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Rheinberg Kreis Wesel droht der Pflegenotstand

Rheinberg · Ulrich Petroff von der Kreisverwaltung informierte den Rheinberger Sozialausschuss über die Entwicklung bis 2030.

 Werden nicht bald die Weichen gestellt, sieht es bereits in zehn oder 15 Jahren schlecht aus mit der Pflege in einer älter werdenden Gesellschaft.

Werden nicht bald die Weichen gestellt, sieht es bereits in zehn oder 15 Jahren schlecht aus mit der Pflege in einer älter werdenden Gesellschaft.

Foto: Angelika Warmuth

Die Zahlen, die Ulrich Petroff in der Sitzung des Rheinberger Sozialausschusses vorstellte, waren mehr als alarmierend - sie waren hoch dramatisch. Ausgangspunkt der Betrachtungen war der Pflegereport 2030, den die Bertelsmannstiftung in Auftrag gegeben hat. "Die Ergebnisse dieses Berichts haben wir für den Kreis ausgewertet", so Ulrich Petroff von der Kreisverwaltung Wesel.

Das Kernproblem, kurz umrissen: Bis 2030 und darüber hinaus wird die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in unserer Gesellschaft drastisch steigen. Betroffen ist die Babyboomer-Generation, also die heute 50- bis knapp 60-Jährigen. "Der Anteil der Menschen, die später durch Familienangehörige betreut werden, wird sinken", führte Ulrich Petroff aus. "Das bedeutet: Deutlich mehr Menschen müssen in Einrichtungen untergebracht werden. Und damit sind viele von uns gemeint, also Menschen, die jetzt schon da sind", machte der Fachmann deutlich.

Er nannte Zahlen: Waren im Jahr 2011 im Kreis Wesel 16 300 Frauen und Männer pflegebedürftig, so werden es 2030 schon 23 300 sein - ein Mehr von 43 Prozent. Um das zu kompensieren, müssen in den nächsten 16 Jahren in den 13 Städten und Gemeinden des Kreises Wesel 2200 bis 2500 neue Pflegeplätze entstehen. Anders ausgedrückt: Pro Jahr wären 130 bis 150 neue Heimplätze nötig. Ulrich Petroff: "Wir müssten demnach ab sofort alle sieben Monate eine zusätzliche Pflegeeinrichtung mit jeweils 80 Plätzen eröffnen." Bei einem Investitionsvolumen von durchschnittlich elf bis zwölf Millionen Euro kein Pappenstiel.

Aber nicht nur die Unterbringung der Menschen bereitet Kopfzerbrechen, auch die Arbeitsstellen spielen eine Rolle. Ulrich Petroff: "Mindestens 500 Pflegekräfte werden zusätzlich gebraucht." Als Konsequenz daraus müsse man dafür sorgen, Kranken- und Altenpflegeberufe schnellstens attraktiver für junge Menschen zu machen, die eine Ausbildungsstelle oder eine Job suchen. Einige Zahlen brach Petroff auf die Stadt Rheinberg herunter. So klärte er beispielsweise über den prognostizierten Anstieg des Pflegewohngelds auf. In Rheinberg gab es 2011 233 Heimbewohner, die mit 711000 Euro zu Buche schlugen. 2030 sollen die Sozialkosten bei rund 2,4 Millionen Euro liegen. Es sei damit zu rechnen, dass sich die Kosten im Pflegebereich sogar vervierfachen.

Petroffs Fazit: Ohne pflegende Angehörige läuft nichts viel - "die Angehörigenpflege trägt unser System. Gäbe es sie nicht, brauchten wir wir 1800 Vollzeitstellen in der Pflege". Der bisherige Grundsatz "ambulant statt stationär" gelte nicht mehr, sagte der Experte. Stattdessen haben wir uns überlegt: Prävention und Reha, familiäre Potenziale und das Lebensumfeld seniorengerecht fördern." Ohne Personal und Geld gehe allerdings nichts, unterstrich Ulrich Petroff.

(RP)
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