Alpen Krähen-Dorf feiert sich als Nabel der Welt

Alpen · Ein Büdericher erobert die Bütt in Veen. Die Veenze Kräje nehmen sich selbst auf die Schüppe - Das ist wahre Größe.

 Zwiebel-Look: El Paco (Pascal Rusch), Verteidiger aus Büderich, stürmte mit permanentem Trikot-Tausch in die Herzen der Veener Borussen.

Zwiebel-Look: El Paco (Pascal Rusch), Verteidiger aus Büderich, stürmte mit permanentem Trikot-Tausch in die Herzen der Veener Borussen.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Pascal Rusch alias El Paco erzählt, wie er bei den Kickern von Borussia Veen groß geworden ist. Der 22-jährige Verteidiger blickt aufs Krähendorf, das um seine Selbstständigkeit kämpft, selbst wenn die Pfarrgemeinde St. Nikolaus in der Alpener Großgemeinde St. Ulrich aufgegangen ist. Und er schaut mit etwas Sorge auf den heutigen Rosenmontagszug. "Hoffentlich wird es nicht zu windig, sonst wird mir heut' schon schwindlig", reimt der Büdericher bei seiner Premiere in der Bütt der "Veenze Kräje".

Am Ende outet er sich im Trikot als Fan der echten Borussia vom Niederrhein - also nicht der aus der Bundesliga, sondern der aus der Kreisliga. Er wird von etwa 500 Jecken bejubelt, die in der ausverkauften Halle auf dem Spargelhof Schippers den "Veenze Fastelowend" miterleben. Der Kicker aus dem Polderdorf hat ihren Geschmack getroffen und die Lacher auf seiner Seite. Mit "Kräj, kräj, helau" wird er verabschiedet.

 Da guckt Mann hin: Die "Veenze Middles" waren nicht nur ein Augenschmaus, sie legten auf der Bühne auch einen starken Auftritt hin.

Da guckt Mann hin: Die "Veenze Middles" waren nicht nur ein Augenschmaus, sie legten auf der Bühne auch einen starken Auftritt hin.

Foto: Armin Fischer

Schließlich lieben die Narren das Lokalkolorit. Dabei scheint es ihnen egal zu sein, ob die Büttenredner die Veener beweihräuchern wie Pascal Rusch oder ob sie ihnen schon einmal auf der Nase herumtanzen wie Nico Stölzer. Der "Dittsche vom Niederrhein", der in Xanten wohnt und in Birten Fußball spielt, macht sich so einen Reim drauf: "Die Veener bekommen nichts auf'e Kette, die saufen alle um die Wette."

Er hat seine Büttenrede mit einigen Passagen fürs Krähendorf aktualisiert. Er bewirft den alten Sitzungspräsidenten Roman Merkewitsch liebevoll mit Dreck und lobt den neuen Sebastian Gutknecht für seine "klare Stimme". Dann zieht er mit einem Schmunzeln über die Heier her, die auf der Höhe nur noch ein Trümmerhaufen seien. Am Ende schmeichelt er seinen Gastgebern: "Die Krähe ist ein schlaues Tier, sucht sie doch das schönste Revier." Das Dorf stehe "wie kein zweites" zusammen. Die Narren, die auch aus Birten, Büderich und der Bönninghardt kommen, stehen auf ihren Stühlen und skandieren "Niiico Stölzer".

Auch bei fast allen anderen Auftritten schwingt Lokalkolorit kräftig mit. Zum Beispiel spielen die Mädchen der U-17-Mannschaft einen Sketch, in dem der Mafia-Boss El Chapo sein Unwesen im Krähendorf treibt, bis durch das "weiße Gold" - also den Spargel - der Fall gelöst wird. Agi Janssen steigt als Änne aus Veen in die Bütt, um über das Älterwerden zu philosophieren. Und gleich mehrere Veener Tanzgarden sorgen für Stimmung, etwa die Veenze Middles oder das Krähenballett.

Zwischen den Auftritten immer wieder der Ruf: "Kräj, kräj, helau". Es ist "Unser Feld ist Veenze Fastelowend" zu hören - der Refrain des örtlichen Karnevalshits. Dann wird der aktuelle Mottosong geschmettert: "La Veena Loca - Carneval Especial". In dem behaupten die globalisierten Veener Narren: "Und bald weiß man es überall, wir sind international." So viel selbstbewusstes Lokalkolorit strahlt bis in den fernsten Winkel der Welt.

(got)
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