mit Hülskens am Baggersee am Vierbaumer Weg in Budberg sind die Naturschützer überzeugt, dass das Brutgeschäft nicht, wie anfangs behauptet, mutwillig gestört worden ist.

Die Uferschwalbe liebt steile Wände an Gewässern, um ihre Niströhren hinein zu bauen. An Kieslöchern finden sie am Niederrhein ideale Bedingungen.

Die Uferschwalbe liebt steile Wände an Gewässern, um ihre Niströhren hinein zu bauen. An Kieslöchern finden sie am Niederrhein ideale Bedingungen.

Foto: Glader/H.Glader

Der Vorwurf war schwerwiegend, doch nun bleibt davon wohl nichts als eine Entschuldigung. Der Nabu hat seine Anzeige gegen das Kiesunternehmen Hülskens bei der Unteren Naturschutzbehörde zurückgezogen. Das berichtete am Freitag Frank Boßerhoff, Vize-Vorsitzender des Nabu im Kreis Wesel, nach einem Ortstermin mit Hülskens-Verantwortlichen an der Abgrabung am Vierbaumer Weg in Budberg. Der Nabu hatte nach Hinweisen von Anwohnern das Kiesunternehmen beschuldigt, Anfang Mai hunderte von vermeintlich bereits besetzten Brutröhren der streng geschützten Uferschwalben in Steilwänden am Baggersee mutwillig zerstört zu haben (wir berichteten ausführlich). „Hülskens hat uns beim Ortstermin plausibel und glaubhaft erklärt, dass die vorgelagerte Insel nur ein wenig angebaggert worden sei“, so Boßerhoff, „und man den Bagger sofort zurückgezogen habe, als erkennbar gewesen sei, dass die Schwalben mit dem Röhrenbau begonnen hatten.“

Hülskens habe eingeräumt, dass an der Landzunge beim Versuch, eine Wand aufzufangen, möglicherweise durch eine Unachtsamkeit knapp ein Dutzend Niströhren beschädigt worden sein könnten. „Aber die Hauptwand mit mehr als 300 Röhren ist nicht betroffen gewesen“, so der Nabu-Funktionär.

Der Nabu habe vollstes Verständnis dafür, dass ein Abgrabungsunternehmen in der Brutzeit nicht den kompletten Betrieb einstellen könne. „Das ist ja auch nicht unser Ziel“, so Boßerhoff. Er freue sich über die Zusage, die jetzt genutzten Steilwände länger stehen zu lassen und erst später – wenn die Abgrabung auf die andere Seite des Vierbaumer Weges gewechselt sei und man dort neue Nistwände geschaffen habe – hier zu Ende zu baggern.

Grundsätzlich stimmt der Naturschützer Hülskens-Fachmann Franz-Josef Stenmans zu, dass ohne Kiesabgrabung kaum eine Uferschwalbe an den Niederrhein finde. In dem Punkt werde zweifellos ein echter Mehrwert für die Natur in der Region geschaffen. Frank Boßerhoff räumte eigene Fehler ein. Man habe sich bei der Anzeige zu sehr auf die Hinweise von Anwohnern und die vorgelegten Bilder gestützt, ohne sich selber ein genaues Bild zu machen.

„Das bedauern wir ausdrücklich und wollen es in Zukunft besser machen“, sagte Frank Boßerhoff: „Wir haben mit Hülskens vereinbart, im Dialog zu bleiben.“

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