Kunstausstellung „art first“ in Rheinberg Das Rathaus wird zur Galerie
Rheinberg · In den nächsten Wochen lohnt sich ein Besuch des Rheinberger Verwaltungsgebäudes noch mehr als sonst: Am Samstag ist dort die Ausstellung „art first“ mit Arbeiten der Künstlerinnengruppe Tanedi eröffnet worden.
Wer in den nächsten Wochen das Rheinberger Rathaus aufsucht, sollte sich Zeit nehmen, denn bis zum 20. September beherbergt das Verwaltungsgebäude eine in ihrer Vielfalt wohl einzigartige Ausstellung der Künstlerinnen-Gemeinschaft Tanedi. Ebenso außergewöhnlich wie die Werke der 13 Künstlerinnen vom Niederrhein war auch die Vernissage am Samstagvormittag. Mit ausdrucksstarken japanischen Trommelvorführungen sorgte die Gelsenkirchener Formation „Arashi Daiko“ für eine Eröffnung mit Paukenschlägen.
„Das war ein fulminanter Beginn“, fand Frank Tatzel. Rheinbergs Bürgermeister bezeichnete die zweite Tanedi-Ausstellung nach 2013 als Win-Win-Situation für beide Seiten: „Sie erreichen sehr viele Menschen damit und wir erfahren immer wieder positive Resonanz, wenn wir eine Ausstellung anbieten.“ Dieses Mal wurde kein spezielles Thema ausgesucht, zu dem die Arbeiten entstehen. „In dieser Ausstellung soll die Kunst in ihrer Vielfalt im Vordergrund stehen, deshalb haben wir den Titel ‚art first’ gewählt“, erklärte Gudrun Kleffe. Die Vorsitzende des Kunstvereins wünscht sich, dass sich die Besucher mit viel Zeit und Muße darauf einlassen: „Wir hoffen, dass unsere Werke sie inspirieren, ihren Gedanken Flügel verleihen, sie an etwas erinnern oder das zu sehende sie ganz einfach erfreut.“
Dass all dies möglich ist, beweist etwa die Künstlerin Elisabeth Abele-Mercator. „Dschungel“ wirkt in seiner Abstraktheit auf den ersten Blick nicht sehr ausdrucksstark. Lässt sich der Betrachter aber darauf ein, zieht es ihn immer weiter hinein in eine Welt aus grünem Dickicht und geheimnisvoller Dunkelheit. Das ist kein Zufall, denn auf der Suche nach dem „glücklichen Moment“ legt sie Farbschicht auf Farbschicht, wodurch ihre Bilder enorm an Tiefe gewinnen. Die Künstlerin malt mit Glas auf Glas, nutzt dabei die Transparenz und die durch das Licht geänderten Farben des Materials.
Eine ebenfalls interessante Herangehensweise zeigen die Werke von Sigrid Neuwinger. Die Materialkünstlerin verarbeitet alltägliche Dinge zu Objekten, die in ihrer veränderten Form ein Potential zeigen, das vorher in ihnen verborgen war. So entstehen auf geheimnisvolle Weise beachtenswerte Gebilde wie das Objekt „Morgenröte“, das bei genauerer Betrachtung aus profanen Wäscheklammern besteht.
Konventionelle Gegenstände sind auch die Grundlage der Werke von Lisa Frenthoff-Köpp. Dabei dürfte ihr dreidimensionales Werk „Innenleben“ beim Betrachter zunächst verwunderte Blicke hervorrufen, besteht es doch aus Sperrholzresten, einem Fahrradschlauch und einer aufgerissenen Wabenplatte. Aber gerade darin liegen die grundlegenden Gedanken, erklärte Frenthoff-Köpp: „Der Fahrradschlauch stellt für mich eine dunkle Linie dar. Mir geht es insgesamt um die Darstellung des Innenlebens von Weggeworfenem.“
Insgesamt verfügen die Ausstellungsstücke über sehr hohe künstlerische Qualität und eine enorme Bandbreite. Ein Besuch des Rathauses lohnt sich in den kommenden Wochen also alleine schon aus künstlerischem Interesse.