Rheinberg Kurzweiliges Niederrhein-Kabarett mit Kazmierczak

Rheinberg · Dass der Niederrheiner an und für sich ja kulturell und sprachlich was Besonderes ist, wissen wir ja spätestens seit Hanns Dieter Hüsch.

Diesen alltäglichen, auch selbstironischen Blick auf den Niederrheiner an sich mit neuen Perspektiven zu erfüllen, das tat der Klever Ludger Kazmierczak im "Schwarzen Adler", wo er angesichts vieler Besucher aus seiner Heimat fast sowas wie ein Heimspiel hatte. "2013 war ich noch Wichtelgeschenk, jetzt schon ein ausgewachsenes Weihnachtsgeschenk", sagte er und sprach vom "Höhepunkt meiner Kleinkünstlerkarriere. Als Klever Kleinkünstler war ich noch nie so weit von zu Hause weg".

Wichtig war ihm, klarzumachen, dass sein Nachname "urtypisch niederrheinisch" ist. "In Nütterden ist es der viertbeliebteste Nachname - ist zwar polnisch, heißt übersetzt aber Jansen." Was dann nicht mehr weiter "überraschte", waren die drei Richtungen, die die Familie nahm: "Import/Export-Handy, Autos, Handfeuerwaffen - Politik oder Altenpflege und Kabarett - zu der gehört auch meine Tante Merkel." Kazmierczak problematisierte die Halbherzigkeit des Niederrheiners beim Komplimentemachen. "Der baut sich vor die auf, veschränkt die Arme und sagt: Ich muss ja schon sagen", als wolle er eher nörgeln. Oder schon eher: "Et ging" ist das größte Kompliment für "Es war astrein."

Er berichtete von spannenden Beobachtungen semantischer Art wie "Komm wir essen Opa - Satzzeichen können Leben retten" , der niederrheinischen Verlaufsform ("Schatz bist Du schon am Schlafen?") oder die Plusquamperfekt-Renaissance ("Et war richtig schön gewesen") mit der Erkenntnis: "Grammatik ist am Niederrhein keine Pflicht, nur ein unverbindliches Angebot". Daneben gab's natürlich noch einige Klever Besonderheiten - wie dem Versuch, das Kleingeld abzuschaffen ("Ein wenig Rummel für nix") oder die "alpine Landschaft" von Ober- und Unterstadt.

Dazu garnierte Ludger Kazmierczak - im Hauptberuf arbeitet er als Journalist für den WDR - noch einige politische Spitzen gegen das "Mordor" Bayern und Alexander "Dobermann" ("Ehe der die bürgerliche Revolution ausruft, wird Seehofer schwul"), den "als Karikatur auf die Welt gekommene Trump" oder die "Winterkörner" mit ihren bescheidenen 3100 Euro Rente pro Tag.

Und die niederländischen Nachbarn bekamen mit ihrer Neigung zu "Automaten"-Lebensmitteln, Frikandeln aus Knochenputz und ihrer "verspielten" Sprache bei der Bezeichnung des Po-Grapschens ihr Fett weg - am Ende eines kurzweilig-humorvollen Abends.

(aflo)
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