Rheinberg Mit dem Fahrrad zum Raubüberfall

Rheinberg · RHEINBERG/WESEL (BL) "Es tut mir sehr sehr leid!" Tiefe Reue zeigte ein Rheinberger Tankstellenräuber, der sich gestern für drei Überfälle vor der auswärtigen großen Strafkammer des Landgerichts Kleve in Moers verantworten musste. Detailliert schilderte er, wie es zu den Taten kam. Im Juli vergangenen Jahres habe er nach Monaten finanzieller Not die Lösung gefunden, wie er schnell an Geld kommen könnte: Spontan sei ihm ein Überfall in den Sinn gekommen, den er innerhalb von zwei Stunden organisiert habe. "Die Pistole lag schon seit 15 Jahren bei mir herum", erklärte er.

Die Pistole lag bei ihm herum

Mit dem Fahrrad sei er von Rheinberg aus über den Deich nach Wesel gefahren. Gut vermummt, damit ihn keiner erkennt. Dann wartete er einen ruhigen Augenblick ab, ging maskiert auf die Mitarbeiterin zu und forderte Geld. Die Waffe beeindruckte die Frau. Dass es sich um eine nicht funktionsfähige Gaspistole handelte, ahnte sie nicht. Sie gab das Geld heraus und legte sich wie gefordert auf den Boden.

"Ich habe die ganze Zeit überlegt, den Job aufzugeben", berichtete die 50-Jährige gestern vor Gericht über die Zeit danach. Sie hatte Spätschicht, als der maskierte Angeklagte vor sie trat und Geld forderte. Unter Angstzuständen leide sie seit dem Vorfall. Außerdem müsse ihr Mann sie jetzt immer in den späten Abendstunden begleiten.

Er habe Mitleid mit der Frau gehabt und sie nicht in Angst und Schrecken versetzen wollen, beteuerte der 42-Jährige gestern. Dennoch beging er nur zwei Wochen nach der ersten Tat den nächsten Überfall. Diesmal hatte er sich eine Tankstelle in Rheinberg ausgesucht. Hier erbeutete er etwa 1000 Euro. Zwei Monate später gab er sich bei der Auswahl weniger Mühe, wieder überfiel er die Tankstelle in Rheinberg, bei der er erfolgreich abkassiert hatte. Die Kassiererin war diesmal nicht alleine und bedrohte den Mann mit einer Eisenstange. Durch die Waffe ließ sie sich aber doch einschüchtern. Mit der Tatbeute kam der Rheinberger allerdings nicht weit, kurz darauf wurde er festgenommen.

Vier Jahre Haft

Als Grund für die Überfälle gab er seine Drogensucht und Mietschulden an. Bis vor zehn Jahren habe er als unbescholtener Bürger gelebt, dann aber mehrere Schicksalsschläge erlitten. Das sei der Anfang seiner Drogenkarriere gewesen.

Das Gericht verurteilte ihn zu vier Jahren Haft und ordnete die Unterbringung in einer Entziehungs! anstalt an. Die Strafe liege "am untersten Rand dessen, was hier noch vertretbar ist", erläuterte der Richter den Entschluss. Ein Gutachter hatte die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt befürwortet.

(RP)
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