Museum Goch geöffnet Endlich wieder einmal „analog“ ins Museum
goch · Die Ausstellung „Baumgärtel. German Urban Pop-Art“ ist endlich „live“ vor Ort zu sehen. Gleich am ersten Wochenende nach dem harten Lockdown kamen viele Gäste. „Der Hunger nach Anregungen ist groß“, sagt Stephan Mann.
Niemand sollte dem Team des Museum Goch nachsagen können, es hätte nicht versucht, durch digitale Angebote auf das Haus aufmerksam zu machen. Sogar einen Museumsshop und aufgezeichnete Musik-Performances gab’s und gibt’s für diejenigen, die lieber per Computer Kunst genießen als gar nicht. Doch dass der harte Lockdown so weit abgemildert wurde, dass Menschen jetzt wieder in Kleinstgruppen ins Museum dürfen, macht Stephan Mann und seine Mitarbeiter sehr froh. „Sichtlich froh waren aber auch die Leute, die am Wochenende zu uns kamen. Ganz eindeutig waren sie froh, endlich mal wieder etwas anderes zu sehen als nur die heimische Wohnung“, meint der Museumsleiter.
Sein Stellvertreter Steffen Fischer spricht gar von einem richtigen „Hunger“ nach Kunst und Kultur; und der betreffe zum Glück nicht nur die großen Museen in berühmten Städten. Zumal die Gocher ja derzeit auch selbst eine tolle Ausstellung zu bieten haben: „Thomas Baumgärtel. German Urban Pop Art“ sollte eigentlich seit Dezember zu sehen sein, was aber wegen der Coronaregeln nicht möglich war. Jetzt kann jeder, der sich ein Ticket gekauft hat, die Arbeiten bewundern, und Zeit dafür ist noch bis Mitte Juni, denn so lange wurde die Ausstellung verlängert.
„Die Besucher können sich bisher nur per E-Mail bei uns anmelden, die Stadt Goch will sich aber darum kümmern, dass bald auch eine Online-Reservierung möglich ist“, erklärt der Museumsdirektor. Wenn gerade nicht viele Gäste da sind, kann man auch Glück haben, spontan eingelassen zu werden. Grundsätzlich aber gibt es Zeittickets, wer eines hat, darf zwei Stunden ins Museum. „Weil dabei eine Stunde ,übrig’ bleibt, brauchen diejenigen, die noch um 16 Uhr kurz gucken kommen, keinen Eintritt zu bezahlen“, so Mann. Aber vier Euro (für Schüler zwei) sind auch nicht zu viel, um die große aktuelle Ausstellung anzusehen. Was durchaus mehr als eine Stunde Zeit in Anspruch nehmen kann.
„Es kommt gut hin, dass wir derzeit populäre Kunst zeigen können, die sich den Menschen auch ohne große Erläuterungen erschließt. Denn Führungen dürfen wird derzeit ja nicht anbieten, generell keine Gruppen einlassen, leider auch keine Schulklassen“, bedauert Mann. Deshalb legt er den Besuchern den zur Ausstellung erschienenen Katalog ans Herz, wer nicht so viel Geld ausgeben möchte, kommt auch mit einem kleinen Booklet zurecht. „Man kann damit einfach mal durch die Räume laufen und wird viel Interessantes finden, viele Bilder auch, die schon in diversen Medien zu sehen waren.“ Gerade die politischen Statements des „Bananensprayers“ haben es im Laufe der Jahre in viele überregionale Feuilletons geschafft. Trump oder Erdogan mit Banane sind da zu sehen, provozierend, geschaffen von einem Mann, der sichtbar skeptisch gegenüber staatlicher Macht ist.
Seine „Streetart“ könnte überall im öffentlichen Raum so oder ähnlich zu sehen sein, immer mit der Spraydose geschaffen und gerne auch auf ungewöhnlichem Untergrund. „Sehr spannend finden viele Besucher die Arbeiten auf abgerissenen Plakatwänden. Das ist gewissermaßen ein Recycling von Stadtkultur“, sagt Stephan Mann. Kinder hätten seiner Beobachtung nach Spaß an den umgearbeiteten Verkehrszeichen – und vielleicht auch an Charlie Brown mit Bananan-T-Shirt. Der Shop, der online sehr gut ankam, heißt „Bananen-Kiosk“ und bietet Papierarbeiten Baumgärtels, und Aufkleber, Trinkflaschen oder Kronkorken im Bananen-Design an. „Demnächst soll es auch eine Kinder-Edition geben, gut zum Sammeln“, kündigt Mann an. Dank eines neuen Karten-Lese-Geräts gönnt sich mancher Besucher eine Erinnerung. „Diese Anschaffung war besonders für die Niederländer wichtig, die ja kaum mehr Bargeld mit sich führen“, so der Museumsleiter.