Rheinberg ,Man lässt uns im Regen stehen'

Rheinberg · Die Bürgermeister von Alpen, Sonsbeck, Xanten, Rheinberg und Neukirchen-Vluyn machen gemeinsam auf die finanzielle Misere bei der U3-Betreuung aufmerksam: Rechtsanspruch ist da, aber das Geld fehlt.

 In der Evangelischen Kita im Alpener Dahlacker betreut Erzieherin Anne Boyke die U3-Kinder (von links) John (3), Matti (2), Lena (3), Lutz (2), John-Lucas (2), Cosima (2) und Zsanett (2).

In der Evangelischen Kita im Alpener Dahlacker betreut Erzieherin Anne Boyke die U3-Kinder (von links) John (3), Matti (2), Lena (3), Lutz (2), John-Lucas (2), Cosima (2) und Zsanett (2).

Foto: Ralf Hohl

Alpen / Rheinberg Das Evangelische Familienzentrum Alpen im Dahlacker ist ein typischer Fall. Im vergangenen Jahr ist die Einrichtung vergrößert worden, seither gibt es dort auch eine U3-Betreuung. "In unserer ,großen altersgemischten Gruppe' haben wir sechs Kinder unter drei Jahren", schildert Leiterin Eva Killet-Kretschmann. "Aber die geplante und erforderliche zweite U3-Gruppe kann in diesem Jahr noch nicht eingerichtet werden." Der Grund: Der Rechtsanspruch für die über Dreijährigen hat in Alpen zunächst Vorrang.

Die Nachfrage ist groß

Die U3-Betreuung ist wegen der großen Nachfrage nicht nur für die Träger der Kindertagesstätten eine Herausforderung. Die gesetzliche Vorgabe, ausreichend viele Plätze zu schaffen, bringt auch die Städte und Gemeinden in die Bredouille – in finanzieller Hinsicht (die RP berichtete). "Man lässt uns im Regen stehen, und das ist ärgerlich", sagte gestern Xantens Bürgermeister Christian Strunk im Alpener Rathaus, an dem auch die Bürgermeister Thomas Ahls (Alpen), Leo Giesbers (Sonsbeck), Harald Lenßen (Neukirchen-Vluyn) und Hans-Theo Mennicken (Rheinberg) teilnahmen. Zwar stehen besonders die sieben Kommunen im Kreis ohne eigenes Jugendamt im Mittelpunkt, aber: "Rheinberg betrifft das genauso", so Mennicken.

Leo Giesbers führte aus, was der Kreis Wesel errechnet hat: "3,5 Millionen Euro sind nötig, um die erforderlichen U3-Plätze in den sieben Kommunen zu schaffen." Mit 900 000 Euro rechnet der Kreis Wesel aus dem (noch nicht genehmigten) Landeshaushalt. Bleiben 2,6 Millionen Euro für die Kommunen. Giesbers: "Das kann nicht sein, dass es einen Rechtsanspruch gibt und das Geld reicht vorne und hinten nicht."

Der Eigenanteil steigt

Hans-Theo Mennicken rechnete vor, dass bei der aktuellen Förderpraxis der Eigenanteil der Stadt Rheinberg von zehn auf ca. 50 Prozent steigen würde. Mit ähnlichen Werten rechnen auch die anderen Bürgermeister. Dass die Verwaltungschefs in einer konzertierten Aktion auf die Misere aufmerksam machen, soll ihre Entschlossenheit deutlich machen. "Wir können und wollen das so nicht akzeptieren", meinte Harald Lenßen. "Für Neukirchen-Vluyn hieße das zusätzlich 500 000 Euro. Damit wären wir im Nothaushalt."

Thomas Ahls befürchtet wie auch seine Kollegen: "Wenn wir die U3-Plätze nicht nachweisen können, haben wir verständlicherweise die Eltern auf der Matte stehen. Es muss also dringend etwas passieren." Geplant ist u.a. ein Schreiben an Ministerpräsidentin Kraft.

(RP)
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