Musikalische Gesellschaft Rheinberg Liebesbekundungen am Klavier

Rheinberg · Pianistin Jamina Gerl widmete sich bei ihrem Konzert in der Stadthalle der Verbundenheit der Eheleute Clara und Robert Schumann.

 Die Pianistin Jamina Gerl gab das Auftaktkonzert für die Spielzeit 2019/2020 der Musikalischen Gesellschaft in der Stadthalle.

Die Pianistin Jamina Gerl gab das Auftaktkonzert für die Spielzeit 2019/2020 der Musikalischen Gesellschaft in der Stadthalle.

Foto: Klaus Vogel

Auf 40 Jahre erfolgreiches Wirken blickt die Musikalische Gesellschaft in diesem Jahr zurück. Anlässlich dieses runden Geburtstages, auf den die erste Vorsitzende Lore Rabe nicht ohne Stolz zurückblickt, eröffnete die russischstämmige Pianistin Jamina Gerl das erste Konzert der neuen Saison in der Stadthalle.

Anlässlich des 200. Geburtstages von Clara Schumann am 13. September spürte die charismatische Künstlerin zu Beginn ihres Konzertes die biografischen und musikalischen Bezüge zwischen den klavierspielenden und komponierenden Eheleuten Clara und Robert Schumann auf. Die „Variationen op. 20“, die Clara über ein Thema ihres Mannes schrieb, waren da ein schönes Beispiel der Verbundenheit dieser beiden Künstler: Liebesbekundungen als Komposition statt per Liebesbrief. Auf dem Bösendorfer-Flügel, der mit seinem subtilen Klangbild der Schumann-Zeit entspricht, folgte Gerl den zahllosen Botschaften und Andeutungen, die in der Musik verwoben sind. Sie spielte mit raffiniertem Anschlag und femininem Schwung und ließ die Musik mit differenziertem Blick auf ihre vielsagende Mehrstimmigkeit zum Zuhörer sprechen.

Die sich anschließende Interpretation der „Sonate fis-Moll op.11“ von Robert Schumann war stimmig und zeugte von der inneren Zerrissenheit des Komponisten. Die gebürtige Bonnerin schwelgte in den ruhigeren Abschnitten, in denen ihr Anschlag beseelt und von unglaublicher Zartheit war. Ihr Spiel wirkte durchsichtig, fein und zurückgenommen.

Das „Scherzo e Intermezzo“ gestaltete sie rhythmisch energievoll und maskulin dynamisch. Im Finale schöpfte sie alle gestalterischen Möglichkeiten des Instruments voll aus und bot einen weiten Bogen von scharfer Brillanz in den eher akkordischen Passagen bis hin zu feinnervigem Spiel in den mehr gesanglichen Abschnitten.

Der zweite Teil war Franz Liszt, einem Freund der Schumanns, gewidmet. Besonders die drei Petrarca-Sonette zeigten eine filigrane, natürlich subjektive Interpretation von Kunst durch Kunst. Hier gab es für den Zuhörer viel zu genießen. Liszt lässt unruhige, stürmische, galante, schmeichelnde und klagende Passagen abwechseln und hält sie doch zusammen.

All diesen unterschiedlichen Registern gab die junge Pianistin ihren Ausdruck, ließ die Übergänge der Emotionen ineinanderfließen, sparte nicht am Riterdando. Den halsbrecherischsten Passagen begegnete sie mit Souveränität und technischer Überlegenheit. So gelang es ihr paradoxe und schöne Wirkungen zu erzielen und zu verbinden: Sie zeigte Höhenflüge einer schäumenden Musik und einen bravourösen Einstieg in das Jubiläumsjahr.

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